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Leidenschaft des Augenblicks

Titel: Leidenschaft des Augenblicks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Stille im Büro. Eine geschlagene Minute lang starrte Vincent mit offenem Mund Hatch an. Dann setzte er sich. Er war offensichtlich fassungslos.
    »Willst du damit sagen, daß du Jessie nicht heiraten wirst, wenn ich mich weigere, die Firma aufzuteilen?« fragte Vincent, als könne er nicht glauben, was er da gehört hatte.
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich werde sie heiraten. Aber ich werde mich nicht in Benedict Fasteners einkaufen, und ich werde nicht hierbleiben und das Unternehmen für euch leiten. Ich werde mit Jessie irgendwo anders hingehen. Wir werden woanders neu anfangen. Vielleicht in Oregon.«
    »Unsinn. Ich werde Jessie enterben. Sie bekommt keinen roten Heller.«
    Hatch nickte. »Das wäre wahrscheinlich das klügste. Denn wenn du sie weiterhin als Alleinerbin für die Firma einsetzt, werde ich dafür sorgen, daß sie sie aufteilt, sobald sie das Sagen hat.«
    »Den Teufel würdest du«, sagte Benedict leise, gefährlich leise, seine Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. »Du bluffst.«
    »Habe ich dich jemals angelogen, Vincent? Entweder du bist damit einverstanden, die Firma zwischen David, Elizabeth, Jessie und mir aufzuteilen, oder wir vergessen das Ganze. Ich nehme Jessie und verlasse die Stadt.«
    »Sie wird nicht mitkommen, du verdammter Mistkerl.«
    Hatch hatte gehofft, daß es nicht soweit kommen würde. Aber er mußte die Sache bis zu Ende durchziehen. Allerdings bluffte er jetzt tatsächlich. Nun hing alles davon ab, ob sein Pokergesicht gut genug war. Seine Finger verkrampften sich um die Kaffeetasse. »Sie wird mitkommen, das weißt du. Sie liebt mich.«
    »Du machst sie nervös. Das hat sie mir selber gesagt.«-
    »Trotzdem wird sie mitkommen, Vincent.«
    »Unsinn. Nicht, wenn sie weiß, daß du Benedict Fasteners verläßt«, zischte Benedict. »Meine Tochter ist in mancherlei Hinsicht ein bißchen zu unbekümmert, aber sie weiß, was sie ihrer Familie schuldet. Sie wird nicht ihrem eigen Fleisch und Blut den Rücken kehren. Sie weiß, wie sehr wir sie brauchen.«
    »Dann bereitet euch besser schon mal darauf vor, ohne sie auszukommen, denn hier wird sich einiges ändern.«
    »Das stimmt allerdings.« Vincents Augen wurden schmal vor Wut. »Hier wird sich vieles ändern. Du bist entlassen, Hatchard. Fristlos. Du bist gefeuert! Mach, daß du hier rauskommst. In einer Stunde ist dein Büro geräumt, oder ich werfe deine Sachen eigenhändig auf den Müll.«
    Einen Augenblick lang dachte Hatch, er hätte sich verhört. Einen solchen Ausgang hatte er nicht einkalkuliert. Wie betäubt tarnte er seinen Schock dadurch, daß er aufstand und langsam die leere Kaffeetasse auf den Schreibtisch stellte. Wortlos wandte er sich zum Gehen.
    »Verdammt, Hatch, wenn du wieder zur Vernunft gekommen bist, weißt du ja, wo du mich findest!« rief Vincent ihm nach.
    »Ich ändere meine Meinung nicht. Übrigens - die Akte, die ich auf deinen Schreibtisch gelegt habe, enthält meinen Vorschlag zu dem Spokane-Auftrag. Du kannst Yorland and Young unterbieten und trotzdem noch einen guten Gewinn rausholen. Allerdings bin ich nach wie vor der Ansicht, daß es den Aufwand nicht lohnt.«
    »Gottverdammt, Hatch...«
    Hatch verließ Vincents Büro und schloß die Tür hinter sich. Eine Minute lang stand er einfach nur da und versuchte, die Hundertachtzig-Grad-Wendung zu realisieren, die sein Leben gerade genommen hatte.
    »Mr. Hatchard?« Grace war ausgesprochen besorgt. »Ist Ihnen nicht gut?«
    Hatch zwang sich dazu, sie anzusehen. »Würden Sie bitte meine Sekretärin anrufen, Grace?«
    »Aber natürlich, Sir. Was soll ich ihr sagen?«
    »Sagen Sie ihr, sie soll meine Sachen zusammenpacken und alles in meine Wohnung schicken. Ich komme nicht mehr ins Büro zurück.«
    Grace starrte ihn vollkommen entgeistert an. »Sie verlassen uns, Mr. Hatchard?«
    »Sieht ganz so aus.« Er lächelte sie an und ging zum Lift. »Man hat mich gerade gefeuert.«
    »Mr. Hatchard...« Der Telephonhörer, den Grace in der Hand gehalten hatte, fiel mit lautem Knall auf den Schreibtisch.
    Hatch stand am Fenster seiner Wohnung und starrte auf die Elliott Bay hinaus. Der Blick war phantastisch, und er überlegte, warum er nicht mehr Zeit in seinem Wohnzimmer verbracht und die Aussicht genossen hatte.
    Die Antwort war einfach. Jessies Wohnung war ungleich gemütlicher, ähnelte viel mehr einem Daheim.
    Er riß seinen Blick los und sah sich in den Räumlichkeiten um, die er kurz nach seiner Ankunft in Seattle gemietet hatte.

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