Leidenschaft in den Highlands
hast recht.«
»Aye. Sei einfach auf der Hut.«
Avery beugte sich über Anola und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich werde deinen Rat beherzigen. Ruh dich aus, und fürchte dich nicht länger. Ich werde nicht zulassen, dass Amus dich vor den Altar zerrt.«
Anola reckte die Hand in die Höhe und streichelteAverys Wange. Ein leises »Danke« kam über ihre Lippen.
»Bald wird sich vieles zu unseren Gunsten ändern. Und Amus wird keine Bedrohung mehr sein.«
»Wie willst du das anstellen?«
»Ich gehe eine wichtige Verbindung ein, die uns Schutz bringen wird. Schon sehr bald. Vertrau mir.«
»Das klingt, als hättest du die Absicht zu heiraten?«
Avery lachte. »Wie kommst du denn darauf?«
»Sie sagen oft ›wichtige Verbindung‹, wenn sie Hochzeit meinen.«
»Wer sind sie? »
»Die Leute ganz oben, die etwas zu sagen haben. Die heiraten nie aus Liebe.«
»Bei mir ist es anders.«
»Also willst du tatsächlich heiraten?«
»Aye. Genau so ist es.«
Anolas Oberkörper schnellte hoch. Ihre Müdigkeit schien verflogen. »Oh, ich freue mich für dich.« Sie breitete die Arme aus und schlang sie um Avery. »Und du hast dir immer solche Sorgen gemacht, dass du keinen Mann findest. Dabei bist du großartig. Ich wusste, dass du eines Tages einem Mann dein Jawort geben würdest. Nur du hast daran gezweifelt. Also, wer ist es?«
»Erschrick nicht, wenn ich dir seinen Namen sage. Es ist eine lange Geschichte.«
Anola legte den Kopf zur Seite und kräuselte ihre Nase. »Wenn du ihn liebst und er dich, spielt sein Name keine Rolle.«
»Laird Ewan MacCallen.«
Anola blieb der Mund offen stehen.
»Es scheint, als spiele sein Name doch eine Rolle.«
»Nay.« Anola winkte ab. »Ich vertraue dir. Ich weiß, du würdest keine schlechte Wahl treffen.«
»Er ist der wundervollste Mensch, den ich kenne.«
»Es fällt mir schwer zu glauben, dass wir vom selben MacCallen sprechen.«
Das brachte Avery zum Lachen. »Aye, kleine Schwester. Ewan MacCallen, Chief der MacCallens. Ich werde ihn noch heute sehen, an unserem See. Aber das sollte unser Geheimnis bleiben.«
Anola hob überrascht eine Braue. »Das klingt romantisch. Hätte ich dem alten Laird gar nicht zugetraut. Ach, ich freue mich so für dich.«
Avery versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. Es gelang ihr nicht. Die Müdigkeit bahnte sich nun mit aller Gewalt ihren Weg.
»Verzeih, ich bin die ganze Nacht durchgeritten.« Sie gab Anola einen Abschiedskuss und ging zur Tür. Gerade als sie diese öffnete, stolperte Cecilie, eine Cousine dritten Grades, die seit einer Weile als Magd auf Green Castle arbeitete, mit Anolas Frühstück herein. Um ein Haar wäre es in Averys Gesicht gelandet.
»Oh, wie ungeschickt von mir.« Sie balancierte Brot und Frischkäse auf einem Tablett zu Anola.
»Schon gut«, winkte Avery ab und ging.
Der See lag friedlich inmitten der grünen Pracht eines Tals, das umringt war von imposanten Hügeln und Bens. Es befand sich nahe der Grenze zwischen den Gebieten der MacCallens und der MacBaines. Avery stieg von Wandas Rücken. Wie vertraut es doch war, wieder ihr eigenes Pferd zu reiten. Sie zog ihre Schuhe aus und ging barfuß durch das herrlich kühle Gras. Erinnerungen an damals stiegen in ihr auf. An ihr erstes Treffen mit Ewan MacCallen, als sie noch gar nicht wusste, wer dieser attraktive Fremde war, der sie um jeden Preis hatte retten wollen. Und sei es nur vor einem spitzen Stein, auf den sie versehentlich getreten war. Gewiss, sein Name war ihr ein Begriff gewesen. Nur das Gesicht dazu hatte sie nicht gekannt.
Das Wasser schimmerte silbern im Licht der untergehenden Sonne. Rot leuchtend verschwand sie hinter den Hügeln und überließ ihrem Bruder, dem Mond, den Thron am dunkel werdenden Himmel. In seinem Gefolge funkelten erste Sterne am Firmament.
Wanda graste ruhig neben ihr, während Avery die letzten Schritte zum Ufer zu Fuß ging. Sie atmete die kühle Nachtluft ein, die ihr Kraft gab.
Schließlich entdeckte sie am Wasser eine große Gestalt. Sie saß am Boden und warf einen Stein ins Nass. Neben ihr steckte ein Claymore im feuchten Sand.
»Ewan.«
Er drehte sich um. Obwohl es dunkel war und nur wenig Licht seine Züge erhellte, meinte sie, ein Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen. Er kam ihr schnellen Schrittes entgegen, als könne er es nicht erwarten, siein seine Arme zu schließen. Und als er sie schließlich erreichte, spürte sie seine Kraft, die sie einschloss wie eine große wärmende Decke. Sie
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