Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
Entsetzen holte er die Halskette und legte sie ihr um. Ihr Atem stockte. Es war die verfluchte Kette, die sie zur Sklavin machte, ohnmächtig und wehrlos.
Dann nahm er ihre Hand und führte sie zu den hohen Marmorsäulen. Zwei große Eisenringe ragten aus den Steinen, glänzend und bedrohlich. Badra lief es eiskalt den Rücken hinunter.
Er hielt ihr Leben in seinen Händen. Nie zuvor hatte sie sich ohnmächtiger gefühlt, nicht einmal als Fareeq sie geschlagen hatte, denn damals hatte sie sich an ihre Seele, ihr ba geklammert, auch noch als die Peitsche ihr tief ins Fleisch geschnitten hatte.
Ihr Hass hatte sie überleben lassen. Aber Kenneth, ihr früherer Beschützer, besaß die Macht, ihr schlimmere Wunden zuzufügen, als es Fareeq jemals vermocht hatte.
Er nahm ihre Hände und küsste die Innenflächen. Dann wand er ein Seidenband um jedes Handgelenk. Ihre alten Ängste wurden wach, als er die Bänder an den unheimlichen Eisenringen vertäute, so dass ihre Arme ausgebreitet waren. Die Fesseln waren locker genug, dass sie nicht an ihr zogen, aber die Knoten waren fest.
Sie konnte nicht entkommen.
Ihre Knöchel band er auf dieselbe Weise fest. Jetzt war sie ihm ausgeliefert, wehrloses Opfer seines Vergnügens, nackt zwischen zwei Säulen gefesselt. Es war beinahe die gleiche Position wie die, in der Fareeq sie gefesselt hatte, um sie auszupeitschen. Sie konnte nichts dagegen tun, dass heftige Schauer ihren Körper durchschüttelten. Badra versuchte angestrengt, ihre Angst zu verdrängen.
Vor ihr stand Kenneth: groß, muskulös und mächtig. An der gegenüberliegenden Wand hing eine Lederpeitsche. Mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze ging er hin und nahm die Peitsche herunter.
Ein scharfer Knall hallte durch die Luft, als er die Peitsche gekonnt schnalzen ließ.
Badra riss an ihren Fesseln, doch es war vergebens. Bitte! Ihr Mund formte das Wort, nur kam kein Laut heraus. Kenneth näherte sich ihr, die Peitsche in den Händen, sein Gesicht ernst und erbarmungslos.
Sie bekam eine Gänsehaut, und ihr Körper verkrampfte sich in der Erwartung entsetzlicher Schmerzen. Die Zeit kroch dahin, Minute für furchtbare Minute. Sie schloss die Augen, denn sie könnte es nicht ertragen, den Mann, der sie zu lieben behauptete und der einst geschworen hatte, sein Leben für sie zu geben, eine Peitsche gegen sie erheben zu sehen.
» Vertrau mir, Badra!«
Kenneth war ein Ehrenmann. Konnte sie ihm vertrauen, sie nicht zu verletzen, obwohl sie ihm so schrecklich weh getan hatte?
Badra biss sich auf die bebende Unterlippe und klammerte sich an die winzige Hoffnung, dass Liebe stärker war als Angst. Dann öffnete sie die Augen und sah ihn entschlossen an.
»Ich vertraue dir.«
Etwas fiel zu Boden. Erst begriff sie nicht, dann sah sie die Peitsche zu Kenneths Füßen – wie eine tote aufgerollte Schlange. Im nächsten Moment küsste er sie auf die Lippen, sanfter als Seide, wie lindernder Honig auf einer schmerzenden Wunde.
Er trat zurück, betrachtete sie, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck tiefster Zärtlichkeit an. Mit seinen starken Händen, die seinen Feinden gegenüber zu äußerster Brutalität fähig waren, nahm er ihren Kopf, als handelte es sich um die zarteste Fayence aus einer Pyramide.
»Mein Liebling«, sagte er mit belegter Stimme, »lass mich dir das Khamsin-Geheimnis der hundert Küsse enthüllen!«
Er verschwand hinter ihrem Rücken. Als Nächstes fühlte sie seine sanften Lippen auf ihrer Haut, deren federleichte Berührung sie aufs Wunderbarste wärmte. Auf jeden Kuss folgte ein winziges zartes Flattern seiner samtigen Zunge.
Er küsste ihre Narben, stellte sie verwundert fest, drückte seine Lippen auf ihre Vergangenheit, als könnte er Kuss für Kuss die Schmerzen lindern, die sie erlitten hatte. Es war wie Balsam auf ihrer Seele. Nach und nach füllten seine Liebkosungen sie vollständig aus. Bald gab es nichts anderes mehr – auch keine Angst. Badra spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie kniff sie zu und begann zu zählen, und neue Furcht überkam sie.
Das Geheimnis der hundert Küsse.
Das war die Khamsin-Krieger-Tradition, von der sie die Frauen in den dunklen Zelten flüstern gehört hatte: Küsse, mit denen die Leidenschaft einer Frau erregt werden sollte. Und sie gipfelten in Liebkosungen der empfindsamsten Stellen, die ihre Empfängerin in höchste Ekstase versetzten.
Kenneths Küsse badeten sie in einem warmen Meer des Akzeptierens, des Vergessens und der
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