Leidenschaft in den Highlands
ihr heimlich dort hinauf gefolgt. In ihrem zarten Kleid,durch dessen Stoff er ihre wunderschönen Formen erkannte, hatte sie wie eine Elfe ausgesehen. Dies war der Moment, in dem er beschlossen hatte, dass er sie eines Tages heiraten würde.
»Doch, ich weiß sehr wohl zu schätzen, dass du mir beistehen möchtest.«
Auf ihrem Gesicht entdeckte er ein unsicheres Lächeln, das ihn mit neuem Mut erfüllte.
»Ich ziehe mich in mein Zimmer zurück«, sagte sie dann. Amus erhob sich, um ihr aufzuhelfen, und geleitete sie ins Burginnere.
»Soll ich dich nach oben begleiten?«, fragte er. Sie schüttelte abwehrend den Kopf.
Amus nahm es hin. Wahrscheinlich musste er sich noch gedulden. Schließlich hatte sie schreckliche Verluste erlitten. Ihre Trauer ließ wohl derzeit kaum andere Gefühle zu, aber das würde sich wieder ändern.
Während er noch grübelte, vernahm er das Trappeln von Hufen im Hof. Ein fremder Reiter war angekommen. Eilig stieg er vom Pferd und verbeugte sich vor ihm.
Amus musterte den Jüngling gründlich. Dem stand die Angst förmlich ins Gesicht geschrieben. Neugierig sammelten sich die MacBaines um ihn.
»Wer seid Ihr?«, fragte Amus schließlich und betrachtete mit einem Mal interessiert seine Fingernägel, die er, wie seinen gesamten Körper, gründlich pflegte.
Hastig wedelte der Fremde mit seiner Tasche. »Ich bin Jack von den MacCallens und bringe eineNachricht für den Chief der MacBaines. Der Regen hat mich aufgehalten, daher komme ich verspätet.«
Amus trat näher. Er genoss es, dass er den Jungen um ein halbes Haupt überragte. Das passierte ihm selten genug. Er hielt lässig die Hand auf. Der Bote verstand und zog einen Brief aus der Tasche. Wie gut es sich anfühlte, dass ein MacCallen vor ihnen erzitterte.
»Gebt ihm Speis und Trank«, sagte Amus zu dem Diener, der inzwischen zu ihnen getreten war »Und wenn es sein muss, richtet ihm ein Nachtlager her.«
Er würdigte den Boten keines Blickes mehr. Aber auch wenn dieser Jack ein MacCallen war: Amus hielt schottische Traditionen wie die Gastfreundschaft sehr hoch, und der Mann war ohne Schwert gekommen. Wer in diesen rauen Zeiten Regeln und Ordnung missachtete, würde untergehen. Er fragte sich, was MacCallen von ihm wollte.
Amus zog sich mit der Nachricht in sein Gemach zurück, um sie in Ruhe zu lesen. Er setzte sich an das Fenster und faltete das Schreiben auseinander. Die förmliche Anrede übersprang er, denn etwas anderes stach ihm geradezu schmerzhaft ins Auge.
Avery MacBaine ist in meiner Gewalt!
Amus spürte mit einem Mal, wie das Blut in seinem Schädel rauschte. In seinen Schläfen pochte es so heftig, dass er fürchtete, gleich werde sein Kopf explodieren.
Avery lebte! Er hatte fest damit gerechnet,dass sie unter dem brennenden Unrat ersticken oder verbrennen würde. Und für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass sie sich befreite – hatte er angenommen –, würden die barbarischen MacCallens sie niedermetzeln.
Nun, vielleicht hätten sie das auch getan, wenn Avery ein Mann gewesen wäre. So aber hatten sie sie offensichtlich in ihre Obhut genommen.
Er hatte ein Problem. Mit einer raschen Handbewegung wischte er sich den Schweiß von der Stirn und griff nach einem Becher Whisky, der auf seinem Tisch stand. Er spülte den Inhalt mit einem einzigen großen Schluck die Kehle hinunter.
Er musste nachdenken. Seine Gedanken ordnen. Es gab eine Lösung für dieses Problem. Es musste sie geben.
Avery konnte ihn nicht erkannt haben, denn er hatte schnell zugeschlagen und außerdem sein Gesicht geschwärzt. Sie würden keine Anklage gegen ihn erheben.
Am Abend rief Amus den Rat zusammen, da eine schnelle Entscheidung gefordert war. Er nahm nur zu bereitwillig in Kauf, dass aufgrund der langen Anreise nicht alle Chieftains an der Versammlung teilnehmen konnten.
Sie setzten sich an die große Tafel. Amus reichte das Schreiben MacCallens reihum, fasste den Inhalt jedoch noch einmal in eigenen Worten zusammen, da er wusste, dass nicht alle Chieftains des Lesens mächtig waren.
»Ein feiger Hund, dieser MacCallen. Aber schlau. Er weiß, dass wir ihn kaum angreifen werden, solange unser Chief in seiner Gewalt ist«, brummte Brian.
Amus’ Hände, die noch das Schriftstück hielten, krallten sich so fest in das Papier, dass er es beinahe zerrissen hätte. Wann würden sie endlich einsehen, dass er ihr Chief war, niemand sonst, und am wenigsten dieses Weibsbild?
»Für den Überfall auf Lincairn ist er
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