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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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und Olivia wusste, was es war, oder hatte zumindest eine Ahnung. Wie auch immer, sie war nicht willens, ihn einzuweihen. Entweder weil sie ihm nicht traute oder …
    Oder was? Er hatte absolut nichts mit James zu schaffen und war dreißig Jahre gar nicht in ihrem Leben aufgetaucht. Welchen anderen Grund konnte sie haben, ihm nichts zu verraten? Angst? Ein anderer Mann? Gab es einen Geliebten, der in die Sache verwickelt war?
    Bei dem Gedanken, dass sie einen anderen Mann in ihrem Leben hatte und zugleich bereit war, mit ihm das Bett zu teilen, knurrte Reign wie ein alter Hund. Idiot!
    Schließlich hatte er all die Jahre nicht keusch gelebt, also wäre es blödsinnig zu vermuten, sie hätte es.
    Nein, die Vorstellung, dass sie einen Geliebten gehabt haben könnte, war ihm an sich auch nicht zuwider. Eher war es die Tatsache, dass fraglicher Geliebter ihr genug bedeutete, um zu Reign zu kommen und ihn um Hilfe zu bitten - nachdem sie einst geschworen hatte, es niemals zu tun.
    Herrgott! Reign hockte sich auf die Bettkante. Auf keinen Fall würde er hier herumliegen und nutzlos vor sich hin grübeln wie ein unsicherer verliebter Junge! Er benahm sich ja fast wie eine Frau: Er dachte zu viel und handelte zu wenig.
    Die Nacht war noch nicht vorüber, und er sollte nachsehen, ob es irgendwelche Neuigkeiten von Clarke gab. Falls sich das als fruchtlos erwies, konnte er bei Dashbrooke einbrechen. Vielleicht stieß er dort auf Erhellendes. ja, er musste irgendetwas tun, das ihm das Gefühl verlieh, einen Rest von Kontrolle zu besitzen.
    Er zog sich den dunkelroten Brokatmorgenmantel über, der am Fußende seines Bettes hing, ging aus dem Zimmer und stieg lautlos die Treppe hinunter in seine Bibliothek.
    Obwohl er selbst ein Nachtwesen war, gewährte er dem Gros seiner Bediensteten freie Abende und Nächte. Einzig die wenigen, denen er hinreichend vertraute, um sie über seine wahre Natur in Kenntnis zu setzen, passten sich an seinen Lebensrhythmus an. In London zählte Clarke zu diesem Kreis, hier Watson, sein Butler.
    Das Haus war relativ ruhig. Reign hörte, wie Watson im Untergeschoss leise vor sich hin sang, während er sich zum Schlafengehen bereit machte. Watson war in den Dreißigern und hatte von seinem Vater alles gelernt, was er über die Führung von Reigns Haushalt wissen musste. Watsons Vater war ein guter Mann, ganz anders als Reigns eigener. Vor mehreren Jahren schon war er in den Ruhestand gegangen, und sein Sohn hatte seine Stellung übernommen. Watson ging in den frühen Morgenstunden ins Bett und schlief bis nachmittags, wenn das übrige Personal eintraf. Keiner wunderte sich über den Lebensrhythmus eines wohlhabenden Gentlemans. Schließlich waren doch alle Privilegierten von Natur aus faul, dekadent und verschliefen den halben Tag, nicht wahr?
    Die Dienstplanung des Hauses sorgte dafür, dass kein ahnungsloser Diener versehentlich ins Schlafzimmer ging, während Reign schlummerte, und riskierte, zu Schaden zu kommen. Ein aufgeschreckter Vampir war so unberechenbar wie ein Hornissenschwarm, allerdings um ein Tausendfaches tödlicher. Und dass das Personal über Nacht aushäusig war, verhinderte, dass sie ihn zufällig mit roten Flecken auf seinem Hemd ertappten - von seinem eigenen oder dem Blut von jemand anders.
    In der Bibliothek schaltete Reign die Schreibtischlampe an und setzte sich auf den weich gepolsterten Sessel. Die einzige moderne Bequemlichkeit, die in seinem Edinburgher Haus fehlte, war ein Telefon. Er brauchte schlicht zu selten eines. Die Menschen, die er sprechen wollte, waren gemeinhin bei ihm oder besaßen keines.
    Und ganz sicher wollte er nicht, dass die Leute glaubten, ihn jederzeit anrufen zu dürfen, wenn sie wollten.
    Auf dem Schreibtisch lag ein kleiner Stapel Korrespondenz. Einige der Umschläge enthielten offensichtlich Einladungen, die er sich später ansehen würde. Ein Brief kam von einem Geschäftsfreund in Massachusetts, der seine Post stets nach Edinburgh schickte, von wo aus sie gegebenenfalls an Reign weitergeleitet wurde. Und es waren zwei Telegramme von Clarke darunter. Das eine war gestern angekommen, das andere heute.
    Reign öffnete das frühere zuerst. Es war knapp und direkt gehalten. Offenbar begeisterte James Burnley sich sehr für Vampire und gehörte einer Gesellschaft an, die sich zu Vorträgen über Okkultes und übernatürliche Phänomene traf. Überdies hatte jemand gehört, wie der junge im Boodle’s lautstark seine Freude auf die Schottlandreise

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