Leidenschaft des Augenblicks
gefreut.«
»Parkington ist doch eine dieser privaten Eliteschulen an der Ostküste, nicht wahr?« Hatch riß ein Stück Brot ab, biß mit seinen kräftigen weißen Zähnen hinein und stützte sich dann mit beiden Ellbogen auf den Tisch. »Bestimmt sehr teuer.« Er kaute genüßlich.
»Nun, ja.« David blickte Jessie ratsuchend an.
»David«, sagte sie, entschlossen, das leidige Thema ein für allemal abzuwürgen. »Vielleicht kannst du mir helfen. Weißt du irgend etwas über eine Gruppierung, die sich DEL nennt?
Das ist die Abkürzung für Dawn's Early Light. Es ist eine Gruppe von extremistischen Umweltschützern, denke ich. Angeblich haben Sie am Butterfield College Mitglieder geworben. Du hast doch auch Seminare dort. Bist du auf dem Campus mal jemand von den Leuten begegnet?«
»DEL?« David schaute nachdenklich drein, ein Ausdruck, der typisch für ihn war. »Doch, ja. Ich denke, das bin ich. Ist aber schon ein paar Monate her. Der Leiter ist wohl irgend so ein Klimaforscher. Ich habe nicht besonders darauf geachtet. Wenn ich mich nicht täusche, haben sie zu Diskussionen eingeladen und auch ein paar Vorträge gehalten. Sie sind aber nicht lange geblieben. Auf dem Campus hängen dauernd solche Leute rum. Warum fragst du?«
»Ich bin auf der Suche nach einer Studentin vom Butterfield College, die augenscheinlich bei denen Mitglied geworden ist. Sie heißt Susan Attwood. Kennst du sie?«
David schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
Jessie seufzte. »Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn du sie gekannt hättest.«
»In Butterfield gibt es mehrere tausend Studenten«, sagte David. »Warum suchst du diese Susan Attwood?«
»Jessie probiert mal wieder einen neuen Beruf aus«, antwortete Hatch an ihrer Stelle. »Diesmal will sie einem Sektenführer das Handwerk legen.«
»Wie bitte?« David hob eine Augenbraue. »Das ist ja wohl ein Scherz!«
»Sie haben es erfaßt«, bestätigte Hatch ihm. »Es ist ein Scherz. Nur nimmt Jessie die Sache leider Gottes ernst. Keinerlei Sinn für Humor, unsere liebe Jessie.«
Jessie warf Hatch einen vernichtenden Blick zu. »Ignorier ihn einfach, David. Es ist wirklich ernst. Ich stelle für eine Klientin von Mrs. Valentine Nachforschungen über DEL an. Ihre Tochter ist dieser Sekte beigetreten.«
»Und was für eine Rolle spielst du bei dem Ganzen? Sollst du sie zurückholen?«
»Sofern das möglich ist. Die Frau behauptet, der Guru, ein gewisser Edwin Bright, hätte ihre Tochter hypnotisiert. Er gibt vor, den Weltuntergang vorhersehen zu können. Und Valentine Consultations soll nun beweisen, daß der Kerl ein Betrüger ist.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob so eine Aufgabe das Richtige für dich ist, Jessie«, bemerkte David und nahm sich ein Stück Fladenbrot.
»Welche Beobachtungsgabe«, lobte Hatch sarkastisch, als überrasche es ihn, aus Davids Mund etwas Intelligentes zu hören. »Diese Aufgabe ist ganz und gar nicht das Richtige für
sie.«
»Hört sofort auf, und zwar alle beide«, befahl Jessie. Sie beugte sich vor und stützte ihre Ellbogen auf den Tisch. »David, würdest du mir einen Gefallen tun und dich auf dem Campus umhören, ob du etwas mehr über DEL in Erfahrung bringen kannst? Ich bräuchte eine Adresse. Im Telephonbuch und auch in den Zeitungsarchiven habe ich nichts weiter gefunden. Deine Mutter hat mir ein paar Bücher über Sekten im allgemeinen geliehen, aber ich brauche konkrete Informationen über dieses DEL.«
»Ich nehme an, ich könnte mich umhören, ob ich jemanden finde, der damals Kontakt zu den DEL-Leuten hatte. Aber ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Jessie.«
»Es ist eine ausgesprochen miese Idee«, stimmte Hatch zu.
»Klingt eher so, als sei das eine Aufgabe für einen richtigen Privatdetektiv«, sagte David.
»Ist es auch«, warf Hatch ein.
»Achte nicht auf ihn, David«, befahl Jessie. »Er und Dad sind absolut pessimistisch, was meine neue Karriere angeht. Hätte ich eigentlich wissen müssen. Eine Frage der Mentalität, weißt du.«
»Mhhmmm. Ich weiß. Schmalspurdenken.«
»Das ist der richtige Ausdruck.« Jessie mußte unwillkürlich lächeln und ignorierte den mißbilligenden Blick, den Hatch ihr zuwarf. »Wirst du mir helfen, David?«
David lächelte. »Klar doch. Mal sehen, was ich tun kann. Aber mach dir keine zu großen Hoffnungen. Die meisten Leute, die ich kenne, haben mit Sekten und sowas nichts am Hut.«
»Ich bin für jeden Hinweis dankbar.«
»Okay.« David blickte auf seine Armbanduhr.
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