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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Gesicht abzuwenden. Ihr spärlich bedeckter Körper schien ihn in keinster Weise abzulenken. »Sobald du angezogen bist, brechen wir zu dem Gasthaus auf.«
    Etwas war merkwürdig an ihm, eine befremdliche Distanziertheit. Er war nicht wie sonst, überwältigte sie nicht mit seiner Leidenschaft und seiner Präsenz. Es musste etwas geschehen sein. Was?
    Er sah … fast sorgenvoll aus. Sorgte er sich um sie? Oder um sich selbst?
    Ärgerlicher-weise wollte sie ihm sogleich alle Sorge nehmen, und gleichzeitig forderte etwas in ihr, dass sie diesen Anblick genoss.
    »Geht es dir gut?«, erkundigte sie sich und stieg aus der Wanne. »Du wirkst seltsam.« Von draußen hörte sie ein Klopfen, dann ging die Zimmertür auf. Janet.
    Reign musste ihr die Zofe geschickt haben, damit sie ihr beim Ankleiden half.
    »Mir geht es bestens.« Eine Lüge, die zu verbergen er sich keinerlei Mühe gab. »Ich warte unten auf dich.«
    »ja, gut.« Das Kinn trotzig gereckt, sah sie ihm nach, wie er hinausging. Nein, sie würde weder lamentieren noch darauf bestehen, dass er ihr verriet, was ihn bekümmerte. Für sie wurde vieles leichter, wenn er sich von ihr distanzierte.
    Entsprechend kam es ihr durchaus entgegen, dass er sie behandelte, als würde er sie kaum kennen.
    Leider kannte er sie besser, als irgendjemand sie je gekannt hatte - und jemals kennen würde.

Kapitel 8
    Das Wolf, Ram and Hart Inn« lag in der sogenannten Altstadt Edinburghs. Das Viertel, in dem Reign wohnte, wurde die Neustadt genannt, was Olivia ein wenig wunderte.
    Auf der Fahrt von dort zum Gasthaus erzählte Reign ihr, wie faszinierend die hohen Gebäude der Altstadt ihm und seinen Freunden einst vorgekommen waren. Heute waren Häuser mit dreizehn Stockwerken nichts Besonderes mehr. Bei der Erinnerung daran, wie verblüffend ihm früher eine solche Architektur erschien, lächelte er.
    In ihrem ungleich kürzeren Leben hatte auch Olivia manche erstaunliche Veränderung bezeugt. Wer hätte sich vor dreißig Jahren erträumt, dass die Leute einmal in motorisierten Wagen herumfahren oder über weite Entfernungen hinweg miteinander sprechen könnten, indem sie Telefone benutzten? Sie konnte sich nicht einmal ausmalen, wie sehr sich die Welt in den Jahrhunderten verändert hatte, die Reign schon lebte.
    »Es muss bisweilen unglaublich für dich sein.«
    Er schaute aus dem Fenster auf die Läden, die nun schlossen, und auf die Pubs, die sich auf das abendliche Geschäft vorbereiteten. »Manchmal ist es einfach nur traurig.«
    »Hältst du Fortschritt für traurig? Heute überleben die Menschen Dinge, die sie zu deiner Zeit sicher noch umgebracht hätten. «
    »Vielleicht sollten es einige von ihnen besser nicht überleben«, erwiderte er trocken. »Natürlich ist nicht jeder Fortschritt schlecht. Obwohl ich finde, dass es unter Strafe stehen müsste, die Ruinen eines römischen Tempels niederzureißen, damit irgendein Monarch sich einen weiteren monströsen Palast bauen kann.«
    Für einen Moment beobachtete Olivia ihn schweigend, weil sie nicht wusste, was sie erwidern sollte. Diese Seite an ihm hatte sie noch nie bemerkt. Was sonst wusste sie nicht über ihn? Wahrscheinlich genug, um mindestens ein bis zwei Jahrhunderte zu füllen.
    »Es ist immer unerfreulich, wenn etwas zugunsten eines anderen zerstört wird«, sagte sie schließlich.
    Reign sah sie misstrauisch an. »Ist das eine weitere kaum verhohlene Spitze gegen mich?«
    »Nein.« Wie schaffte er es immer wieder, sie in die Defensive zu zwingen? »Warum vermutest du hinter allem, was ich sage, eine Beleidigung?«
    Er lächelte matt. »Weil es gewöhnlich eine ist.«
    Schmollend lehnte sie sich in die weichen Polster zurück. Er hatte unrecht, oder nicht? »Diesmal nicht. Außerdem braucht es Schlimmeres, dass du mich zerstörst. «
    Nun wurde sein Lächeln breiter, so dass der eine Mundwinkel sich weit noch oben bog, während er wieder aus dem Fenster schaute. »Dann bitte ich um Verzeihung.«
    »Glaubst du mir nicht?«
    »Sei nicht überempfindlich, Liv! Wir beide wissen, dass du mir nicht vertraust, folglich wäre ich dumm, dir zu trauen.«
    »Ich bin nicht überempfindlich«, konterte sie, doch leider strafte ihr Tonfall sie Lügen.
    Reign strich sich seufzend mit einer Hand über das Kinn. »Liebling, du benutzt mich
    … nein, leugne nicht! Die Tatsache, dass ich es dir gestatte, sollte doch wohl für sich sprechen, nicht wahr?«
    War sie so durchschaubar? Guter Gott, er kannte sie noch besser, als sie

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