Leidenschaft in den Highlands
Und Schafe und Rinder wollen sie außerdem.«
»Wir sollten endlich aufhören, den MacCallens das Geld in den Rachen zu werfen. Die werden fett, und wir verhungern. Verpassen wir ihnen die Antwort, die sie verdienen, sage ich!«, rief der alte Brian, der ein enger Freund Williams war, und hob kämpferisch seine Faust in die Höhe.
»Richtig, dieses Land war schon immer das Land der MacBaines. Daran ändert auch der Fetzen nichts, den die MacCallens vom König erhalten haben!«
»Meine Chieftains!«, unterbrach Amus die Männer. »Wir sollten nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen. Zunächst muss die Nachfolge geklärt werden. Die Fußstapfen, die William hinterlässt, werden kaum auszufüllen sein. Er besaß Charisma und politischen Verstand. Beides ist für diese wichtige Position unerlässlich. Seinem diplomatischen Geschick haben wir es zu verdanken, dass wir jahrzehntelang in Frieden neben unseren Nachbarn existieren konnten, ohne von ihnen überrannt zu werden. Aber die Zeiten ändern sich. Frieden ist nicht immer der richtige Weg. Deswegenbrauchen wir eine starke Führung, die MacCallen entschlossen gegenübertritt und keine Kompromisse eingeht. Ich weiß, dass William ein friedliebender Mann war, der das Leben aller achtete. Doch auch er hätte sich MacCallens Willen kein weiteres Mal gebeugt. Auch er hätte zu den Waffen gegriffen, da bin ich sicher.«
»Das ist richtig. Athair war nicht bereit, die Pacht länger zu zahlen. Das hat MacCallen selbst gesagt«, warf Avery ein.
»Na bitte. Haben wir ihm endlich gezeigt, dass wir Eier unter unseren Plaids haben!«, sagte Brian und lachte herzlich.
Amus lächelte siegreich.
»Aye. Keine Pacht mehr«, bestätigte Avery. »Und nun lasst uns besprechen, wer den Clan führt. Athair ließ keinen Zweifel daran, wen er für seine Nachfolge wünschte. Amus hat recht, der neue Chief braucht Charisma und Verstand. Ich habe beides von Athair geerbt. Und die nötige Stärke, einen Clan zu leiten. Ich bin bereit, in diese Fußstapfen zu treten, und werde mein Möglichstes tun, um euren Erwartungen gerecht zu werden.«
»Verstand? Bei dir? Du bist noch nicht mal ganz trocken hinter den Ohren«, mischte sich Amus ein.
Avery lachte. »Nun, wir sind etwa im gleichen Alter, also gilt das dann wohl ebenso für dich.«
Brian lachte schallend auf. »Avery hat ganz schön Schneid. Für das bisschen Verstand, das sie haben soll, kann sie damit aber verdammt gut umgehen.«
Avery sah, dass sich auch auf den Gesichtern einiger anderer Chieftains ein deutlich sichtbares Grinsen zeigte.Amus’ Miene hingegen blieb starr. Lediglich ein Mundwinkel zuckte.
»Chieftains! Wir sollten nicht vergessen, worum es hier geht!« Er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen, doch bevor Avery sich einschalten konnte, fuhr er fort: »Die Tradition unserer Vorfahren!«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich unter den versammelten Chieftains.
»Und die Tradition, auf die wir uns berufen, auf die wir auch die Ansprüche für unser Land gründen, besagt, dass es ein Mann sein soll, der uns führt, keine Frau! Noch nie hat es bei den MacBaines eine Frau als Chief gegeben.«
»Sehr richtig. Frauen können gut mit Kindern umgehen und uns ein schönes Heim bereiten, aber sie haben in der Politik nichts verloren. Das war schon immer so. Das ist Tradition«, sagte Liam.
Zustimmend schlugen die Männer ihre Fäuste auf die Tischplatte, so dass der Whisky über die Kelchränder schwappte.
Avery schlug das Herz bis zum Hals. Sie hatte damit gerechnet, dass es Probleme geben würde. Aber dass die Männer so weit gehen würden, hätte sie nicht gedacht.
Es stimmte, dass seit jeher der nächste männliche Nachfahre des Chiefs dessen Amt übernommen hatte. Und da ihr Vater keinen Sohn hatte, war Amus tatsächlich der Nächste in der Rangfolge. Kein Wunder, dass er wie ein Löwe um seinen Anspruch kämpfte. Aber auch sie würde so schnell nicht aufgeben.
Der Clan mochte auf seine Traditionen beharren, abernoch stärker war für viele die Loyalität zu ihrem Vater, das wusste sie. »Ich höre an euren Worten, und ich sehe in euren Gesichtern, dass William euer Vertrauen und eure Bewunderung genoss. Und dies völlig zu Recht. Er war ein großer Mann.«
Die Chieftains blickten zu ihr. Einige nickten voller Überzeugung. Selbst Amus stimmte ihren Worten zu.
»Deshalb frage ich mich, warum ihr ihm in diesem einen Punkt nicht dasselbe Vertrauen entgegenbringt?«
»Wir haben William immer
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