Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
Tisch , an dem Tristan noch vor wenigen Minuten ihren Hund, ihren Freund, so geschickt versorgt hatte. Sie legte die Hände vors Gesicht und seufzte. Dann hörte sie, wie Spud am Ofen leise winselte.
»Du bist ein ganz untreuer Bursche, Spud«, sagte sie, ohne es wirklich böse zu meinen. »Wie konntest du nur? Ich habe dir immer Futter gegeben, und ich habe dich immer hinter den Ohren gekrault. Aber was tust du, wenn du in Schwierigkeiten bist? Du rennst natürlich zu ihm. Findest du das vielleicht in Ordnung?«
Spud hob nur ein Lid, als ob er ihr zuzwinkem wollte. Dann seufzte er noch einmal tief und legte seine Schnauze wieder auf die ausgestreckten Vorderpfoten.
Emily seufzte und schenkte sich noch eine halbe Tasse Tee ein. Es gab leider keinen Krümel Zucker im Haus. Tristan schien darauf keinen Wert zu legen, aber Emily hoffte, daß Miss Dorrie, die am nächsten Tag Lebensmittel bringen sollte, auch an Zucker gedacht hatte.
Emily brauchte in der Küche oft Zucker. Zum Beispiel für den Rhabarberkuchen, den sie backen wollte. Sie hatte nämlich einen ausgewilderten Strauch hinter dem Haus entdeckt, den sie noch vor dem ersten Frost ernten und verarbeiten wollte.
Der Gedanke daran, was sie alles kochen und backen würde, beruhigte Emilys Nerven etwas. Sie stellte ihren Becher in die Spüle und löschte die Lampen - bis auf die eine, die sie brauchte, um nach oben zu gehen und sich in das Bett zu legen, in dem sie ab Sonntag mit Tristan liegen würde.
Dieser Gedanke machte ihr angst, obwohl sie sicher war, daß er sich an sein Wort halten würde - und sie zu nichts zwingen würde. Auf der Mitte der Treppe blieb sie stehen, atmete tief durch und ging wieder nach unten. Sie zündete die Lampe beim Kamin an und legte Holz nach, denn sie war sicher, daß es eine lange Nacht werden würde.
Am nächsten Morgen begrüßte Dorrie McQuillan Emily herzlich, als sie mit einem Wagen voller Lebensmittel auf den Hof fuhr. Sie erklärte, daß sie Shays ältere Schwester sei. Dorrie war so offen und unkompliziert, daß Emily sich richtig zu Hause und angenommen fühlte.
Emily stellte sich natürlich selbst auch vor und half, den Wagen zu entladen, obwohl sie ein schlechtes Gewissen hatte, daß sie im Haus geblieben war, während Mr. Polymarr, Fletcher und die Indianer sich um die Schafe kümmerten.
»Wurde auch Zeit, daß er eine Frau findet«, meinte Dorrie und deutete mit dem Kopf zum Stall hinüber, wo Tristan mit nacktem Oberkörper auf dem Dach stand.
In den letzten Nächten hatte Tristan bemerkt, daß das Dach der Scheune nicht mehr hundertprozentig dicht war, lind er hatte sich deshalb entschlossen, es auszubesse rn . Fletcher half ihm dabei.
»Es ist eine rein geschäftliche Abmachung«, antwortete Emily steif.
Dorries Wagen schien mit Hunderten von Kartons beladen zu sein, und Emily wusste gar nicht, womit sie anfangen sollte. Dorrie, die eine praktische Männerhose trug, schob Emily die Kisten entgegen.
»Geschäftlich?« brummte Dorrie. »Aha!« Sie hatte eine Art an sich, daß Emily sofort den Wunsch hatte, diese Frau besser kennenzulemen. »Aislinn hat mir ein paar Kleider für Sie mitgegeben. Soweit ich das sehe, werden sie Ihnen bestens stehen.«
Emily wurde plötzlich klar, daß sie ein ziemlich schäbiges Kleid trug. Es fiel ihr zwar schwer, das Geschenk anzunehmen, aber sie konnte es dennoch kaum erwarten zu sehen, was Dorrie ihr Schönes mitgebracht hatte. »Wie geht es Aislinn und dem Baby?«
»Bestens«, erwiderte Dorrie und sprang leichtfüßig aus dem Wagen. »Das Baby ist natürlich noch sehr zart, aber es ist genauso stark wie seine Mama.«
Zusammen trugen die beiden Frauen die letzte Kiste ins Haus.
»Sie bleiben doch sicher noch auf eine Tasse Tee?« fragte Emily.
»Eine Tasse Tee? Hm ... Aber ich kann wirklich nur ein paar Minuten bleiben«, meinte Dorrie und setzte sich an den Tisch. Sie warf Spud, der immer noch neben dem Ofen lag, einen mißtrauischen Blick zu. Der Hund hob nur kurz den Kopf und legte seine Schnauze wieder auf die Pfoten. »Ich bin jetzt allein im Laden, solange Aislinn noch im Kindbett liegt. Shay hat schon recht, wenn er sagt, daß wir eine Aushilfe im Laden brauchen.«
Geschäftig durchsuchte Emily die Lebensmittel und war hoch erfreut, als sie ein Säckchen Zucker fand. Später würde sie einen Rhabarberkuchen backen, aber sie hatte leider nichts zu naschen, was sie Dorrie hätte anbieten können.
»Wo sind Sie zu Hause?« fragte Dorrie. Spud war zu ihr
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