Leidenschaft der Nacht - 4
breiten Balken entlang zur Mitte der Taverne, direkt über Reign. Sie könnte sich auf den Tresen fallen lassen, ohne ihre Schulter allzu übel anzuschlagen. Ob er ihr erlaubte, an seiner Seite zu kämpfen?
Er sah sie kaum an, als sie neben ihm landete, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, drei Männer abzuwehren, die ihn attackierten. Der Kampf war vollkommen außer Kontrolle. Alle in der Taverne machten mit, auch diejenigen Gäste, die gar nicht zu Dashbrooke gehörten.
Olivia boxte einem Mann gegen den Kopf, der nach hinten flog und gegen einen Tisch knallte. Ihre andere Schulter wurde taub, und der Arm hing nutzlos herunter.
Ein Ruf erregte ihre Aufmerksamkeit, und Olivia drehte sich gerade rechtzeitig um, so dass sie die Frau sah, die mit einem Messer in der Hand auf Clarke losging. Olivia stürzte sich auf sie und warf sie zu Boden. Mit irren Augen starrte die Frau sie an, ließ jedoch ihre Waffe nicht los, mit der sie Olivia quer über das Gesicht schnitt. Es war keine Silberklinge, brannte aber trotzdem. Wütend brach Olivia ihr das Handgelenk und rammte ihre Stirn gegen die der Angreiferin, die daraufhin das Bewusstsein verl or.
Clarke hatte gar nicht bemerkt, wie knapp er dem Messer entkommen war.
Den Blusenärmel auf ihren Schnitt gepresst, rappelte Olivia sich hoch. Die Blutung würde bald aufhören und der Schnitt heilen, doch im Moment rann ihr das Blut über Wange und Hals.
Sie sah zur Tür, wo zwei Männer Dashbrooke nach draußen halfen. Auch die anderen traten langsam den Rückzug an, zumindest diejenigen, die noch bei Bewusstsein waren.
Wild entschlossen setzte Olivia ihnen nach. Ihre Schulterverletzung schwächte sie, machte sie langsam und ungeschickt. Einer der Männer neben Dashbrooke hatte eine Pistole, die er auf sie richtete, als sie nach dem Gehrock des fetten Mistkerls griff.
Er feuerte.
Schmerz blühte in ihrer Brust auf und warf sie nach hinten. Stolpernd sank sie auf die Knie. Sie war bereits leicht benommen, sah aber noch das leuchtend rote Blut, das links auf ihrer Brust durch die Bluse sickerte.
»Olivia!« Es war Reign, der ihren Namen rief. Sie versuchte, sich zu ihm zu drehen, fiel jedoch vornüber auf den rauhen, schmutzigen Boden. Das Atmen tat ihr weh, und als sie den Mund öffnete, um Reign zu sagen, dass sie verletzt war, kam nichts als Blut heraus.
So viel zur Unsterblichkeit, dachte sie, während Finsternis sich über ihre Gedanken legte.
Sie würde sterben.
Kapitel 15
Das Letzte, woran Reign dachte, als er mit der blutenden Olivia in seinen Armen das
»Wolf, Ram and Hart« verließ, war, ob jemand sah, wie er in den Himmel abhob und wegflog.
Ihn kümmerte nicht, dass Dashbrooke entkommen war. Der Mann, der auf Olivia geschossen hatte, war es nicht. Wie einer Puppe hatte Reign ihm den Hals umgedreht. Er hatte nicht einmal nachgedacht, den Mann einfach gepackt und getötet. Dasselbe hätte Dashbrooke geblüht, wäre Reign nicht ganz und gar auf Olivia konzentriert gewesen - was er auch sollte. Watson und einige der anderen folgten Dashbrooke. Clarke nahm die Kutsche und traf Reign zu Hause. Auf keinen Fall wollte er riskieren, Olivia in dem wackligen Gefährt zu transportieren, zumal er sie auf diese Weise ungleich schneller und sicherer heimbrachte.
Er hatte entsetzliche Angst, was er daran merkte, dass er überhaupt nichts fühlte.
Innerlich war er vollkommen stumpf, denn manche Ängste waren schlicht zu groß, als dass der Verstand sich ihnen stellen konnte.
Zwar hatte er gesehen, wie Vampire schon üblere Wunden überlebten, doch keiner von ihnen war so jung gewesen wie Olivia. Die Kugel in ihrer Brust hatte das Herz verfehlt, sonst wäre sie inzwischen tot. Aber sie war dennoch gefährlich, sehr gefährlich. Die Silberkugel musste entfernt werden, und sollte sie dem Herzen so nahe sein, wie es schien …
Ich werde sie nicht verlieren!
Er flog so schnell auf sein Haus zu, dass der Wind an seinen Kleidern riss und ihm in den Augen brannte. Währenddessen rührte Olivia sich nicht in seinen Armen. Die Taubheit in ihm drohte, blanker Panik zu weichen.
Er kam vor Clarke im Haus an und brachte Olivia geradewegs in sein Schlafzimmer.
Dort legte er sie behutsam auf das Bett, bevor er ihr die Bluse und das Halbkorsett auszog. Auf ihrem Rücken klaffte eine grässliche violette Wunde, deren zerfetzte Ränder sich bereits zusammenzuziehen versuchten. Die Verletzung in ihrer Brust dagegen war weit schlimmer, die ganze Brust blutig und tief
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