Leidenschaft der Nacht - 4
nicht willst, dass ich recht habe. Du möchtest mich selbst dann noch verachten, wenn du dich danach verzehrst, von mir gevögelt zu werden. «
Sie blinzelte ob seiner drastischen Worte. Eigentlich sollte sie an solche Ausdrücke gewöhnt sein. »Das ist nicht wahr! « Doch, genau so war es. Auf eine verdrehte, aberwitzige Weise.
»Ich habe gesehen, wie du den jungen gebissen hast. Ich sah die Freude in deinem Gesicht, und ich weiß, dass du dir ausgemalt hast, er wäre ich, genau wie ich mir ausmale, du wärst es, wann immer ich eine Brünette beiße.«
Olivia riss die Augen weit auf. »Tust du das?« Guter Gott, sie waren wirklich alle beide pervers! Mehr als pervers. Abartig!
Er rieb sich über das Gesicht. Dabei war diese Geste überflüssig, denn seine Verdrossenheit war beinahe mit Händen zu greifen. Und Olivia hatte sie provoziert.
»Ich bin es leid, auf ein Lächeln von dir zu hoffen, obwohl ich weiß, dass ein finsterer Blick kommt. Ich bin es leid, mich fortwährend zu fragen, was du hier machst.«
Ja, und Olivia war es leid, dass ihre Unterhaltungen verlässlich auf das eine Thema zusteuerten. Sie war es leid, dass er sie behandelte, als wäre sie diejenige, die sich entschuldigen müsste. Doch hatte sie bisher kein Zeichen des Bedauerns von ihm erhalten, und ehe das nicht kam, würde sie ihm auch nichts vergeben. »Du weißt, was ich hier mache.« Hatte er sie denn um Vergebung gebeten? Nein. Und dennoch erwartete er, dass sie ihm verzieh.
»Ich meinte mit mir, Liv.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Konnte er diese übertriebenen Gesten nicht lassen? »Was du mit mir machst.«
»Ich weiß es nicht.« Was der Wahrheit entsprach. Zwar war ihr klar, was man von ihr verlangte, das sie mit ihm machte, aber das hatte weder mit ihren Gefühlen noch mit ihren Wünschen zu tun. In einem Moment schaffte sie es, sich an ihre Verbitterung zu klammern, im nächsten entglitt sie ihr und wurde ihre Sehnsucht nach ihm zu einer offenen Wunde. Ja, sie brauchte ihn, nur ihn!
»Das überrascht mich nicht. Wenn du es weißt, sag mir Bescheid. Gute Nacht.«
Er ging, und Olivia blieb enttäuscht und fröstelnd zurück. Scham und Verlangen ließen sie am ganzen Leib zittern. Sie sollte froh sein, dass er fort war. dass sie ihm nicht die willige Ehefrau vorgaukeln musste. Schließlich war es gut, etwas Distanz zwischen ihnen zu wahren. Gut, klug und notwendig.
Könnte sie doch bloß ihr Herz dazu bringen, das zu glauben!
Kapitel 9
Was zum Teufel tat er denn?
Reign verbrachte die restlichen Stunden vor dem Morgengrauen nackt auf seinem Bett, die Decken zu seinen Füßen zusammengebauscht. Ihm war heiß, obwohl eine sanfte Brise durch die offenen Balkontüren hereinwehte; und zu unruhig, obgleich draußen auf der Straße alles still war.
Für beides gab er vor allem der Frau im Zimmer neben seinem die Schuld.
Nachdem er sie verlassen hatte, war er in sein Zimmer gegangen, hatte sich ausgezogen und ins Bett gelegt. Ohne sich darum zu scheren, ob Olivia ihn hörte - ja, er hoffte es vielmehr -, hatte er sein steifes Glied umfasst und sich zu einem schnellen, unbefriedigenden Orgasmus gebracht. In dem Moment, als er kam, hätte er schwören können, ein winziges Seufzen aus Olivias Schlafzimmer zu hören. Die Vorstellung, dass sie sich befriedigte, sich streichelte und dabei an ihn dachte, war gleichermaßen wohltuend wie peinigend. Sie verdiente es, ebenso unsinnig erregt zu sein wie er, aber hätte sie verdammt noch mal einfach nachgegeben, wären sie gemeinsam zum Höhepunkt gekommen statt allein in getrennten Zimmern.
Er musste verrückt sein, sich von ihr in dieses absurde Spiel hineinziehen zu lassen.
Wäre es schlichte körperliche Anziehung, könnte er über sich selbst lachen, weil er von seinem Schwanz beherrscht wurde, aber während dieses eine Körperteil gewiss alles bereitwillig mitmachte, was Olivia wollte, war es dennoch nicht der Grund, aus dem Reign sich eine solche Folter antat - im Gegenteil. Er hatte ihr heute Nacht bewusst den Rücken gekehrt, weil er nicht wollte, dass sie sein Begehren länger gegen ihn einsetzte. Oder ihr eigenes als bequeme Ausflucht nutzte, um ihm die Wahrheit vorzuenthalten.
Und er wollte sich nicht den Schuldgefühlen stellen, die mit der Erkenntnis einhergingen, dass er all das verursacht hatte.
Er sorgte sich um sie, was so grotesk war, dass er lachen musste. Die Lügen und die Spiele waren nur Teil des Problems. Hier ging es um mehr als eine Entführung,
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