Leider schon vergeben!
hatte er so gedankenlos ihre Beziehung aufs Spiel gesetzt?
Gläserklirren und gedämpftes Murmeln wurde vom lauen Wind zu ihr herübergetragen. Fern atmete zitternd durch und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Das hier sollte eigentlich ein fröhlicher Anlass sein. Sie würde nicht zulassen, dass Seb Zoes großen Tag kaputtmachte. Sie würde noch ein paar Minuten hier sitzen bleiben und sich beruhigen, dann zurück ins Haus gehen, ihr Gesicht waschen und sich nachschminken und sich wieder unter die Feiernden mischen. Sie würde sich bei der Hochzeit ihrer besten Freundin nicht im Garten verstecken und ihrem Ex hinterherheulen. Es war sowieso an der Zeit, dass sie mal nach Zoe sah. Mehrmals während des Empfangs hatte Zoe sie herbeigewunken, aber jedes Mal wenn Fern sich dann der Braut nähern wollte, war diese von Fotografen oder stolzen Verwandten in Beschlag genommen worden. So hatte sie der frischgebackenen Mrs. Kent noch nicht mal gratuliert.
Als Ferns Atmung sich langsam beruhigte, merkte sie, dass sie nicht allein war. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Sie war sich nicht sicher, ob es einen speziellen Fachausdruck für Exfreund-Mord gab, aber das würde sie sicherlich bald herausfinden, falls Seb ihr gefolgt war, um sich wieder einmal zu entschuldigen.
«Fern?», erklang eine Stimme aus dem Dunkeln, tief und süß wie warmer Karamellpudding. «Bist du das?»
Sie zuckte zusammen. Ein nicht unangenehmer kleiner Blitz durchfuhr sie.
Der Mann dort auf dem Rasen war in der Tat ein Exfreund. Matt starrte sie an, und seine Miene spiegelte eine Mischung aus Entsetzen und Verlegenheit wider. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte es, als wolle er sich wieder zurückziehen. Fern hätte es ihm nicht verübeln können, schließlich waren sie nicht gerade auf freundschaftliche Weise auseinandergegangen. Da sie sich plötzlich ihrer nassen Wangen und der verschmierten Wimperntusche bewusst wurde, versuchte sie, ihre Augen mit den Fingern abzuwischen. Warum hatte sie sich nur für ein Ballkleid entschieden? Wenn sie etwas mit Ärmeln anhätte, hätte sie sich jetzt mit denen die Augen trocknen können. Matt mochte zwar mal ihr Freund gewesen sein, aber deshalb würde sie vor ihm trotzdem nicht ihre Nase mit dem Rock ihres Kleides putzen!
«He, du weinst ja.» Als Matt Ferns verheultes Gesicht sah, trat er einen Schritt vor, setzte sich etwas linkisch neben sie und bot ihr seinen Ärmelaufschlag an.
«Ich habe leider kein Taschentuch», meinte er bedauernd.
Halb lachend, halb schluchzend nahm Fern seinen Ärmel dankbar an und trocknete damit ihre Tränen. Der gute alte Matt. Sie hatte ihn so schlecht behandelt, weil es ihr so wichtig gewesen war, Abenteuer zu erleben, und jetzt saß er in einem Moment der Not hier neben ihr. Diese verlässlichen Qualitäten, die sie einst als so nervig und einengend empfunden hatten, gefielen ihr plötzlich.
«Besser?», fragte Matt.
Fern schenkte ihm ein schiefes Lächeln. «Viel besser, danke. Du kannst deinen Ärmel jetzt wiederhaben.»
«Sicher?» Matt erwiderte ihr Lächeln, und Fern fiel wieder auf, was für einen sensiblen, großzügigen Mund er hatte. «Ich hab noch einen zweiten, wenn du magst!»
«Es geht schon. Mein Gott, Matt, das tut mir leid. Dass du mich ausgerechnet in einem solchen Zustand sehen musst.»
Er zuckte mit den Schultern. «Wenn ich mich recht erinnere, war bei unserer letzten Begegnung ich in einem solchen Zustand.»
Aua. Fern war sich nicht sicher, was sie darauf erwidern sollte.
Ich weiß
, klang arrogant, und
tut mir leid
war absolut unzureichend.
«Matt, ich –»
«Verzeih mir, Fern, das hätte ich nicht sagen sollen. Ist doch alles Schnee von gestern, ehrlich. Ich werde dich deshalb jetzt nicht beschimpfen, versprochen.»
«Dann hast du also nicht vor, mich zur Schnecke zu machen?», versuchte Fern zu scherzen.
«Ganz sicher nicht, ich bin doch Tierarzt!» Matt machte ein ernstes Gesicht. «Ganz ehrlich, es ist alles in Ordnung. Ich bin dir nicht böse wegen dem, was zwischen uns passiert ist. Wie sich herausgestellt hat, hattest du sowieso recht: Wir hätten als Paar nicht funktioniert. Dazu sind wir viel zu verschieden. Amanda und ich passen viel besser zusammen.»
Amanda? Das musste die schlanke Brünette sein, die während der Zeremonie neben ihm gesessen hatte.
«Das ist toll», sagte Fern.
So saßen sie in vielsagendem Schweigen einige Minuten nebeneinander. Fern war so schwer ums Herz. Was, wenn dieser freundliche,
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