Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
wieder ein grimmiges Gesicht machte.
Als sie zum Haus von Shay und Aislinn kamen, dachte Emily, daß es bei Tageslicht noch schöner war, als sie es in Erinnerung hatte - obwohl es ihrer Ansicht nach längst nicht so schön wie ihr Ranchhaus war.
Shay rief den beiden ein »Hallo« zu, als Tristan Emily vom Wagen hob, und kam über die Straße aus seinem Büro auf sie zu. Sein Marshallstern blitzte in der Sonne, und er strahlte übers ganze Gesicht.
»Aislinn wird sich freuen, daß ihr hier seid«, sagte er und verbeugte sich leicht vor Emily. Dann öffnete er das Törchen und trat zur Seite, damit seine Gäste vorgehen konnten. Als sie in die Eingangshalle des Hauses traten, war Emily überrascht, daß Aislinn schon wieder auf den Beinen war. Die junge Mutter begrüßte die Besucher und sah blendend aus. Sie trug ein schwarzes Satinkleid und eine gestärkte weiße Schürze und hielt ihr Baby im Arm. Ihre dunklen Haare waren sorgfältig frisiert und mit kleinen Elfenbein-Kämmen hochgesteckt. Ihre braunen Augen funkelten, und ihr Gesicht glühte vor Freude.
»Tristan«, rief sie, »Emily! Schön, daß ihr gekommen seid!«
Tristan beugte sich vor und gab Aislinn einen Kuß auf die Stirn. »Dann zeig uns mal deinen kleinen Schatz!« Er sprach so sanft, daß Emily fast eifersüchtig geworden wäre. »Ich muss mich doch davon überzeugen, ob meine Nichte ihrem Onkel ähnlich sieht.«
Mit mütterlichem Stolz schlug Aislinn einen Zipfel der Decke zurück, in die das Baby gewickelt war, und enthüllte einen kleinen, noch ein wenig runzligen Kopf mit einem Büschel blonder Haare. Das Kind sah entzückend aus. Obwohl es fest schlief, strahlte es eine ungeheure Kraft aus - wie Dorrie schon gesagt hatte.
Tristan kniete sich neben Aislinns Sessel und betrachtete das Baby. Dann blickte er seinen Bruder an. »Das ist ja ein richtiger kleiner Herzensbrecher, den ihr da produziert habt.«
Aislinn lachte. »Nein«, widersprach sie zärtlich, »unsere Mattie wird einmal eine liebenswerte, großzügige Frau werden.«
»Und klug wird sie sein«, meinte Shay, der Emilys Arm nahm und sie zu einem anderen Sessel führte.
»Wie ihre Mutter«, stimmte Aislinn zu und streckte Tristan die Kleine entgegen, als er sich wieder erhob. »Willst du sie mal halten?«
Tristan wurde rot und trat hastig einen Schritt zurück. »Ich ... äh ... ich glaube ... lieber nicht. Ich könnte ihr weh tun.« Etwas hilflos betrachtete er seine kräftigen Hände, mit denen er ein Pferd zügeln, Dachlatten einziehen und Zaunpfosten setzen konnte.
»Feigling«, spottete Aislinn liebevoll.
»Ich glaube, ich werde mal nach draußen gehen, um eine Zigarre zu rauchen«, meinte er, ohne beleidigt zu klingen. Shay folgte seinem Zwillingsbruder, obwohl er ja nicht rauchte.
Aislinn lächelte Emily so warmherzig an, als wären sie uralte Freundinnen. »Männer«, meinte sie nur. »Wahrscheinlich wollen sie etwas bereden, von dem sie glauben, daß wir >dummen< Frauen es doch nicht verstehen.«
Emily lachte. »Vermutlich.« Ihr Blick fiel auf das gelbe Kleid, das sie trug. »Danke für die wunderschönen Kleider.«
Aislinn betrachtete Emily kritisch. »Das habe ich gerne getan. Dir steht dieses Kleid ausgezeichnet. Ich habe es nur einmal getragen, aber ich sah darin aus, als ob ich die Schwindsucht hätte.« Sie lächelte. »Was ist mit dir, Emily? Möchtest du Mattie mal halten, oder hast du auch Angst?«
»Aber nein«, rief Emily und stand auf.
Aislinn gab ihr vertrauensvoll das Baby, und Emily hielt die Kleine behutsam im Arm. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie schickte ein stummes Gebet zum Himmel, daß dem Kind nie etwas Böses zustoßen möge.
»Shay sagte mir, daß Tristan und du am Sonntag heiraten werdet.«
Emily blickte auf, blinzelte die Tränen fort und nickte.
Aislinns Augen strahlten. »Das freut mich. Tristan wird dir ein guter Ehemann sein. Das ist meistens so bei reuigen Sündern. Ich habe schließlich seinen Bruder geheiratet.«
Emily wunderte sich nicht, daß Tristan einen gewissen Ruf als Frauenheld hatte. Er sah höllisch gut aus und hatte eine Menge Charme. Männer wie ihn liebten die Frauen - und das nutzten sie natürlich reichlich aus.
Liebevoll betrachtete sie das Baby in ihrem Arm und wünschte sich, daß sie selbst so eine Kleine hätte. »Tristan ist ein guter Mann«, meinte sie und blickte Aislinn an. »Wie denkst du eigentlich über Schafe, Aislinn?«
Aisli nn war über den Themenwechsel sichtlich
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