Leidenschaft des Augenblicks
College studiert und Nadine Willard ausfindig machen konnte.«
»Jessie, harte, zynische Geschäftsleute wie ich glauben nicht an solche Dinge wie glückliche Fügungen. Ich frage mich, warum DEL sich die Mühe gemacht hat, extra für uns diese ganze Show abzuziehen.«
»Mir ist beim besten Willen nicht klar, worauf du hinauswillst. Sie sind schließlich darauf aus, große Spendenbeträge einzustreichen.«
»Warum haben sie die Tour nicht für mehrere potentielle Geldgeber gemeinsam veranstaltet? Warum machen sie sich all diese Umstände nur wegen uns? Allein das Flugzeug rüberzuschicken, um uns abzuholen, muß ein ordentliches Sümmchen gekostet haben.«
Jessie saß da und starrte ihn an. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. »Ich verstehe jetzt, was du meinst. Du glaubst also, sie wissen, warum wir gekommen sind?«
»Ich weiß noch nicht, was ich glauben soll. Aber ich weiß, daß mir die Sache nicht gefällt. Nicht im mindesten.«
»Es wird allmählich ein wenig kompliziert, nicht wahr?« sinnierte Jessie.
»Ein wenig.«
»Aber es ist doch irgendwie auch spannend. Das ist viel, viel aufregender als mein letzter Job.«
»Was war denn dein letzter...? Oh, ja richtig. Du hast für Benedict Fasteners gearbeitet, nicht wahr?«
»Schau nicht so mißmutig, Hatch. Es könnte schlimmer sein. Stell dir doch zum Beispiel nur vor, du hättest mich nicht rauswerfen können, und ich würde immer noch für dich arbeiten.«
»Ich weiß, ich sollte den positiven Aspekt daran sehen, aber irgendwie ist das im Moment nicht so einfach.«
Jessie musterte ihn vorsichtig. »War das vielleicht ganz zufällig als Scherz gemeint?«
»Du glaubst, daß ich keinen Sinn für Humor habe, nicht wahr, Jessie?«
»Sagen wir einfach, ich habe mir zu diesem Thema noch keine feste Meinung gebildet.«
»Würde es dir die Sache einfacher machen, wenn ich dir sage, daß es mir ausgesprochen ernst damit ist, heute abend mit dir zu schlafen?«
Jessie sprang auf und stieß dabei aus Versehen eine kleine Schale um, die auf dem Tisch neben dem Bett stand. Sie fiel mit lautem Krach zu Boden.
»Oh, Mist«, murmelte sie und bückte sich, um sie aufzuheben. Wenigstens war sie nicht zerbrochen. Ihr war klar, daß sie auch für solche Kleinigkeiten dankbar sein mußte. Sie stellte die schwere Glasschale auf den Tisch zurück und ging zum Fenster.
»Warum mache ich dich nur so nervös, Jessie?«
»Ich weiß es nicht.« Sie nahm ein Stück Vorhang in die Hand, drehte ihn zwischen ihren Fingern und blickte durch das Fenster in die regnerische Nacht hinaus. »Was macht dich so sicher, daß wir beide für eine tiefe, vertrauensvolle, langfristige Bindung geschaffen sind?«
»Wie kommst du auf die Idee, ich hätte eine tiefe, vertrauensvolle, langfristige Bindung im Sinn? Ich hatte eher an eine Ehe gedacht.«
»Siehst du? Genau das meine ich. Ich weiß nie, wann du einen Witz machst oder es ernst meinst. Das verunsichert mich. Warum beantwortest du nicht einfach meine Frage? Wie kommst du darauf, daß du und ich eine echte Beziehung aufbauen könnten?«
Hatch schien einen Moment lang zu überlegen, bevor er sagte: »Ich glaube einfach, es könnte klappen. Mit uns beiden, meine ich.«
Sie verzwirbelte den Vorhang noch weiter. »Aber was erwartest du von einer... einer Beziehung, Hatch?« Sie brachte das Wort »Ehe« einfach nicht über die Lippen.
»Das Übliche. Eine gute Ehefrau. Kinder. Ich bin siebenunddreißig, Jessie. Ich hätte gerne Kinder. Ein Heim. Ich habe dir doch erzählt, daß ich auf einer Ranch aufgewachsen bin. Irgendwie sehne ich mich danach, irgendwohin zu gehören. Und ich weiß, daß mir das erst dann gelingen wird, wenn ich eine eigene Familie habe. Es ist einfach an der Zeit.«
»Das klingt, als hättest du eine Art Torschlußpanik.«
Er mußte unwillkürlich lächeln. »Glaubst du, daß nur Frauen unter Torschlußpanik leiden?«
»Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht.« Sie seufzte. »Ich wäre bestimmt keine gute Frau für den Chef eines Großunternehmers. Das weißt du doch, nicht wahr? Ich würde meckern, wenn du nicht rechtzeitig zum Abendessen heimkommst. Ich würde dich anschreien, wenn du zu viele Geschäftsreisen machst. Ich würde ins Büro rennen und dir vor aller Augen eine Szene machen, wenn du wegen eines beruflichen Termins ein Picknick absagst, das du den Kindern versprochen hast.«
»Ich weiß.«
Sie drehte sich abrupt um. »Warum um Himmels willen willst du mich dann
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