Leidenschaft des Augenblicks
und ihm zeigen.«
Den Mund voll Kartoffelsalat, mischte Jessie sich in die Unterhaltung: »Wir wollen herausfinden, ob es wissenschaftlich fundierte Thesen sind oder vorsätzlich gefälschte Ergebnisse, die nur potentielle Investoren anlocken sollen.«
Hatch stöhnte. »Und was wollt ihr tun, wenn sich herausstellt - und wenn ihr beweisen könnt -, daß das ganze Programm Betrug ist?«
»Nun, ich nehme an, wir könnten mit diesen Informationen zur Polizei gehen«, sagte Jessie gedehnt. »Betrug ist schließlich Betrug. Zumindest können wir damit erreichen, daß DEL zumachen muß.«
»Und wie willst du damit Susan Attwood helfen?« erkundigte sich Hatch vorsichtig. »Wenn sie in den Betrug verwickelt ist, kommt sie auch vor den Richter. Willst du wirklich soweit gehen?«
Jessie blieb stur. »Ich möchte nur herausfinden, ob sie freiwillig für DEL arbeitet, oder ob man sie dort festhält. Bitte versuch doch, mich zu verstehen, Hatch. Ich kann jetzt nicht einfach aufgeben. Ich stecke schon zu tief in der Sache drin. Und ich habe einfach das Gefühl, daß irgend etwas daran mächtig faul ist und daß die Tochter meiner Klientin tatsächlich in Gefahr ist.«
»Du hast einfach zu lange Detektiv gespielt.« Hatch wandte
sich wieder an Alex. »Können Sie das denn tun, ohne daß die dort etwas davon merken?«
»Ich denke schon«, sagte Alex zuversichtlich.
»Keine Spuren, die irgend jemand hierher, zu Ihnen und zu Jessie zurückverfolgen könnte?« Hatch wollte in diesem Punkt absolut sichergehen.
»Garantiert nicht.« Alex hob zum ersten Mal seinen Blick vom Monitor, um Hatch kurz in die Augen zu sehen. »Heißt das, daß Sie uns helfen?«
»Sieht so aus, als hätte ich keine andere Wahl, nicht wahr?«
Irgend etwas fiel hinter Hatchs Rücken mit einem Klappern zu Boden. Er drehte sich um und sah, wie Jessie sich bückte, um die Gabel aufzuheben, die ihr soeben aus der Hand gerutscht war.
»Möchtest du etwas Kartoffelsalat?« fragte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln.
Viele Stunden später räkelte Jessie sich zwischen zerwühlten Bettlaken, streckte einen nackten Fuß aus und streichelte damit Hatchs Bein. »Bist du wach?«
»Ja.«
»Ich habe nachgedacht«, sagte sie leise.
»Worüber?«
»Über dich. Ich habe mich noch nicht dafür bedankt, daß du weiter an dem Fall mitarbeitest. Ich weiß, daß du nicht gerade begeistert von dem Gedanken bist, daß wir mit den Nachforschungen fortfahren.«
»Das ist ausgesprochen milde ausgedrückt.«
»Nun, trotzdem, vielen Dank«, murmelte sie.
»Jessie?«
»Hmmm.«
»Deine Tante Glenna hat mich heute zu sich zitiert.«
»Guter Gott. Was wollte sie denn von dir?«
»Sie wollte mir einreden, ich sei nicht der Richtige für dich. Obwohl unsre Heirat für alle Beteiligten das bequemste wäre.«
Jessie war überrascht, daß sie sich darüber ärgerte. »Tante Glenna hat das gesagt?«
»Ja.«
»Ich weiß, daß Tante Glenna es gut meint, aber manchmal glaubt sie als Doktor der Psychologie zu wissen, was für den Rest von uns am besten wäre. Das ist manchmal ganz schön nervig.«
»Aber du bist doch derselben Ansicht, nicht wahr? Du hast mir doch selber gesagt, daß ich nicht der Typ Mann bin, den du heiraten würdest.«
»Bitte, Hatch, lassen wir dieses Thema jetzt. Es ist fast drei Uhr morgens.«
Er grunzte. »Wußtest du, daß deine Tante und dein Vater einmal ein Verhältnis hatten?«
»Wirklich?« Jessie war mit einem Mal hellwach. »Bist du sicher?«
»Vincent hat es mir heute nachmittag erzählt. Er hat gesagt, das sei einer der Gründe dafür gewesen, warum er ihr die Promotion finanziert habe. Er hatte das Gefühl, er sei ihr etwas schuldig.«
»Tatsächlich?« Jessie setzte sich auf und schlang ihre Arme um die angezogenen Knie. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß ausgerechnet diese beiden etwas miteinander hatten.«
»Warum denn nicht?«
»Nun, zum einen scheint sie mir überhaupt nicht sein Typ zu sein. Sie ist nicht so extrovertiert und schick wie Lilian oder Constance. Sie ist nicht so an Kunst und Design interessiert wie die beiden und wirkt immer furchtbar ernst. Und so nüchtern, wenn du weißt, was ich meine.«
»Das Verhältnis ging nicht lange. Dein Vater hat angedeutet, daß er damals unter der Scheidung von Lilian litt, und Glenna wollte sich wohl darüber hinwegtrösten, daß ihr Mann sie verlassen hatte. Eins führte zum anderen. Bis sie dann beide wieder zur Vernunft kamen. So wenigstens hat Vincent es
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