Leidenschaft in den Highlands
angeblich nicht verantwortlich. Wer will ihm das abkaufen? Er hat uns geschwächt, und nun versucht er, seinen Verrat zu vertuschen«, fuhr Liam fort.
»Wir werden nicht auf diese lächerlichen Forderungen eingehen«, sagte Amus entschlossen.
Ein Raunen ging durch den Saal.
»Wie stellst du dir das vor, Amus? Willst du Averys Leben riskieren? Am Ende verlieren wir alles. Ich finde, wir zahlen dieser verfluchten Ratte die Pacht. Dann ist das eben der Preis für den Frieden.«
»Aber genau darauf spekuliert MacCallen. Verstehst du das nicht, Brian? Wir dürfen uns nicht länger von diesem Unhold zum Narren halten lassen. Als Nächstes fordert er noch höhere Abgaben. Seiner Gier sind dann keine Grenzen mehr gesetzt. Und wir sollen uns jedes Mal von neuem fügen? Denkt an die Zerstörung von Lincairn. Diese Hurensöhne haben ein ganzes Dorf vernichtet, unser Land verwüstet, unseren Chief gefangen genommen. Ist das nicht genug? Es wird Zeit, dass wir sie in ihre Grenzen weisen.«
Ein Teil nickte zustimmend, die anderen musste er noch überzeugen. Aber dies war gewiss nicht seine schwierigste Übung.
»Schön und gut, Amus, nur, wie willst du ihm dieseGrenzen setzen? Durch einen Angriff? Die MacCallens sind uns zahlenmäßig überlegen.«
»Das ist mir bekannt. Aber bedenke, dass MacCallens Land äußerst weitflächig ist. Er hat seine Mannen nicht alle an einem Ort versammelt, sondern sie sind über eine weite Strecke verteilt. Schlagen wir zu, wird sich uns nur eine kleine Gegnerzahl entgegenstellen. Und bis die Verstärkung anrückt, sind wir längst vor Stonewall Castle angekommen.«
»Ewan MacCallen ist nicht dumm, Amus«, sagte Brian. »Er wird sicher bereits Männer bereitstehen haben, die bei einem Angriff in die Bresche springen. Doch nehmen wir an, du hast recht, und wir erreichen die Burg. Spätestens dort werden wir scheitern. Sie steht auf einem Hügel, hat dicke Mauern und ein starkes Tor. Willst du das vielleicht selbst eintreten?«
Einige Chieftains lachten schallend. »Die werden sich totlachen und von den Mauern auf dich herunterspucken. Die Burg einzunehmen kostet viel Zeit. Und seine Leute werden nicht ewig brauchen, um zu uns aufzuschließen. Mit der Burg vor uns und seinen Leuten hinter uns sind wir eingekesselt und dürfen uns dann eine Todesart aussuchen. Kein sehr guter Plan, wenn du mich fragst, Junge.«
Amus hasste es, Junge genannt zu werden. Das war respektlos. Es kostete ihn einiges, nicht die Beherrschung zu verlieren. Sicherlich war es genau das, was Brian mit seinen Attacken gegen ihn beabsichtigte, dieser unverbesserliche Stiefellecker Averys. Aber diesen Gefallen würde er dem alten Chieftain nicht tun.
»Dies bringt mich zum zweiten Punkt meines Planes. Unsere Verbündeten.« Amus presste selbstgefällig die Fingerspitzen beider Hände aneinander und genoss Brians irritierten Gesichtsausdruck.
»Von welchen Verbündeten sprichst du?«, fragte Liam.
»Von den MacAffys und den MacDouglas. Zugegeben, es sind zwei eher kleine Verbündete. Aber sie hegen einen ähnlich großen Groll gegen MacCallen, wie wir es tun. Sie müssen ihm, genau wie wir, eine Pacht dafür zahlen, dass sie ihr eigenes Land besiedeln dürfen. Ihr könnt euch vorstellen, wie sie über ihn denken.«
»Mit Flöhen gegen Hunde. Eine ganz prächtige Idee, Amus«, mischte sich Brian ein.
»Moment mal. Ich glaube, das könnte funktionieren«, sagte Liam. Zustimmung kam auch von anderer Seite.
»Nicht so schnell, meine Brüder. MacCallen hat den König als Verbündeten. Er ist es, der ihm die Urkunde ausgestellt hat, die für diesen Mist verantwortlich ist. Er steht gewiss nicht daneben und dreht Däumchen, während wir seinem Schoßhund das Fell gerben«, warf Brian ein.
Amus konnte nicht an sich halten. Er fing an zu lachen, glockenhell, wie er es immer tat. Dabei klopfte er sich auf den Oberschenkel. »Der König soll ihm helfen? Ein wahrlich guter Scherz. Jedermann weiß, dass der König sich nicht um die Fehden der Clans schert. Er hat mehr als einmal versucht, sich hier im Hochland durchzusetzen. Nie ist es ihm gelungen. Er hat seinVorhaben längst aufgegeben. Die Urkunde bedeutet ihm gar nichts.«
»Ein guter Punkt. Davon abgesehen, kann der König nur dann eingreifen, wenn er von den Kämpfen erfährt. MacCallens Bote müsste durch das Gebiet der MacAffys, und es ist wohl klar, dass er diese Reise nicht überleben würde. Der gute MacCallen wäre umzingelt, lange bevor Hilfe eintreffen
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