Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
Gedanken an dich verschwenden zu müssen. Und du, meine Liebe, wirst gewiss dasselbe tun.“
Serina war froh, dass er sich abwandte. Ohne einen weiteren Gedanken an ihn zu verschwenden? Hatte sie ihre Rolle wirklich so gut gespielt?
„Also beeil dich“, warf er ihr auf dem Weg ins Wohnzimmer über die Schulter zu.
Erst beim Aufstehen fiel ihr ein, dass ihre Kleider ebenfalls im Wohnzimmer waren. Bei ihm.
Nach allem, was er eben gesagt hatte, graute ihr bei der Vorstellung, nackt nach nebenan gehen zu müssen. Sie als „Bettgespielin“ zu bezeichnen! Wie roh konnte ein Mann eigentlich sein? War ihm denn wirklich entgangen, dass sie ihn immer noch liebte? Hatte er ihre Liebe nicht gespürt?
Natürlich nicht. Wie hätte er auch, nach allem, was sie auf dem Weg hierher zu ihm gesagt hatte? Sie war es doch gewesen, die behauptet hatte, dass er für nichts anderes gut wäre als für Sex. Deshalb war sie selbst schuld, wenn er sie jetzt so behandelte.
Aber für eine kleine Weile war es ungeheuer prickelnd gewesen. Ganz wie früher. Es hatte sie erregt, seine Befehle zu befolgen, sie hatte jede einzelne Sekunde davon ausgekostet.
Aber jetzt war das Spiel aus, und sie fühlte sich niedergeschlagen. Höchste Zeit, in die reale Welt zurückzukehren und sich wieder in den Griff zu bekommen.
Sie rief sich zur Ordnung und ging eilig ins Bad, wo sie sich in ein Badelaken wickelte. Dabei sah sie ihr Gesicht im Spiegel.
Himmel, so wie sie aussah, konnte sie unmöglich zurück ins Büro. Ihre Haare waren eine Katastrophe, die Lippen geschwollen, und ihre Augen …
Wenn der Volksmund recht hatte und Augen wirklich das Fenster zur Seele waren, dann war ihre Seele in höchster Gefahr.
Entschlossen straffte sie die Schultern und ging eilig ins Wohnzimmer, wo Nicolas sich in der offenen Küche gerade einen Kaffee machte. Ohne ihn zu beachten, sammelte sie ihre Kleider vom Fußboden, dann schnappte sie sich ihre Handtasche und verschwand wieder im Bad.
Als sie fast fertig war, klingelte ihr Handy. Serina erstarrte. Seit Gregs Tod bekam sie jedes Mal einen tödlichen Schreck, wenn unerwartet ihr Handy klingelte. Felicity wusste, dass sie nur im Notfall anrufen sollte. Wer also konnte das sein?
„Ja?“, meldete sie sich angespannt.
„Ich bin’s bloß, Serina, es ist nichts mit Felicity.“ Ihre Mutter. Sie klang irgendwie müde. „Du musst endlich aufhören, dir ständig Sorgen um dieses Mädchen zu machen, Liebes. Felicity kann wunderbar auf sich aufpassen.“
„Ja, Mum, ich weiß. Was gibt’s? Du rufst mich doch sonst nie auf dem Handy an.“
„Ich habe es im Büro versucht, aber da war ständig besetzt. Ich dachte mir, es interessiert dich vielleicht, wie Mrs Johnsons Besuch beim Arzt gewesen ist.“
„Oh ja, sicher. Aber mach’s kurz, bitte. Ich bin nämlich immer noch in Port Macquarie, und ich habe Felicity versprochen, gegen vier zurück zu sein.“
„Was machst du denn in Port?“
Serina schluckte. „Ähm … Mittagessen mit … na, du weißt schon.“
„Mit wem? Oh, du meinst Nicolas Dupre. Wirklich? Das ist aber eine Überraschung! Mir kam es eigentlich so vor, als ob du von Felicitys Idee, ihn einzuladen, gar nicht sonderlich erbaut gewesen wärst.“
„War ich auch nicht. Und ich wollte auch nicht mit ihm essen gehen“, beteuerte sie. „Aber er hat mich vor diesen albernen Mädchen im Büro eingeladen, und da konnte ich schlecht Nein sagen.“
„Du hast recht, albern sind die beiden wirklich, trotzdem sind sie in Ordnung. Und wie geht es Nicolas? Bestimmt sieht er immer noch so gut aus, oder?“
„Hör zu, Mum, kann das nicht warten? Mir läuft nämlich die Zeit davon, und beim Fahren telefoniere ich nicht gern.“ Es erschien ihr ratsam, ihre Mutter in dem Glauben zu lassen, sie sei mit dem eigenen Wagen unterwegs. „Am besten rufst du später noch mal an.“
„Das kann aber dauern. Ich bin immer noch in Newcastle.“
„Wie geht es Mrs Johnson denn?“
„Oh, für ihr Alter eigentlich blendend. Der Arzt hat ihr nur etwas Leichtes für den Blutdruck verschrieben und ihr geraten, vielleicht besser auf ihr tägliches Gläschen Sherry zu verzichten.“
„Was sie bestimmt nicht macht.“
„Kaum. Aber lass dich nicht aufhalten, Liebes, ich melde mich heute Abend.“
„Ja, bis dann.“ Serina legte auf.
Nicolas stieß die Tür auf. „Mit wem sprichst du denn hier drin?“
„Mit meiner Mutter“, gab sie schroff zurück, während sie ihr Handy wieder in ihrer Tasche versenkte.
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