Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
Maisbrotes. Während er aß, ließ er sie nicht aus den Augen.
»Du reitest heute morgen zur Powder Creek Ranch?« Es war keine Frage, sondern eine resignierte Feststellung. »Allein?«
»Schwarzer Adler und einige seiner Männer werden mich begleiten«, antwortete er. »Und die Powder Creek Ranch heißt ab sofort Halbmond-Ranch, denn sie ist nun Teil dieser Ranch.«
Ständig hatten sie es vermieden, über die Besitzverhältnisse zu sprechen. Immer schien eine andere Sache wichtiger gewesen zu sein, und auch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihren Anspruch noch einmal klar und deutlich zu machen, fand Emily.
»Du hast also die Absicht, dich umbringen zu lassen«, sagte sie vorwurfsvoll. Sie gab sich gar nicht mehr die Mühe, ihre Angst zu verbergen. Tränen traten Emily in die Augen, und sie ließ ihnen einfach freien Lauf.
Tristan stand langsam vom Tisch auf, trat zu ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Im Gegenteil«, widersprach er. »Noch nie wollte ich lieber leben als jetzt. Aber es gibt nun einmal Zeiten, in denen ein Mann bereit sein muss , um sein Eigentum zu kämpfen. Dies ist so ein Zeitpunkt.«
Sie wusste , daß er recht hatte, aber das machte es ihr nicht leichter, ihn ziehen zu lassen, damit er gegen gemeine, hinterhältige Leute kämpfte, die ihn kaltblütig hinterrücks erschießen würden, wenn sich dazu die Gelegenheit ergab. Sie schlang zögernd ihre Arme um seine Taille und legte ihren Kopf an seine Brust, während er sie festhielt. Dann gab er ihr einen leichten Kuß auf die Stirn.
»Ich werde schneller zurück sein, als du es dir vorstellen kannst«, versicherte er, hob ihr Kinn mit dem Zeigefinger an und schaute ihr tief in die Augen. »Mach dir keine Sorgen, Emily.«
Sie seufzte und nickte, aber beide wusste n, daß das eine Lüge war. Emily würde sich schreckliche Sorgen machen und vor Angst fast vergehen.
Kaum hatte Tristan das Haus verlassen, lief Emily nach oben, um die alte Hose und das Hemd anzuziehen, die Sachen, die sie getragen hatte, als sie vor einigen Tagen mit ihren Schafen hier angekommen war. Sie lief zum Stall, wo Walter seine Herrin schnaubend begrüßte.
Emily warf dem Pony einen Halfter über den Kopf, aber sie nahm sich nicht die Zeit, das Pferd zu satteln. Tristan, Schwarzer Adler und die anderen fünf Indianer hatten schon einen großen Vorsprung, aber das konnte Emily nur recht sein. Denn sie war sicher, daß Tristan sie zurückschicken würde, falls er sie entdecken würde. Und sie zweifelte nicht daran, daß er sie notfalls wie ein Bündel verschnüren würde und sie einfach über den Rücken ihres Pferdes legen würde.
Je weiter sie kam, desto steiler wurde das Gelände. Sie hatte Angst vor dem, was sie auf der früheren Powder Creek Ranch sehen würde - aber noch mehr Angst hatte sie davor, daß sie vielleicht zu spät kommen würde.
Der Wald wurde dichter. Die Blätter der Bäume - Eichen, Ahorn und Birken - begannen sich zu verfärben: tief rot, leuchtend gelb und rostfarben. Es war ein herrliches Farbenspiel, aber heute hatte Emily keinen Blick für die Schönheiten der Natur.
Sie kam zu einer großen Wiese und muss te am Waldrand stehenbleiben, denn unbemerkt hätte sie die Wiese nicht überqueren können. Von hier aus hatte sie jedoch einen guten Blick auf das Haus - in dem im Augenblick alles still war. Auch Tristan und die Indianer waren nirgends zu sehen, obwohl Emily sicher war, daß sie ganz in der Nähe waren.
Sie ließ ihren Blick über das Haus gleiten, das Tristan gekauft hatte. Es war das größte, das Emily je in ihrem Leben gesehen hatte. Der untere Teil war aus Bruchsteinen gemauert, und im ersten Stock führte ein durchgehender Balkon um das ganze Gebäude herum, so daß man von außen von Zimmer zu Zimmer gehen konnte. Hinter dem Haus drehte sich träge eine Windmühle, und auf der anderen Seite stand eine riesige Scheune. In einem Gatter tänzelten Pferde. Die Tiere schienen nervös zu sein und zu spüren, daß etwas in der Luft lag.
Dann sah sie Tristan und Schwarzer Adler, die aus einer Senke auf das Haus zuritten. Die übrigen Indianer folgten in kurzem Abstand.
In diesem Moment wurde Emily von hinten aus dem Sattel gerissen. Sie flog zu Boden, und bevor sie schreien konnte, legte sich eine schwielige Hand auf ihren Mund. Sie wehrte sich, aber der Angreifer preßte ihr schmerzhaft mit Daumen und Zeigefinger den Kiefer zusammen.
»Ganz ruhig, kleine Lady«, zischte eine ölige Stimme. »Ich will dir nichts
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