Leidenschaft und Pfefferkuchen
dem Mann. Davon abgesehen konnte sie sich gar nicht mehr erinnern, was zu tun war, um ein Verhältnis zwischen Mann und Frau anzubahnen.
Der dunkle Highway zog sich kilometerweit vor ihr hin. Jenseits des Lichtkegels ihrer Scheinwerfer sah sie nichts außer vereinzelten Sternen am Himmel. An diesem Abend machte sie die Leere traurig und einsam. Meistens war sie zu beschäftigt, um groß darüber nachzudenken, dass in ihrem Leben keine engen Freunde, geschweige denn amouröse Verwicklungen vorkamen.
Es wäre nett, ein Einverständnis mit jemandem zu haben, der ihr emotional zugetan war. Oder zumindest sexuell. Manchmal schmerzte ihr Körper vor Sehnsucht. Seit fünf Jahren hatte sie kein richtiges Date mehr erlebt. Nicht, dass die Zusammenkunft mit Mark als Date bezeichnet werden konnte. Er war lediglich an Thanksgiving zum Dinner eingeladen. Das Ereignis hatte keinerlei emotionale Bedeutung. Wenn sie anders darüber dachte, machte sie sich nur selbst etwas vor.
Da Mark keine Ausrede eingefallen war, um die Einladung abzulehnen, klingelte er um Punkt vier Uhr an Darcys Tür. Im Laufe des Tages hatte er mehrmals seinen Pager kontrolliert, um sicherzugehen, dass er funktionierte. Leider schien sich in dem verschlafenen Städtchen Whitehorn kein Verbrechen zugetragen zu haben, denn Mark war nicht zum Dienst beordert worden. Also stand er nun mit einer Flasche Wein und einem Blumenstrauß vor der Tür und fühlte sich wie ein Idiot.
Darcy öffnete die Tür. Ihr Haar war wie üblich stark gelockt. Ihre Wangen glühten, und sobald sie ihn erblickte, plapperte sie wild drauflos.
„Es tut mir ja so leid, Mark. Ich habe das nicht geplant, aber ich weiß nicht, ob Sie mir das glauben werden. Es ist einfach einer von diesen unglückseligen Zufällen. Wer hätte gedacht, dass die Wilsons den Tag lieber allein verbringen? Als ob sie überhaupt kochen könnte! Oh, das meine ich nicht böse. Ich mag sie und so. Es geht bloß darum, dass sie nicht kommen. Von Millie und ihren Kindern habe ich Ihnen ja schon erzählt.Und Margaret wurde zum Dienst einberufen. Ich meine, sie ist Krankenschwester, sie kann nicht Nein sagen. Und Betty hat eine Erkältung und fühlt sich scheußlich. Außerdem will sie ihre Bazillen nicht verbreiten. Also konnte ich keinen von ihnen zwingen, oder?“
Sie sah betroffen und gleichzeitig eine Spur hoffnungsvoll aus. Mark fröstelte. Er hatte die kurze Strecke zwischen den beiden Wohnungen zurückgelegt, ohne sich damit aufzuhalten, sich einen Mantel anzuziehen. Er trug nur eine Hose und ein langärmeliges Hemd, und dabei betrug die Außentemperatur mindestens sechs Grad unter null. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Aber könnten wir das vielleicht drinnen klären?“
„Wie bitte?“ Sie starrte ihn verständnislos an. „Oh! Sie sind bestimmt am Erfrieren. Kommen Sie doch herein.“
Sie hielt ihm die Tür weit auf. Dann nahm sie die Flasche und die Blumen entgegen, die er ihr reichte. Sie musterte die gelben Rosen und orangeroten Gerbera, als hätte sie noch nie zuvor derartige Gewächse gesehen.
„Sie haben mir Blumen mitgebracht“, murmelte sie und schnupperte an den Blüten. „Wow! Das ist so nett.“ Sie blickte ihn an, als hätte er soeben das Feuer erfunden. „Ich meine, es ist wirklich nett.“
Er unterdrückte die Bemerkung, dass er sich nicht im Geringsten für nett hielt. „Ich dachte, der Strauß eigne sich vielleicht als Tischdekoration.“
„Natürlich. Er ist wunderschön.“ Sie ging voraus ins Esszimmer.
Ihm fiel auf, dass der große Tisch lediglich für zwei Personen gedeckt war. Ihr zusammenhangloses Geplapper kam ihm wieder in den Sinn. „Es kommt sonst niemand zum Dinner?“, fragte er vorsichtshalber nach.
Sie schüttelte den Kopf, während sie eine Vase aus dem Schrank an der hinteren Wand holte. „Nein. Sorry. Ich habe es nicht so geplant. Ich hoffe, Sie glauben mir das.“
Besorgt blickte sie über die Schulter, als ob sie erwartete, dass er vor Zorn explodierte. Mark dachte über die Alternative zu einem Dinner allein mit Darcy nach. Das war ein Dinner mit ihr und dazu einem halben Dutzend anderer Leute, die er nicht kannte und die unzählige unliebsame Fragen stellen würden. „Ich bin eigentlich kein geselliger Typ. Es macht mir nichts aus.“
Sie stellte den Wein auf den Tisch und drückte sich die Vase und die Blumen an die Brust. „Wirklich nicht? Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich hätte es absichtlich so arrangiert.“
Was wie arrangiert? Es
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