Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
an ihrer fleckigen Schürze abwischte. »Du wirst nicht gehen. Ich möchte keine gute Hilfe verlieren.«
»Danke, Euer Gnaden!«, flüsterte sie und rang die Hände. »Er hat gesagt, er heiratet mich, und – und dann ist er weg.«
»Jeder macht einmal Fehler.« Kenneth dachte an Badra, seinen schlimmsten Fehler, und ihr Nein zu seinem Antrag.
Pomeroy war inzwischen so rot, dass er jederzeit zu platzen drohte. »Euer Gnaden, ich muss darauf bestehen … Ihr dürft ihr nicht erlauben, hierzubleiben. Sie ist ein schlechtes Beispiel für das Personal.«
Kenneth wandte sich an die Küchenmagd. »Kannst du kochen?«
Sie nickte scheu. »Ich habe für meine Familie gekocht, Euer Gnaden. Einfache Kost, aber …«
»Gut. Einfache Kost klingt wunderbar. Dann fang mit dem Abendessen heute an. Du bist die neue Köchin.« Kenneth sah den französischen Koch kühl und gelassen an. »Packen Sie Ihre Sachen! Sie sind entlassen.«
Pomeroy fiel die Kinnlade herunter. »Aber, aber …«, prustete er.
»Heute!«, unterbrach Kenneth ihn.
Er fühlte sich deutlich besser, als er den auf Französisch schreienden Pomeroy stehenließ und in die Stille seiner Bibliothek flüchtete. Dort sank er auf einen zu weichen Sessel, stützte das Kinn in seine Hand und blickte in das Feuer, das im weißen Marmorkamin knisterte. In sämtlichen Räumen des Herrenhauses brannten Feuer. Er war wohlhabend und konnte sich die Kohle leisten. Außerdem war ihm so entsetzlich kalt …
Auf ein leises Geräusch hin wandte er sich zur Tür um. Zaid stand mit einem Stapel Papiere da.
»Soll ich die unterzeichnen?«
Zaid nickte, und Kenneth begab sich zu dem Satinholzschreibtisch. Er setzte sich in den wuchtigen Stuhl und starrte auf die Dokumente, die Zaid ihm gab. Sie sahen offiziell und wichtig aus.
Langsam tunkte er den dicken goldenen Federhalter in das Tintenfass. Einen Moment lang schwebte seine Hand unschlüssig über dem Papier, dann streckte er den Rücken durch und malte die zarten Kringel und Schleifen, die keinerlei Bedeutung für ihn hatten. Immerhin sahen sie sehr offiziell aus. Zaid schüttete Sand auf die Unterschrift, um die Tinte zu trocknen.
Sobald er fertig war, zog Kenneth seine goldene Uhr aus der Westentasche. Sein Freund, Landon Burton, der Earl of Smithfield, hatte ihn gebeten, ihn im Antiquitätengeschäft seines Cousins Victor zu treffen. Er versprach eine kleine Überraschung.
»Lass den Wagen anspannen, Zaid! Ich bin für mein Treffen mit Lord Smithfield spät dran.«
Der Sekretär ging, und Kenneth betrachtete die kleinen Sandkörner, die noch an der schwarzen Tinte hafteten. Sand. Ägypten. Seine Füße sehnten sich danach, jenes Land zu fühlen, das er einst seine Heimat genannt hatte. Aber es war nicht mehr seine Heimat.
Was für eine Ironie des Schicksals! Der englische Duke, der geschworen hatte, niemals nach Ägypten zurückzukehren, verzehrte sich nach diesem Land wie nach nichts anderem. Er kam sich wie ein Vertriebener vor, ohne Land oder Kultur. Von jenem Moment an, als er Ägypten verlassen hatte, war er entschlossen gewesen, die Frau zu vergessen, die sein Herz gebrochen hatte. Badra gehörte seiner Vergangenheit an, in der er wie der Wind durch die Wüste geritten war und mit starkem Arm den Krummsäbel geschwungen hatte. Er war nicht mehr Khepri. Und dennoch lockte ihn die Erinnerung an Badras Schönheit wie Sirenengesang. Er sollte sich Lumpen in die Ohren stopfen, damit die Melodie verstummte.
Gott stehe ihm bei, falls er sie jemals wiedersah! Gott stehe ihnen beiden bei!
Kapitel 3
D er Auftrag war weit gefährlicher, als sie zunächst angenommen hatte. Badras Herz setzte aus, als sie aus dem Kutschenfenster schaute. Sie hauchte von innen gegen die Scheibe und malte ihren Namen in Englisch. Beim Anblick der Buchstaben musste sie lächeln. Früher war sie Analphabetin gewesen, heute konnte sie Englisch und Arabisch lesen und schreiben. Das war ihr größter Erfolg.
Dann packte sie die Angst. War sie im Begriff, ihren größten Fehler zu begehen?
Gestohlene Artefakte zu einem Fremden zu schmuggeln war eine Sache. Aber eine Halskette, die Khepris Eigentum war? Ihr brach Schweiß aus, als sie die Hände in ihrem Muff fest zusammenpresste.
Das kalte graue Land, das Khepri nun seine Heimat nannte, machte sie frösteln. Sie sehnte sich nach dem warmen Sand Ägyptens, den sanften Wüstenbrisen und der brennenden gelben Sonne. Sie erschauderte vor dem Gedränge und Gestank Londons, dem dichten schwarzen
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