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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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seinem Dienstwagen und hörte ›Child in time‹.
    Mit neugierigen Blicken begleitete er die pechschwarze Luxuskarosse, hinter deren stark getönten Scheiben man lediglich dunkle Gestalten erahnen konnte. Das Szenario erinnerte ihn unweigerlich an einen Staatsbesuch. Was er dann erblickte, konnte er nur glauben, weil er es tatsächlich mit eigenen Augen sah: Dem S-Klasse-Mercedes entstiegen zuerst zwei in edle, dunkle Designeranzüge gehüllte Männer, deren Beruf man nur unschwer erraten konnte, – und dann der leitende Oberstaatsanwalt Dr.   Sigbert Hollerbach, sein Intimfeind.
    »Ach, du Scheiße«, fauchte Tannenberg. »Paktiert dieser Mistkerl etwa ganz offen mit der Gegenseite? Na warte, mein Freundchen, dir werde ich gewaltig auf deine hochglanzpolierten Designerschuhe treten.«
    Energiegeladen stieg er aus seinem Auto und schlug extra kräftig die Fahrertür zu.
    Die Anwälte schauten kurz zu ihm herüber, dann öffneten sie per Fernbedienung den Kofferraum und entnahmen ihm mehrere Aktentaschen. Unterdessen eilte Dr.   Hollerbach zu Tannenberg und begrüßte ihn mit einer derart demonstrativen Freundlichkeit, dass bei dem Kriminalbeamten sofort alle Alarmglocken zu schrillen begannen. Dann eröffnete er ihm, dass es sich bei dem älteren der beiden Herren um seinen ehemaligen Doktorvater handle, der in Frankfurt einer international renommierten Großkanzlei vorstehe.
    Der Hohl-Hohl-Hollerbach erscheint gemeinsam mit einem Staranwalt an einem Tatort. Was soll ich denn davon halten?, dachte Tannenberg, der seine Vermutungen bestätigt sah. Was ist denn das für eine merkwürdige Kumpanei? Womöglich haben die bereits alles im Vorfeld einvernehmlich geregelt.
    »Professor Grabler ist eine Kapazität auf dem Gebiet des Strafrechts«, verkündete der Oberstaatsanwalt in Tannenbergs Gedankengang hinein. »Es war eine große Ehre für mich, bei ihm promovieren zu dürfen. Dieses Privileg wurde damals nicht vielen zuteil.«
    »So«, war alles, was sein Gegenüber zu dieser Selbstdarstellungsshow zunächst anmerkte. Er fasste seinen Erzfeind scharf ins Auge. »Und was haben Sie mit ihm ausgemauschelt? Ein kleiner Deal unter Freunden?«
    Dr.   Hollerbach schoss Blut ins Gesicht. Er packte Tannenberg am Arm und zog ihn hinter den Kleintransporter der Kriminaltechnik. »Passen Sie ja auf, was Sie sagen, Mann«, zischte er wie eine aggressive Schlange. »Und passen Sie ja auf, dass Sie keinen Fehler machen. Es könnte Ihr letzter sein!«
    Tannenbergs Körpersprache strotzte geradezu vor Selbstbewusstsein. »Mit Ihren lächerlichen Drohgebärden können Sie mich nicht einschüchtern. Sie nicht. Das sollten Sie inzwischen wissen.« Er beugte sich ein wenig nach vorne, woraufhin sein Gegenüber einen Schritt nach hinten machte. »Also, in welcher Form sind Sie denn Ihrem werten Herrn Doktorvater entgegengekommen?«
    »Nicht so laut, Mann!«, fauchte der Oberstaatsanwalt. Mit bedeutend sanfterer Stimme entgegnete er. »Mensch, Tannenberg, zeigen Sie sich doch wenigstens ein einziges Mal kooperativ. Wir sollten uns in diesem delikaten Fall ausnahmsweise einmal nicht bekriegen. Dafür steht für uns beide viel zu viel auf dem Spiel.«
    »Wohl eher für Sie«, grummelte der Kriminalbeamte. »Was hat er Ihnen denn nun geboten? Einen Spitzenjob in seiner Kanzlei?«
    Dr.   Hollerbach schnappte nach Luft, doch er explodierte nicht. Dafür schluckte er so hart, als ob er gerade eine giftige Kröte hinunterwürgen müsste.
    »Diese Angelegenheit ist brisant«, flüsterte er und blickte sich dabei nervös um. Dann hob er die Brauen und ließ sie oben verharren. »Und zwar hochbrisant. Wir haben es hier nämlich nicht mit einer kleinen Provinzfirma und irgendwelchen bornierten Landadvokaten zu tun, sondern mit einem Weltkonzern, dessen Interessen von einer renommierten deutschen Kanzlei vertreten werden.«
    »Ja, ja, die Interessen der Weltkonzerne. Da müssen wir Provinzler natürlich große Rücksicht walten lassen«, höhnte Tannenberg. Während ein hämisches Grinsen seine Lippen umspielte, lehnte er sich betont gelassen an Mertels Bus. Er verschränkte die Arme vor dem Körper. »Also, was haben Sie beide miteinander ausgeheckt?«, ließ er nicht locker.
    An der verkrampften Körperhaltung und den erneuten hektischen Blicken in Richtung der Luxuslimousine konnte man die enorme Anspannung erkennen, mit der Dr.   Hollerbach gegenwärtig zu kämpfen hatte.
    »Ich habe Professor Grabler lediglich zugesagt, dass wir den

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