Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
überrascht.
»Soweit ich verstanden habe, sind nicht nur die Rancher, sondern auch viele Leute hier in der Stadt gegen diese armen Ti ere.«
Aislinn stand auf, nahm Emily das Baby aus dem Arm und legte es in die Wiege. Nachdem sie das Kind sorgfältig zugedeckt hatte, seufzte sie und ging zu Em il y zurück. »Das sind ehrliche, schwer arbeitende Menschen«, erklärte sie leise. »Gib ihnen etwas Zeit, sich an die Situation zu gewöhnen, und sie werden schon wieder zur Vernunft kommen.«
Emily straffte die Schultern und hob das Kinn. »Ich habe meine Erfahrungen mit solchen >ehrlichen, schwerarbeitenden Mensche n gemacht«, sagte sie verbittert. »Sie tun so, als würde ich die Pest oder sonst eine Plage über sie bringen.«
Aislinn legte die Hand auf Emilys Schulter. »Hattest du denn niemanden, der dir helfen konnte?«
Emily schüttelte langsam den Kopf. Sie hatte Angst, daß sie in Tränen ausbrechen und das Baby aufwecken würde.
Aislinn seufzte und verstärkte den Druck ihrer Hand. »Nun, jetzt hast du eine Familie - und von nun an wird alles ganz anders sein.«
7
Tristan blieb länger weg, als es gedauert hätte, eine Zigarre zu rauchen, aber das machte Emily nichts aus. Aislinn und sie erzählten sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten und knüpften ein Band, das nicht mehr reißen würde.
Als Tristan schließlich kam, um Emily abzuholen, war er bester Laune. Shay machte derzeit seine Runde durch die Stadt. In Tristans Hosentasche steckte ein dickes Bündel Papiere, aber er schien keine Lust zu einer Erklärung zu haben. Er grinste nur, und es war klar, daß er sich diebisch freute - und ganz gewiß nicht nur, weil er Onkel geworden war. Er verabschiedete sich liebevoll von seiner Schwägerin und seiner kleinen Nichte und führte Emily zum Wagen.
Sie schwieg, bis sie die Stadt hinter sich gelassen hatten. »Aislinn und Shay müssen sehr glücklich sein, so ein hübsches Baby zu haben.«
»Hm«, erwiderte Tristan, der immer noch lächelte.
Emily räusperte sich und machte einen zweiten Anlauf, ein Gespräch zu beginnen. »Ich vermute, daß du eigene Kinder haben willst.«
»Hm«, meinte er nur und begann leise zu pfeifen.
Emily verstummte, aber sie würde nicht aufgeben. Sie würde herausfinden, was ihn so amüsierte - auch wenn sie das wahrscheinlich nichts anging.
Sie erreichten die Ranch, und zu Emilys Erleichterung grasten die Schafe friedlich auf der Weide, und Mr. Poly- marr hatte immer noch seinen Skalp. Für einen Moment hatte sie die Hoffnung, daß von der Powder Creek Ranch keine Gefahr mehr ausging, aber ihr Verstand sagte ihr, daß die Probleme tiefer lagen. Hier glaubte man einfach, daß Rinder und Schafe nicht miteinander auskamen. Basta!
Damit der Saum ihres gelben Kleides nicht schmutzig wurde, schürzte Emily ihre Röcke, als sie auf Schwarzer Adler zuging. Der Mann stand regungslos wie eine Statue da und hatte seine muskulösen Arme vor der Brust verschränkt. Er roch nach Rauch, Leder und Herfett. Als er Emily anschaute, waren seine Augen absolut ausdruckslos, aber die tiefen Sorgenfalten, die sich in sein Gesicht gegraben hatten, sagten genug. Der Mann war ausgebrannt, er war geschlagen, aber er hatte sich seinen Stolz und seine Würde bewahrt.
Sie lächelte unsicher und spürte, daß Mitleid hier völlig fehl am Platz gewesen wäre. Ihr war klar, daß Schwarzer Adler solche Gefühle nicht brauchte und nicht wollte, und sie fragte sich, wie sie ihm zwanzig Schafe anbieten konnte, ohne überheblich zu wirken und seinen Stolz zu verletzen. »Mir scheint, daß du und deine Männer gute Arbeit leisten«, begann sie.
Er antwortete nicht und zeigte keine Regung. Sie wünschte, sie hätte zuerst mit Tristan gesprochen und wäre erst dann zu Schwarzer Adler gegangen. Zumindest hätte sie Tristan fragen müssen, wie er den Indianern zwanzig Rinder >geschenkt< hatte, ohne ihren Stolz zu verletzen. Aber Tristan war auch nicht gerade sehr gesprächig gewesen, nachdem sie aus der Stadt gekommen waren.
»Wo ist euer Dorf?« fragte sie.
Schwarzer Adler starrte Emily nur an, und sie starrte zurück. Sie war in bester Absicht gekommen, und sie würde sich nicht einschüchte rn lassen. Als dem Indianer klarwurde, daß Emily nicht einfach aufgeben würde, deutete er mit dem Daumen nach Westen.
»Dort«, erklärte er.
Vielleicht sprach er ja kaum Englisch, dachte sie, denn es schien ihm schwergefallen zu sein, dieses eine Wort auszusprechen. Aber Emily ließ nicht locker. »Hast du
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