Leidenschaft in Rot
fair, Skeet.«
»Okay, was soll’s. Keine Ahnung. Ich wußte nicht, was ich wollte. Du hattest den Blues. Ich hatte so ’nen Krankenschwesternkomplex. Frauensache oder sowas. Ich hab dir den Schwarzen Peter zugeschoben, indem ich eingeduselt bin. Ich war jedenfalls hundemüde.«
»Quimby ist eine tolle Maus.«
»Trav, Lieber, ich werde jetzt drei Tage lang durchschlafen, und dann kannst du mich zum Angeln abholen.«
»Abgemacht«, sagte ich. Sie legte auf. Es war traurig, daß wir sexuell so gegensätzlich waren und uns am liebsten in Stücke gerissen hätten. Wir hatten tief geschnitten, weil wir sehen wollten, wie sehr es weh tut. Und es hatte höllisch weh getan. Damit kann man nicht leben. Aber man kann lernen, sehr angenehm ohne es zu leben.
Um elf Uhr traf Dana Holtzer, reserviert wie ein feindlicher Diplomat, der ein Ultimatum überreicht, mit dem Geld ein. Fünftausend in bar. Sie hatte eine Quittung zum Unterschreiben mitgebracht, die in Form einer Absichtserklärung ausgestellt war. Das Geld war für ›Spesen im Zusammenhang mit Recherchen für einen noch unbetitelten Film, abzuliefern in Form eines Treatments zu einem noch zu vereinbarenden Preis ...‹
Offenbar hatte ich mit einem Unternehmen namens Ly-Dea-Production zu tun. Für mich hatte sie eine Kopie dabei. Sie saß aufrecht auf einer der gepolsterten Staukisten entlang der Kajütenwand unter den Bullaugen. Sie trug keinen Hut. Sie trug ein marineblaues Schneiderkostüm mit Faltenrock zu einer gestärkten weißen Bluse. In den Zügen ihres üppigen Mundes und der erwartungsvollen Aufmerksamkeit ihrer sehr lebhaften dunklen Augen war keinerlei Zeichen von Entgegenkommen auszumachen. Hätte ich nicht früher ihre Reaktion auf Skeeters Maus gesehen, hätte ich aufgegeben.
»Aus Steuergründen«, sagte sie.
»Natürlich«, sagte ich und unterschrieb ihr Exemplar. Sie faltete es rasch zusammen und steckte es ein.
Ich fragte mich, ob wohl je etwas diese effiziente Ruhe ankratzen könnte. Ich war darauf gefaßt, daß sie aufstehen und gehen würde. Aber sie hatte noch etwas anderes im Sinn und wartete darauf, daß ich den ersten Schritt machte. Ich hatte meine Vermutungen, wieso sie keine besondere Begeisterung für mich empfand. Ihr Vertrauen gehörte großen Organisationen mit Computern in klimatisierten Kellern, die den anderen Maschinen sagten, welche Karten sie in den Schlitz fallen lassen sollten. Lysa Dean steckte in Schwierigkeiten. Wenn man in Schwierigkeiten steckt, geht man zu J. Edgar Hoover und nicht zu einem offensichtlich abgewirtschafteten Strandläufer, einem Hafenzigeuner, einem großen, dahergelaufenen Scharfschützen ohne IBM-Karte auf seinen Namen. In Miss Holtzers Augen war ich jemand, der noch mehr Arger machte, nicht welchen aus der Welt schaffte. Meine Khakihose war zu einem fahlen Beige ausgebleicht, und aus meinen Socken guckten die Zehen, und das alte blaue Sweatshirt war an den Ellbogen durchgescheuert. Ich ließ mich also einfach in einen Sessel fallen, legte ein Bein über eine Armlehne und schaute sie milde an.
Sie ertrug es gut und ertrug es lange, und dann wurde sie vom Hals herauf rosa. »Eigentlich sollte Ihnen das Miss Dean sagen«, sagte sie.
»Mir was sagen, meine Liebe?«
»Sie könnte besser auf Einwände antworten als ich. Die Agentur schickt ein tüchtiges Mädchen, das zeitweise meine Arbeit bei Miss Dean übernimmt. Ich werde sie heute abend einweisen.« Sie holte tief Luft. »Miss Dean hat mich beauftragt, in dieser Angelegenheit mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Mr. McGee.«
»Das ist absolut lächerlich!«
»Glauben Sie mir, es war nicht meine Idee. Aber objektiv betrachtet, hat es gewisse Vorteile. Ich komme jederzeit sofort zu ihr durch. Sie könnten Informationen über sie benötigen oder über ihre Freunde und Geschäftspartner. Außerdem könnte ich Ihnen auch einige Kleinigkeiten abnehmen, Reiseplanungen, Reservierungen, Notizen, Abrechnungen. Miss Dean würde sich ... wohler fühlen, wenn ich Ihnen beistehe.«
»Ich arbeite allein, Dana. Herrje, ich brauche keine Sekretärin, glauben Sie mir. Ich wüßte nicht, was ich machen sollte, wenn Sie mir mit Notizbuch und Terminkalender hinterherlaufen. Bei einer Sache wie dieser muß ich vielleicht in eine Menge ... anderer Rollen schlüpfen.«
»Ich bin sehr flexibel und einfallsreich, Mr. McGee.«
Ich stand auf. »Aber Sie gehören nicht in eine Sache wie diese. So wie es aussieht, wird es ziemlich heikel, falls ich überhaupt Glück
Weitere Kostenlose Bücher