Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
werde ich es tun. Warum hast du sie genommen?« Er sah schrecklich besorgt aus.
Ehe sie nachdachte, platzte es aus ihr heraus: »Im Austausch gegen die Freiheit für eine Sklavin im Bordell in Kairo. Sie wollten kein Geld nehmen.«
Es war immerhin ein Schimmer der Wahrheit – der Kern genau genommen.
Wieder seufzte er. »Ein Böses gegen ein anderes einzutauschen nimmt dir das Gewicht der Schuld nicht von deinem leb , Badra.«
»Rashid, bitte, zweifle nicht an meinem Herzen!«
»Du bist die sturköpfigste Frau, die ich kenne. Aber ich werde nicht mit ansehen, wie du als Diebin bestraft wirst.«
Rashid verhaftet, öffentlich gedemütigt? Das schreckliche Bild verfolgte sie: Ihr Beschützer, der von einem verbitterten Khepri in Ketten abgeführt wurde. Wie konnte sie das zulassen?
»Ich werde sie in Khepris Haus verstecken, dann gilt sie nicht mehr als gestohlen. Ich bat ihn, mir sein Haus ansehen zu dürfen«, schlug Badra vor und nahm die Kette.
Während Rashid noch nickte, brannte der Schmuck eisig in ihrer Hand wie die Vergangenheit und hielt sie ebenso erbarmungslos fest wie einst die grausame Lust eines Mannes. Nie wieder!
Die Goldkette, die sie in ihren Rock eingenäht hatte, fühlte sich schwer wie eiserne Fußfesseln an. Sie erschauderte, zumal ihre abergläubische Seele sie warnte, den Schmuck zu berühren.
Mit Rashid zusammen traf sie in Lord Smithfields Kutsche pünktlich zum Tee vor Kenneths Haus ein. Badra sah sich neugierig um. Zwei steife Männer standen in grün-goldenen Livreen bereit, um sie hereinzubitten. Ihre Uniformen blitzten ebenso wie die vergoldeten Stühle in der Diele. Das Herrenhaus strahlte eine stille Würde aus und glänzte vor Gepflegtheit und Eleganz. Dennoch fühlte man sich darin so willkommen wie in einem kalten steinernen Grab. Wo wäre die Halskette besser aufgehoben als in diesem gigantischen Museum?
Rashids Züge versteinerten sich ebenfalls, als der Diener sie in einen sehr offiziell aussehenden Salon führte. Badra warf ihrem Beschützer einen warnenden Blick zu: Benimm dich! Kenneth begrüßte sie höflich. Er trug einen eleganten grauen Anzug mit passender Seidenkrawatte. Durch nichts deutete er an, dass der Kuss von gestern ihm irgendetwas bedeutet hätte. Es verletzte Badra, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ.
Er führte sie durchs Haus und erklärte ihnen die Geschichte der Tristan-Familie, die ihren Titel vor über zweihundert Jahren erhalten hatte. Rashid standen Schweißperlen im Gesicht und rannen ihm von den Schläfen herab. Dazu machte er eine ablehnende Miene, als wäre ihm der Prunk des Hauses unerträglich. Badra wurde immer mutloser, je mehr Zimmer sie ansahen. Sie konnte einfach kein geeignetes Versteck für die Halskette entdecken.
Als sie wieder im Salon waren, setzte sie sich auf eine gestreifte Couch. Kenneth nahm auf der einen Seite neben ihr Platz, Rashid auf der anderen. Beide flankierten sie wie zwei düstere Buchstützen. Ägypten und England. Ja, Khepri war fort, verborgen unter mehreren Schichten steifen grauen Tuchs und der eng um den Hals geschlungenen Seidenkrawatte. Der Duke of Caldwell hatte ihren Freund verschluckt wie Sanddünen die Überreste eines Skeletts. Traurigkeit schnürte ihr die Brust zusammen.
Ein merkwürdiges Bimmeln erklang, und der Diener kam herein.
»Telefon, Euer Gnaden. Es ist der Verwalter Eures Landguts. Er möchte mit Euch über die Monatsabrechnungen sprechen«, erklärte er.
Kenneth wandte sich seufzend an Badra. »Ich fürchte, ich muss dieses Gespräch in der Bibliothek annehmen. Wenn ihr mich entschuldigt. Bleibt einfach hier, bitte! Ich komme gleich zurück.«
Sie sah ihm nach. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen.
»Ich sehe mich einmal um«, flüsterte sie Rashid zu.
Er schloss die Augen und nickte. Armer Rashid! Allein in diesem Haus zu sein machte ihn schon elend genug.
Ein Versteck, überlegte sie fieberhaft und schlich in den Flur. Sie musste einen Platz finden, an dem Kenneth nicht sofort nachsehen würde. Das Esszimmer? Badra schlich hinein und blickte sich um. Polierte Tische und passende Anrichten zu beiden Seiten, mit teurer Seide bespannte Wände. Ein blitzendes silbernes Teeservice stand auf einer Anrichte. Badra hob einen der Kannendeckel.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Sie schrak zusammen, als sie die Stimme hinter sich hörte, und drehte sich um. »Äh, nein, danke. Ich … ich bin auf der Suche nach dem Herzog.«
»In der Teekanne?«
Sie blickte in die Kanne und lächelte.
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