Leidenschaft des Augenblicks
ließ.
Kinder.
Die Möglichkeit, daß Jessie ein Kind von ihm erwartete, war ihm noch gar nicht eingefallen. Falls sie schwanger war, würde sie sich möglicherweise verpflichtet fühlen, ihn trotz allem zu heiraten.
Aber er würde sie nicht dazu zwingen, sagte er sich und kam sich dabei ausgesprochen großzügig vor.
Andererseits könnte es tatsächlich funktionieren. Jessie würde großen Wert darauf legen, daß ihr Kind nicht ohne Vater aufwuchs. Nicht umsonst hatte sie einen Großteil ihres Lebens damit verbracht, eine Beziehung zwischen sich und ihrem Vater bzw. zwischen Vincent und Elizabeth aufzubauen. Niemals würde sie ihrem Kind den Vater vorenthalten.
Aber die Chancen, ihr ein Kind zu machen, bevor sie herausfand, was heute nachmittag passiert war, standen schlecht. Schließlich schliefen sie erst seit zwei Tagen ohne Kondom miteinander. Wenn er heute abend seinen Mund hielt, könnte er es noch ein weiteres Mal versuchen, aber auch das würde seine Chancen nicht wesentlich verbessern. Und Fortuna war ihm in letzter Zeit sowieso nicht gerade hold gewesen.
Jessie machte ihm die Tür auf. Sie hatte das Haar hinter die Ohren gesteckt und trug einen schwarzen Jumpsuit. Er wirkte wohl ziemlich angegriffen, denn kaum hatte sie ihn erblickt, sah sie ihn schon besorgt an.
»Hatch, stimmt irgendwas nicht?«
Sie wußte noch nichts. Noch konnte er den Mund halten. Und sich einen weiteren Versuch sichern, mit ihr zusammen ein Baby zu machen. Möglicherweise hatte er ausnahmsweise einmal Glück. Aber, verdammt, sie war immer ehrlich zu ihm gewesen. Er war ihr die Wahrheit schuldig.
»Dein Vater hat mich heute gefeuert.« Er war selber überrascht, wie ruhig die Worte über seine Lippen kamen. Hatch stand unter der Tür, wartete auf den letzten Vernichtungsschlag und überlegte, wie er ohne diese Frau weiterleben sollte. Aber er war momentan nicht in der Lage, weit vorauszudenken. Er konnte nichts tun, als auf den Schicksalsschlag zu warten.
»Er hat dich gefeuert?« Jessie machte endlich den Mund wieder zu. »Dad hat deinen Arbeitsvertrag mit Benedict Fasteners gelöst?«
»Ja.«
»Du bist arbeitslos?«
Hatch nickte, lehnte eine Schulter gegen den Türstock und schob die Hände in die Hosentaschen. »Sieht ganz danach aus.«
»Du wirst Benedict Fasteners nicht leiten?«
»Nein.« Er holte tief Luft. »Ich werde bald aus Seattle Weggehen und woanders ganz neu anfangen. Vielleicht in Oregon. Oder Arizona. Eigentlich bin ich bloß vorbeigekommen, um es dir zu erzählen.«
»Hatch, das ist einfach unglaublich. Ich kann es gar nicht fassen.« Sie blinzelte, und ihre grünen Augen blitzten vor Vergnügen. Schließlich begann sie zu kichern, und dann lachte sie aus vollem Halse. »Oh, mein Gott. Endlich haben wir beide einen gemeinsamen Nenner.«
Hatch runzelte die Stirn. Er verstand die Welt nicht mehr. »Jessie?«
»Ich bin heute ebenfalls gefeuert worden.«
Hatch sah sie an. »Was?«
»Du hast richtig gehört«, brachte Jessie mühsam zwischen zwei Lachanfällen heraus. »Mrs. Valentine hat mich gefeuert. Sie hat gesagt, ihr gefalle die Richtung nicht, die ich für Valentine Consultations vorgesehen hätte. Sie hat gesagt, sie würde mir ein super Zeugnis ausstellen. Oh, mein Gott, Hatch, das ist einfach unglaublich komisch. Du und ich, wir beide am selben Tag gefeuert. Ich kann es einfach nicht glauben!«
»Irgendwie habe ich Schwierigkeiten, das Ganze lustig zu finden.«
Jessie wischte sich die Tränen aus den Augen und atmete tief durch. »Aber natürlich. Du Ärmster. Ich wette, das ist dir das erste Mal passiert.«
»Nein, einmal war ich in einer ähnlichen Situation«, brachte er ihr in Erinnerung.
Sie nickte, streckte die Hand aus und zog ihn in die Wohnung. »Stimmt ja. Das hätte ich fast vergessen. Damals, als du mit Olivia verheiratet warst und deine Firma aufgekauft wurde.« Sie schloß die Tür hinter ihm und legte die Sicherheitskette vor. »Aber das liegt Jahre zurück. Du hast bei weitem nicht meine Erfahrung. Komm rein, ich zeige dir, wie man es macht.«
Hatch war vollkommen überrumpelt. Nichts lief heute so, wie er es sich vorgestellt hatte. »Wie man was macht?«
»Wie man die neugewonnene Freiheit feiert, natürlich. Da du darin kaum Erfahrung hast, werde ich es dir erklären. Zuerst einmal setzt du dich hin.« Sie drückte ihn auf einen Stuhl vor der Küchentheke.
»Und was passiert als nächstes?«
»Nun, als nächstes machst du natürlich eine Flasche Champagner auf. Ich
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