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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rothäute behaupten, daß sie sich zwanzig Schafe hätten aussuchen dürfen«, murrte Mr. Polymarr, als sie zu dritt zum Haus gingen, durch dessen Fenster der warme Schein der Lampen fiel. Dieser Mann war wohl nicht glücklich, wenn er nichts zu meckern hatte, dachte Emily, aber sie wollte jetzt keinen Streit vom Zaun brechen. »Ist das wahr? Wieso stehen diesen Wilden zwanzig Schafe zu?«
    »Es ist wahr, Mr. Polymarr«, erwiderte Emily nur, aber zu einer weitergehenden Erklärung war sie nicht bereit.
    Als die Männer gegessen hatten - Emily selbst hatte keinen Bissen heruntergebracht - zogen sich Fletcher und Mr. Polymarr zurück. Polymarr hatte ein paarmal deutlich zu verstehen gegeben, daß in seinem Magen noch reichlich Platz für ein zweites Stück Rhabarberkuchen sei, aber Emily war hart geblieben.
    Tristan war immer noch nicht aus der Stadt zurück, und das mindeste, was sie für ihn tun konnte, war, ihm ein Stück Kuchen aufzuheben.
    Emily machte Wasser heiß, spülte das Geschirr, schrubbte die Töpfe und Pfannen und räumte die Küche auf. Dabei sah sie immer wieder zur Uhr auf dem Kamin. Es war schon nach neun, als Tristan in die Küche trat. Er sah müde und erschöpft aus. Seinen Hut warf er auf einen Stuhl und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
    »Ich habe dir etwas zu essen aufgehoben«, berichtete sie. Wenn sie zwanzig Jahre verheiratet gewesen wären, hätte das stumme Einverständnis zwischen ihnen nicht größer sein können, dachte Emily. Sie hatte das Gefühl, daß von Tristan ein Teil der Sorgen abfiel und sie ihren Teil davon übernahm.
    »Danke«, antwortete er. Während er ins Freie zum Brunnen ging, um sich zu waschen, legte sie Feuer nach und stellte Wasser auf, um frischen Kaffee aufzubrühen. Als er wieder hereinkam, setzte sie ihm das Essen vor, das sie für ihn auf einem Teller im Herd warm gestellt hatte.
    Das Waldhuhn war inzwischen ein wenig verbrutzelt, und das Gemüse etwas verkocht, aber das schien ihn nicht weiter zu stören. Er aß mit gesundem Appetit, und als er das große Stück Kuchen sah, das sie ihm aufgehoben hatte, begannen seine Augen auch wieder zu strahlen, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    Sie schenkte ihm Kaffee ein und wartete, daß er zu reden beginnen würde. Ihre Geduld wurde auch bald belohnt. Tristan schob seinen Teller zurück und blickte Emily fest in die Augen. Da wusste sie, daß er nun bereit war, über seine Vergangenheit zu sprechen.
    »Das war ein gutes Essen«, meinte er. »Danke, Emily.«
    Sie setzte sich ihm am Tisch gegenüber und legte die Hände ineinander. »Freut mich, wenn es dir geschmeckt hat.« Dann blickte sie ihn schweigend an.
    Er seufzte tief. »Shay hat mich so lange aufgehalten. Er wollte mich nicht eher gehen lassen, bis er nicht jeden verdammten Steckbrief durchgelesen hatte, den er in seinem Büro hatte. Es war alles ziemlich peinlich. Mein Bruder hat sich angestellt, als ob ich ein gesuchter Verbrecher wäre.«
    »Wirst du gesucht?« wollte Emily ruhig wissen.
    Ein leichter Schatten h u sch te über Tristans Gesicht. »Nein«, antwortete er. »Mir ist es immer gelungen, auf der Seite des Gesetzes zu bleiben - wenn auch manchmal hart an der Grenze. Ich war ein Kopfgeldjäger. Und bevor du jetzt sagst, daß das nichts Unehrenhaftes sei, will ich dir versichern, daß du dich irrst. Ich war ein Revolverheld - auf Seiten des Gesetzes. Ich habe viele Verbrecher lebendig ins Gefängnis gebracht, aber ich habe ebenso viele gleich beim Totengräber abgeliefert. Bis heute hatte ich gehofft, dieses Leben hinter mir gelassen zu haben.« Wieder seufzte er. »Ich hätte es besser wissen müssen. Ich habe mir in meinem Leben viele Feinde gemacht - Väter, Brüder, Freunde der Leute, die ich ins Gefängnis gebracht oder erschossen habe. Was heute passiert ist, kann sich jederzeit wiederholen.«
    Sie hielt einen Moment den Atem an. »Ich werde nicht gehen«, brach es heftig aus ihr heraus. »Das wolltest du doch damit andeuten.«
    »Du bist nicht sicher hier, Emily. Jetzt vergiss mal die Vi ehzüchter und den Streit wegen der Schafe. Ich bin eine größere Gefahr für dich als alle Rancher zusammen. Ich werde dir Geld geben, genug, um dir anderswo ein Stück Land zu kaufen, wo du mit deinen Schafen glücklich leben...«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und unterbrach ihn: »Willst du dein Wort brechen und einen Rückzieher machen?«
    Er schwieg, griff nach seinem Kaffeebecher und trank ein paar kleine Schlucke. »Hast du

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