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Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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heute gegen euch ins Feld ziehen würden. Meine Männer sind euch an Zahl und Ausrüstung deutlich überlegen. Unser Clan ist reich, und wir könnten darüber hinaus auch die Männer des Königs zu Hilfe rufen. Immerhin haben wir eine Urkunde vorzuweisen.«
    »Warum macht Ihr das nicht einfach, wenn Ihr uns so überlegen seid, wie Ihr mich glauben machen wollt?«
    »Oh, das wäre ein Leichtes. Doch was habe ich davon? Das Land, das deine Familie bewohnt, nutzt mir nichts, wenn es brachliegt. In einer Schlacht würden unweigerlich viele Männer fallen. Womöglich wären Mitglieder deines Clans dickköpfig genug, selbst nach einer Schlacht noch weiterzukämpfen. Ich müsste einiges an Männern abstellen, um bei euch für Ordnung zu sorgen. Doch wer soll sich dann um das Land und die Herden kümmern? Ich herrsche über ein großes Gebiet und brauche meine Männer an anderer Stelle als auf dem Feld.«
    »Ich verstehe. Trotzdem werden meine Leute ihr Land notfalls mit dem Schwert verteidigen. Ich bin sicher, Ihr versteht, warum.«
    »Diese Entscheidung liegt ganz bei deinem Vater. Ich bin auf alles vorbereitet.« Er ging zur Tür. »Bis es so weit ist, fühle dich wie zu Hause. Niemand soll sagen, Ewan MacCallen würde schottische Traditionen wie die Gastfreundschaft missachten. Dir soll es an nichts mangeln.«
    ›An nichts außer meiner Freiheit‹, dachte Avery verbittert.
    Er ging.
    Sie stellte sich ans Fenster, durch das sie auf den Hof blicken konnte. Hatte er von einem Lösegeld gesprochen? Nay, sie konnte sich zumindest nicht daran erinnern. Es schien ihm tatsächlich nur um diese Pacht zu gehen. Sie hatte Schlimmeres erwartet. Dass er über sie herfiel, sie misshandelte, vielleicht sogar folterte. Aber MacCallen schien daran kein Interesse zu haben. Im Gegenteil, er flößte ihr Respekt ein, erschien ihr aber gleichzeitig freundlich. Sie beobachtete einen Vogel, der sich auf einer der Zinnen niederließ, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie hätte es wahrlich schlimmer treffen können.
    Dass sie allerdings tatenlos in ihrem Zimmer hockte und sich darauf verließ, dass der Rat sie irgendwie freibekam, konnte er nicht von ihr erwarten.

    Kurz vor Sonnenuntergang betrat Cathee noch einmal Averys Zimmer und brachte ihr einen Beutel mit Heilkräutern.
    Behutsam verteilte sie die zu Pulver zerriebenen Pflänzchen auf Averys wunde Stellen, und tatsächlich spürte die schon nach kurzer Zeit eine Linderung.
    Danach brachte man ihr eine warme Mahlzeit und Mürbeteiggebäck, das köstlich schmeckte und sie an zu Hause erinnerte.
    Mit Einbruch der Nacht tobte draußen ein stürmisches Unwetter. Sie konnte nicht schlafen. Wann immerein greller Blitz ihr Zimmer erhellte, sah sie das Antlitz der Lady Elisabeth, die mit ihrem freundlichen Lächeln auf Avery hinabblickte. Es war ein warmes Lächeln, dessen Anblick sie tröstete. Zwischen dem Grollen und Donnern hörte sie ein schreckliches Heulen, das sie zusammenzucken ließ. Es klang, als würde jemand weinen.

    Ewan hatte auch in dieser Nacht keine Ruhe gefunden. Seine Gedanken waren jedoch nicht wie sonst um jenen schwarzen Tag gekreist, an dem er Elisabeth verloren hatte, sondern um diese kleine Wildkatze Avery MacBaine.
    Es war weder ihre herbe Schönheit noch ihr Mut, an die er hatte denken müssen. Eine andere Frage hatte ihn viel mehr beschäftigt: Wie gut konnte sie mit dem Schwert umgehen? War es möglich, sie zu zähmen?
    Seine Krieger waren gestandene Männer, die viel erlebt und gesehen hatten. Sie hatten gegen ganze Heerscharen feindlicher Clanmänner gekämpft. Und selbst sie hatten nicht verbergen können, dass Avery sie beeindruckt hatte. Unfassbar, dass eine Frau ihr Schwert derart führte, dass seine Männer ihre gewohnte Gelassenheit verloren. Er musste einfach wissen, wie sie sich im Kampf machte. Er brannte förmlich darauf, das Schwert mit ihrem zu kreuzen. Aye, es wuchs sich zu einemVerlangen aus, das er kaum beherrschen konnte. Fast so, wie wenn er mit einer Hure schlafen musste. Es war, als hätte er keine Kontrolle darüber.
    Der Schwertkampf war für ihn die größte Kunst. Und er hatte noch nie eine kämpfende Frau gesehen. Die meisten waren zu schwach, um ein Schwert überhaupt zu halten. Auch war er im Grunde der Ansicht, dass Waffen nicht in die unschuldigen Hände von Frauen gehörten. Aber Avery war rauer, kräftiger als andere ihres Geschlechts. Sie sah nicht aus, als würde sie unter dem Gewicht eines Claymores zusammenbrechen. Was

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