Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
bei!, dachte Badra verzweifelt. Ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust. Ängstlich beobachtete sie den Ladengehilfen, der Kenneth vollkommen ungerührt ansah.
»Bedaure, Euer Gnaden, ein solches Stück führen wir nicht.«
Erleichtert ließ Badra die Schultern sinken, während der Mann diskret die Schublade zuschob, in der sich die gestohlene Halskette befand.
Kenneth trommelte mit den Fingern auf den Ladentisch und sah auf die Schaukästen hinab. Unwillkürlich musste Badra daran denken, dass er derselbe Mann war, der einen Eid geschworen hatte, sie mit seinem Leben zu beschützen. Und nun war er ein Fremder. Wären seine blauen Augen nicht, hätte sie ihn womöglich gar nicht erkannt. Das dunkelbraune Haar reichte ihm nur noch bis zum Kragen seines Mantels, und seine Wangen, die ehedem von einem getrimmten Vollbart verhüllt wurden, waren glattrasiert. Zum ersten Mal sah sie sein kantiges Kinn. Durch den fehlenden Bart kamen allerdings auch seine vollen sinnlichen Lippen und seine schmale Nase besser zur Geltung. War Khepri lediglich gutaussehend gewesen, so beeindruckte dieser Fremde sowohl mit einem atemberaubenden Äußeren als auch mit seinem vornehmen, tadellosen Auftreten. Sein grauer Wollübermantel reichte ihm bis zu den Oberschenkeln. Badra blickte auf seine Füße – keine weichen blauen Lederstiefel, sondern polierte schwarze Schuhe.
Einst hatte sie in diesen blauen Augen nichts als Freundlichkeit gesehen. Heute hingegen schienen sie kälter als die Luft draußen. Ganz und gar ein wahrer englischer Herzog, hielt Kenneth die breiten Schultern vollkommen gerade und die in Seidenhandschuhe gehüllten Hände hinter dem Rücken verschränkt.
Er war immer schon ein aufmerksamer, scharfer Beobachter gewesen, hatte jede ihrer Bewegungen überwacht, und sie fürchtete, er würde bemerken, dass sie zu schnell atmete. Dann würde er Fragen stellen und Antworten verlangen. Doch er studierte lediglich die Kunstgegenstände und erkundigte sich nach ihrer Herkunft. Aus dem Hinterzimmer waren Stimmen zu hören, als die Tür aufging. Badras Herz setzte einen Schlag lang aus, als Rashid in den Raum trat.
Auf das Geräusch hin hatte Kenneth sich umgedreht. Rashid blieb stehen, als er ihn sah, und prompt wurde Badra heiß.
Abschätzig sahen die beiden Männer sich an. In Rashids braunen Augen funkelte eine solche Abscheu, dass Badra erschauderte. Seine Loyalität dem Scheich gegenüber gebot ihm, Kenneth als einen Verräter zu betrachten.
Eine halbe Ewigkeit starrten beide sich an.
»Hallo, Khepri«, sagte Rashid auf Arabisch, und sein Kinn unter dem dichten schwarzen Bart spannte sich. »Wie ich sehe, bist du wohlauf. Was für ein Jammer!«
Angsterfüllt beobachtete Badra, wie Kenneth die Augen ein wenig zusammenkniff und in derselben Sprache erwiderte: »Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich je wiedersehe, Rashid.« Er lächelte ihn eiskalt an. »Was für ein Jammer!«
»Ich denke, ich schulde dir etwas für die Art, wie du Jabari bei deiner Abreise beleidigt hast, Khepri«, sagte Rashid frostig.
Kenneth lächelte immer noch. »Dann gib es mir, wenn du Manns genug bist, denn ich möchte dich nicht in meiner Schuld wissen.«
Rashids Hand schnellte zur gleichen Zeit an seine Seite wie Kenneths. Verwirrt sah Badra von einem zum anderen.
Zum Glück führte keiner von beiden eine Waffe bei sich, so dass sie sich darauf beschränkten, einander feindselig zu umkreisen wie Hunde, die kurz davor waren, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Sie hoben die geballten Fäuste. Beide Männer waren ungefähr gleich groß und gleich muskulös. Ohne weiteres könnten sie sich mit bloßen Händen töten.
Wieder ertönten Stimmen, und ein zweites Mal schwang die Tür zum Hinterzimmer auf. Der Geschäftsinhaber und Lord Smithfield kamen heraus. Letzterer trat sofort vor und legte Rashid eine Hand auf den Arm.
»Lass es gut sein!«, sagte der Earl ruhig.
Der Khamsin-Krieger kochte vor Wut und schüttelte die Hand des Adligen ab. Doch er wich mit einem höflichen Nicken zurück.
»Ich werde meinen Gastgeber nicht beschämen, indem ich hier Blut vergieße«, sagte er mit finsterer Miene zu Kenneth. »Aber sei gewarnt, Verräter! Die Zeit wird kommen.«
»Ich freue mich darauf«, erwiderte Kenneth mit einer gefährlich sanften Stimme. »Unterschätze mich nicht, nur weil ich jetzt englische Kleidung trage! Du weißt, dass ich dich besiegen kann.«
Kenneth schien sein Temperament zu zügeln, was Badra deutlich
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