Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
Seidenschal und lockte seine Sinne in den Wahn.
»Kenneth«, korrigierte er.
Er hob den Muff auf, den sie fallen gelassen hatte, und eine Pfundnote flatterte heraus. Wieder bückte er sich, bevor er ihr beides mit einem fragenden Blick wiedergab.
»Ich … ich weiß nicht, wo ich das englische Geld hinstecken soll«, stammelte sie.
Mit einem Kopfnicken zu dem Reticule an ihrem Arm bedeutete er ihr den richtigen Platz dafür.
»Wie schön, dich wiederzusehen, Khep … ich meine Kenneth.« Badra nahm den Geldschein und den Muff. Ihre Wangen waren tiefrot. Nicht dass er nicht ebenfalls verlegen wäre, doch ihr war es deutlicher anzusehen.
»Wie ich sehe, geht es dir recht gut«, fügte sie hinzu.
Er war sprachlos. Recht gut? Wenn er nichts wollte, als sie in die Arme zu nehmen und bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen? Nachdem sie ihn mit ihrer Abweisung bis ins Mark getroffen hatte? Das war beinahe zum Lachen, aber er verkniff es sich.
»Was machst du hier, Badra?«
»Rashid und ich besuchen Lord Smithfield.«
Er fluchte im Stillen. Der Earl dachte wahrscheinlich, er würde sich freuen, Leute jenes Stammes wiederzusehen, der ihn aufgezogen hatte. Weit gefehlt!
»Warum?«, fragte er knapp.
»Ramses sollte herkommen, aber Katherine ist schwanger, und er fürchtete, dass die weite Reise zu anstrengend für sie wäre. Deshalb kamen wir an ihrer statt. Erinnerst du dich an die Artefakte aus dem Grab von Ramses’ Vorfahren?«
Auf sein Nicken hin fuhr sie fort: »Lord Smithfield hilft uns, einige der Stücke zu verkaufen. Mit dem Geld möchte Jabari ein paar Kinder auf englische Schulen schicken. Sie brauchen eine bessere Bildung.« Sie lächelte. »Wie geht es deinem Großvater?«
Sein Hals fühlte sich unangenehm eng an. »Mein Großvater … ist vor zwei Monaten gestorben. Eine plötzliche Krankheit. Jetzt bin ich der Duke of Caldwell.« Er schloss für einen kleinen Moment die Augen, dann öffnete er sie wieder. »Aber ich kann mich glücklich schätzen, dass wir ein wenig Zeit zusammen hatten, ehe er von uns schied.«
Sie sah ihn mitfühlend an. »Oh, Kenneth, das tut mir sehr leid. Warum hast du nicht geschrieben und es uns mitgeteilt?«
Ihnen? Er hatte den Stamm verlassen. Sie wussten nichts über sein Privatleben. Natürlich hätte er seinen tiefen Kummer gern mit ihnen geteilt. Gerade erst hatte er seinen Großvater kennengelernt, da verlor er ihn auch schon. Seit seinem Tod fühlte Kenneth sich schrecklich einsam.
Aber er konnte es ihnen nicht erzählen.
Abrupt wechselte er das Thema: »Wie ich hörte, hast du meine Ausgrabungen in Dashur besucht. Hast du dort irgendetwas gesehen, das dir gefiel?«
Wieder wurde sie rot. »Es … es war sehr interessant. Woher weißt du, dass wir da waren?«
»Ich weiß alles über die Ausgrabung.« Er betrachtete ihr Gesicht, vor allem ihre wunderschönen großen Augen. Bei ihrem Anblick regte sich sein altvertrautes Verlangen. Nein, er durfte dem nicht nachgeben. »Wie geht es Elizabeth? Hat ihr die Pyramide gefallen?«
»Ja, sehr sogar, und Jabari auch. Beiden hat es gut getan, einmal etwas anderes zu sehen. Tarik ist beinahe zwei Jahre alt und sehr«, sie lächelte, wobei ein Leuchten über ihr Gesicht ging, »sehr jungenhaft.«
Auf einmal verspürte Kenneth ein unerträgliches Heimweh nach der Wüste, die früher sein Zuhause gewesen war. Er musterte Badra. Sie trug ein weiches graues Wollkleid mit Spitzenbesatz unten an den Ärmeln. Ein warmer Filzhut bedeckte ihr zu einem festen Knoten aufgestecktes seidiges Haar. Unter all den englischen Frauen, denen er begegnet war und von denen er einige in seinem verzweifelten Versuch in sein Bett nahm, Badra zu vergessen, konnte es keine mit ihrer Schönheit aufnehmen.
Er musste seine Gefühle um jeden Preis verbergen. Zeige sie niemals dem Feind, hatte Jabari ihm geraten, sonst wirst du gnadenlos geschlachtet. Gott, der Scheich hatte recht – nur hatte er ihm nie verraten, dass der Feind auch eine wunderschöne Frau sein konnte.
»Richte ihnen meine Grüße aus«, sagte er förmlich.
Mit diesen Worten wandte er sich von Badra ab und ging zu dem Ladengehilfen, der ihn mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Kenneth stützte die Hände auf den Tresen und sah den Mann eindringlich an. »Sind irgendwelche neuen Stücke hereingekommen? Ich interessiere mich besonders für eine goldene ägyptische Halskette. Auf dem Anhänger sind zwei Greife und die Geiergöttin eingraviert.«
Kapitel 4
G ott steh mir
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