Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
Wenn er das nicht kann, verliert er seine Ehre - und die Ehre ist so ziemlich das einzige, was diesen Menschen noch geblieben ist.«
Ihr Ärger legte sich etwas, und sie stellte die Schüssel auf den Tisch. Tristan sah, daß sie darin Maismehl mit Butter und Milch verrührt hatte, und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. »Das hättest du mir ruhig schon früher sagen können«, meinte sie grimmig.
»Das Gespräch kam nie darauf«, antwortete er sachlich.
Sie blickte ihn mißtrauisch an. »Was haben sie dir denn für die Rinder gegeben?«
»Feuerholz«, erwiderte er. »So viel, daß wir in den nächsten Jahren bestimmt nicht frieren werden. Die Frauen und Kinder sammeln es gerade in den nahe gelegenen Wäldern.«
Emily biß sich auf die Unterlippe. »Tut mir leid.«
Tristan hob eine Augenbraue. »Wirklich?«
Sie nickte betrübt. »Ich hätte beinahe einen schrecklichen Fehler begangen«, gab sie zu. »Ich wollte Schwarzer Adler sagen, ich hätte gehört, daß die Menschen in seinem Dorf Hunger litten und daß er sich zwanzig Schafe aussuchen könnte.« Sie preßte die Rückseite der Hand gegen die Stirn und seufzte tief. Dann blickte sie Tristan mit traurigen Augen an. »Warum hilft denn die Regierung den Indianern nicht?«
Tristan lachte einmal kurz auf, aber es klang nicht fröhlich, sondern bitter. »Die Regierung? Kein Indianer, der auch noch einen Funken Ehre im Leib hat, würde einem Politiker oder einem Soldaten vertrauen. Nicht, nachdem man sie immer wieder belogen und betrogen hat.«
Er sah ihrem Gesicht an, daß sie irgend etwas ausbrütete, und er ahnte, daß er sich nicht darüber freuen würde.
»Wirst du mich hinbringen?«
»Wohin?« fragte er, fürchtete aber, daß er die Antwort schon kannte.
»Zum Dorf der Indianer natürlich«, entgegnete sie mit einem Anflug von Ungeduld.
»Nein«, sagte er wie aus der Pistole geschossen. Die Familien, die in dem kleinen Dorf ein paar Meilen weiter westlich lebten, waren zwar friedlich, aber im Dorf hielten sich ständig abtrünnige Indianer auf, Männer, die auf der Flucht vor dem Gesetz waren. Diese Abtrünnigen spielten nach ihren eigenen Regeln. Einer von ihnen könnte auf die Idee kommen, Emily zu entführen, um ein Lösegeld zu erpressen - und kein anderer Indianer würde sich in so einem Fall einmischen, um ihr zu helfen.
»Warum nicht?« fragte sie mit großen Augen.
»Weil das kein Ort für dich ist. Deshalb!«
»Da wirst du mir schon eine bessere Erklärung geben müssen, wenn du mich überzeugen willst«, gab sie schnippisch zurück.
Diese Frau hatte manchmal eine Art an sich, daß er die Wände hätte hochgehen können. »Ich will dich nicht überzeugen, sondern ich befehle dir, nicht einmal in die Nähe des Indianer-Dorfes zu gehen.«
»Du hast mir gar nichts zu befehlen«, erwiderte sie. »Ich bin schließlich keiner deiner Männer, die du herumkommandieren kannst. Hast du vergessen, daß ich Anspruch auf dieses Land erhebe? Mir scheint, daß ich auf jeden Fall ein Wort darüber mitzureden habe, wie die Dinge hier entschieden werden.« Sie nahm die Schüssel in den einen Arm und schlug den Teig mit einem Holzlöffel so fest, daß Tristan Zweifel hatte, ob daraus noch ein richtiges Maisbrot werden würde. Dabei aß er Maisbrot - noch ein bisschen warm und frisch gebuttert - für sein Leben gem.
Nach einer Weile entschloss er sich einzulenken - nur wegen des Essens, wie er sich selbst einredete. Den Streit, wem die Ranch nun gehörte, stellte er erst einmal zurück. »Hör zu, Emily, du könntest die Indianer mit irgendwelchen Krankheiten anstecken«, erklärte er. »Sie sind sehr empfindlich - besonders die Kinder.«
Meder setzte sie die Schüssel auf den Tisch und wischte sich die Hände an dem Mehlsack ab, den sie an Stelle einer Schürze umgebunden hatte. Tristan sah ihrem Gesicht an, daß er sie mit seiner Bemerkung verunsichert hatte, auch wenn er nicht besonders stolz auf diese Lüge war. Aber so ganz falsch war es ja nicht, was er gesagt hatte. Viele Stämme waren durch Typhus, Cholera und andere Seuchen dezimiert worden, die erst die Weißen ins Land gebracht hatten.
»Aber ich bin vollkommen gesund«, protestierte sie.
»Das glaube ich dir ja«, antwortete er ruhig. »Aber sie könnten sich trotzdem in irgendeiner Form bei dir anstecken. Oder bei mir oder jedem anderen Weißen. Deshalb ist es besser, wenn wir sie in Frieden lassen.«
»Ich weiß nicht«, murmelte sie zweifelnd.
Er hätte sie gerne in die Arme genommen,
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