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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Freien zu verrichten hatte, Arbeit, die er liebte, bei der Körper, Geist und Seele bis aufs äußerste gefordert wurden, konnte er sich plötzlich selbst nicht mehr ausstehen. Dabei hatte er genügend Geld, er hatte eine eigene Ranch, er hatte sogar so etwas Ähnliches wie eine Familie - und er hätte doch ganz zufrieden sein müssen, aber er haderte mit seinem Schicksal. Er fühlte sich wie Kain, der dazu verdammt war, bis ans Ende seiner Tage allein durchs Leben zu streifen.
    Er nahm seine Eimer, ging wieder ins Freie und pumpte mehr Wasser. Dabei begann er leise zu pfeifen, und er lächelte sogar ein wenig vor sich hin. Man konnte sich auch einreden, daß es einem schlechtging, obwohl das Gegenteil der Fall war - und dann fühlte man sich natürlich auch prompt miserabel. Er würde sich jetzt gründlich waschen, sich rasieren und saubere Kleidung anziehen. Dann würde er auf seinem Wallach in die Stadt zurückreiten und sich Aislinns gebratenes Huhn schmecken lassen. Das würde seine Stimmung schon wieder heben.
    Als er genügend Wasser erhitzt hatte, füllte er damit die kupferne Badewanne, zog sich splitterfasemackt aus und seifte sich in der Wanne, die er neben den Ofen in der Küche gestellt hatte, von Kopf bis Fuß gründlich ein. Um die Seife abzuspülen, war es am einfachsten, wieder nach draußen zu gehen und sich an der Pumpe einen Eimer Wasser oder zwei über den Kopf zu gießen. Deshalb wickelte sich Tristan in ein Handtuch und trat ins Freie.
    In diesem Moment hörte er die Schafe.
    Er hielt den Kopf schräg, damit ihm die Seife nicht in die Augen lief, und la u sch te regungslos. Ein Zweifel war ausgeschlossen, denn das Blöken wurde immer lauter.
    Tristan blickte auf und sah am östlichen Horizont seines Landes eine Staubwolke, die in den Abendhimmel auf- stieg, als hätte dort eine mächtige Explosion stattgefunden. Das Blöken wurde lauter, und jetzt hörte Tristan auch das Bellen eines Hundes.
    Dann tauchte die Herde hinter dem Hügel auf, auf dem das Wohnhaus stand. Die grauweißen Wollknäuel wirkten wie eine einzige Masse, die sich unaufhaltsam auf Tristan zubewegte. Bevor er sich von seiner Überraschung erholen konnte, waren die Tiere auch schon um ihn herum und spritzten dabei so viel Schmutz auf, daß der Erfolg seines Bades innerhalb von Sekunden zunichte gemacht wurde.
    Mit wütend blitzenden Augen beobachtete er den Schaftreiber, der auf einem kleinen gescheckten Pony auf ihn zuritt. Es war ein kleiner Mann, der einen weichen Schlapphut trug, dessen Krempe seine Augen verbargen, ein braunes Hemd, einen schmutzigen Umhang, dessen Farbe nicht klar erkennbar war, blaue Denim-Hosen und abgestoßene Stiefel. Der Hund, irgendeine undefinierbare Langhaarmischung, schenkte Tristan überhaupt keine Beachtung, sondern trieb die Schafe in den Creek, wo sie Wasser finden würden. Wahrscheinlich waren die Viecher zu dumm, um selbst das Wasser zu finden.
    »Offenbar haben Sie den Zaun nicht gesehen«, sagte Tristan mühsam beherrscht und hielt das Pony am Zügel fest, bevor der Schäfer an ihm vorbeiritt. »Dies hier ist Privatbesitz.«
    Das Gesicht des Mannes war durch den Hut verdeckt, und die Schafe machten so einen Lärm, daß Tristan sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Aber dann hätte er das Handtuch fallen lassen müssen, mit dem er seine Nacktheit notdürftig bedeckte.
    Als er die sanfte Stimme des Fremden hörte, dauerte es einen Moment, bis Tristan begriff.
    »Lassen Sie mein Pony los. Es ist durstig, und ich bin es auch.«
    Tristan hielt das kleine Pferd weiter mit der einen Hand fest, während er mit der anderen das Handtuch enger zog. »Dieser Zaun...«
    Der Schäfer schob den Hut mit einer kurzen Handbewegung in den Nacken und enthüllte honigfarbene Haare, die zu einem Zopf geflochten waren, braune Augen, die unter dichten Wimpern mutig funkelten, und einen breiten, wunderschön geformten Frauenmund. Die Schäferin war etwa zwanzig Jahre alt, sie hatte weiche Gesichtszüge und einen zarten Knochenbau und war nach Tristans Ansicht kaum geeignet, eine Schafherde übers Land zu treiben.
    »Ich habe den Zaun niedergerissen«, erklärte sie ohne ein Wort der Entschuldigung und deutete auf eine Peitsche, die sie am Sattel befestigt hatte. »Ich lasse mich doch nicht durch ein bisschen Stacheldraht daran hindern, mein Land zu betreten.«
    Tristan, der es immer noch nicht fassen konnte, daß der Schäfer eine Frau war - und zwar die schönste, die er seit langem gesehen hatte und die

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