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Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Titel: Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Vanak
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Unterarmen fest. Während sie ihn fest umklammerte, sah er sie ernst an.
    »Hast du dir weh getan?«
    Ja, wollte sie sagen. Mir tut diese kalte Distanziertheit zwischen uns weh, und mich schmerzt, dass ich etwas Abscheuliches tun musste. Es tut mir weh, dass unsere Welten zu verschieden sind, als dass wir die Kluft zwischen uns überbrücken könnten.
    »Nein«, sagte sie automatisch, »mir geht es gut.«
    Er fasste sie behutsam am Ellbogen, als sie die letzte Stufe hinaufstiegen und den Korridor entlanggingen. Sie spürte die Wärme seiner Berührung durch den Wollstoff ihres Kleides und merkte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. Er führte sie auf eine Flügeltür aus schwerem Holz zu, drehte den Messingknauf und bat sie förmlich herein.
    Ein stummer Schrei des Entzückens entwich ihren Lippen.
    Kenneth stand voller Stolz da und zeigte auf die hohen Bücherwände, den dunkelgrünen Teppich und den geschnitzten Mahagonikamin. Neben riesigen Ledersesseln sorgten große Messinglampen für die nötige Beleuchtung. Alles wirkte sehr maskulin – und dennoch, als sie den Duft von ledergebundenem Wissen einatmete, fühlte Badra sich so heimisch wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    »Oh, Khepri!«, hauchte sie, fing sich allerdings gleich wieder und fügte errötend hinzu: »Ich meine, Kenneth.« Vor Aufregung und Staunen glänzten ihre Augen, als sie sich umsah. »Darf ich?«
    »Aber selbstverständlich!« Er ging zu einem der Regale, nahm einen Band heraus und überreichte ihn ihr feierlich. Sie strich ehrfurchtsvoll über die Goldlettern und las die Aufschrift.
    » David Copperfield von Charles Dickens. Was für ein Buch ist das?«
    »Manche sagen, es sei sehr beliebt«, antwortete er und sah ihr über die Schulter.
    Badra drückte sich das Buch an die Brust wie ein Kind, das sein Lieblingsspielzeug festhielt. »Darf ich es ausleihen?«
    Kenneth lächelte. »Gern.«
    Sie musste schlucken, als sie den Kalbsledereinband streichelte. Niemand hatte ihr je einen solchen Schatz anvertraut.
    »Ich habe es dir nie gesagt, Badra, aber weißt du eigentlich, wie stolz ich auf dich bin, weil du Lesen gelernt hast?«
    Auf sein Kompliment hin wurde sie erneut rot. »Danke«, sagte sie verlegen.
    In diesem Moment klingelte das Telefon laut, und kurz darauf folgte ein zartes Klopfen an der Tür, das die seltsame Spannung zwischen ihnen löste. »Ja?«, rief Kenneth gereizt.
    Ein Bediensteter mit weißen Handschuhen kam herein. »Ich bitte um Verzeihung, Euer Gnaden, aber da ist schon wieder ein Anruf.«
    »Na schön.« Er sah sie an. »Ich fürchte, ich muss mich um dringende geschäftliche Angelegenheiten kümmern. Mach du es dir so lange hier bequem. Ich bin in ein paar Minuten wieder da. Falls du irgendein anderes Buch entdeckst, das dich interessiert, darfst du es dir gern auch ausleihen.«
    Sie dankte ihm und legte Mr. Dickens fürs Erste ab. Wie ein Hungerleider, der ein Bankett betrachtet, wanderte Badra die Reihen der Bücher ab und beäugte jedes davon sehnsüchtig. Zwischen den Buchrücken könnte sie die Halskette verstecken.
    Nach einigen Minuten fiel ihr etwas Merkwürdiges an Kenneths Büchersammlung auf. Die Ausgaben schienen alle zu neu. Keines der Bücher fühlte sich an, als wäre schon einmal darin geblättert, geschweige denn gelesen worden. Die Rücken waren makellos glatt, nicht faltig wie jene, die Lord Smithfield ihnen ins Khamsin-Lager geschickt hatte. Waren all diese Titel, die Kenneth hier anhäufte, reine Dekoration, Zierde, wie ägyptische Kunstgegenstände, welche die Engländer sich zu Hause hinstellten?
    Sie hielt ihn nicht für einen oberflächlichen Mann, und dennoch hatte er sich verändert …
    Vor einem Regal blieb sie stehen und besah sich die Buchrücken genauer. Die Bücher waren sämtlichst in Arabisch. Sie nahm eines heraus und blätterte es durch. Dieses Exemplar war eindeutig schon häufig gelesen worden. Und auch einige andere sahen aus, als wären sie oft aufgeschlagen worden.
    Sie bezweifelte, dass seine englischen Freunde arabische Bücher lasen. Nein, die hatte eindeutig Kenneth gelesen. Aber warum die englischen nicht?
    Verwundert stand sie vor dem Regal und überlegte. Vielleicht stellte das Arabische für ihn die Verbindung zu einem Leben dar, das er nur scheinbar entschlossen war hinter sich zu lassen. Badra zuckte mit den Achseln. Dann entdeckte sie eine Holzleiter in der Nähe. Sie hob ihren Rock hoch, holte die Halskette aus dem Versteck im weiten Stoff und kletterte die

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