Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
Nicolas, aber mein Geld will ich nicht damit verdienen. Niemals! Außerdem weiß ich sowieso schon, was ich werden will.“
„Ach ja? Was denn?“
„Na, Tierärztin, was sonst! Konzertpianistin bestimmt nicht!“, fuhr sie leichthin fort. „Was Langweiligeres kann ich mir echt nicht vorstellen. Klavierspielen macht wirklich Spaß, aber wer will schon den ganzen Tag am Klavier hocken! Oh, tut mir echt leid, Nicolas“, fügte sie hinzu, weil ihr plötzlich dämmerte, was sie da eben gesagt hatte. „Ich hatte es einen Moment lang vergessen. Aber trotzdem, ich wette, Ihnen bringt das, was Sie jetzt machen, auch viel mehr Spaß, als nur den ganzen Tag zu üben. Und das müsste ich ja auch, wenn ich Konzertpianistin werden wollte. Ich weiß es, weil Mrs Johnson immer sagt: Du musst üben, üben und nochmals üben, Felicity. Das ist das A und O, wenn man Erfolg haben will.“ Dabei ahmte sie Mrs Johnsons irgendwie hochmütigen Tonfall perfekt nach. „Na ja, und nachdem ich wochenlang für diesen Auftritt heute geübt habe, kann ich nur sagen, dass ich vom Klavierspielen für eine ganze Weile die Nase voll habe. Ich schwöre, dass ich in den Weihnachtsferien keine Taste anrühre. Aber jetzt muss ich den anderen helfen, sonst denken die womöglich noch, ich bin faul. Und noch mal ganz, ganz vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Nicolas.“ Mit diesen Worten stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. „Und wehe Sie verschwinden, ohne Tschüss zu sagen.“
„Tierärztin“, brummte Nicolas kopfschüttelnd, während er Felicity nachschaute. Was für eine bodenlose Talentvergeudung!
„Ja, sie ist wirklich sehr tierlieb“, bekräftigte Bert. „Besonders die Wildtiere haben es ihr angetan. Sie und ihre Freundin Kirsty streunen ständig im Wald herum, wo sie nach verletzten Tieren Ausschau halten, die sie mitnehmen und gesund pflegen.“
„Ich verstehe“, gab Nicolas höflich zurück. Obwohl er rein gar nichts verstand. Er sah nur, dass Felicity ihre außergewöhnliche musikalische Begabung offenbar nicht zu schätzen wusste.
„Offen gestanden sind wir sogar ganz froh, dass Felicity Tierärztin werden will“, fuhr Bert fort. „So können wir wenigstens hoffen, dass sie vielleicht nach dem Abschluss ihres Studiums wieder in unsere Gegend zurückkommt. Nachdem Greg nicht mehr ist, haben wir doch nur noch sie. Greg war ja leider auch ein Einzelkind, wissen Sie. Wir hatten immer noch auf einen Bruder oder eine Schwester für Felicity gehofft, aber dazu ist es leider nicht gekommen.“
„Greg hatte Mumps in der Pubertät. Als Serina nicht schwanger wurde, hat Greg sich untersuchen lassen“, erklärte Franny, „und da hat man festgestellt, dass er eine zu geringe Anzahl Spermien hat. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass wir wenigstens Felicity haben. Sie ist so ein liebes Mädchen.“ Für einen Moment blickte sie gedankenverloren in die Richtung, in die Felicity verschwunden war. Dann blickte sie ihren Mann liebevoll an. „Erinnerst du dich an den Tag ihrer Geburt, Bert? Sie sah überhaupt nicht aus wie ein verschrumpeltes Neugeborenes, sondern schon wie ein richtiges Baby. Einfach wunderschön. Das Aussehen und das musikalische Talent muss sie von Serina geerbt haben, aber die Sturheit hat sie eindeutig von Greg. Sie kann wirklich ziemlich dickköpfig sein, aber sie ist ein gutes Mädchen. Greg hatte immer sehr viel Verständnis für sie, aber wenn es sein musste, hat er ihr ihre Grenzen deutlich gezeigt. Felicity hat ihren Vater sehr geliebt. Ach herrje …“ Franny waren die Tränen in die Augen geschossen. „Entschuldigen Sie, ich hatte eigentlich gehofft, dass ich mittlerweile schon besser damit klarkomme.“
Irgendwie schaffte es Nicolas, etwas Mitfühlendes zu murmeln, aber in seinem Kopf ging es drunter und drüber. All die Informationen, die Felicitys Großmutter gerade leichtfertig ausgeplaudert hatte, irritierten ihn.
Falls sie überhaupt Felicitys Großmutter ist, dachte Nicolas, wobei er eine seltsame Leere im Bauch verspürte … Zu so etwas wäre Serina doch bestimmt niemals fähig, oder?
Er schaute sich nach Serina um.
„Komm, Franny.“ Bert legte seiner weinenden Frau fürsorglich einen Arm um die Schultern. „Jetzt trinken wir eine Tasse Tee, dann geht es dir bestimmt gleich besser. War nett Sie kennenzulernen, Mr Dupre. Und noch mal vielen Dank für die großzügige Spende. Sie haben Felicity heute Abend sehr glücklich gemacht.“
Im selben Moment,
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