Leider schon vergeben!
fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, wodurch Strähnen anschließend in alle Richtungen abstanden. «Ich kam in deinen Plänen ja überhaupt nicht vor, richtig?»
«Das stimmt nicht!»
«Und dann, wenn ich gerade mein Leben wieder unter Kontrolle habe, gerade eine Frau kennengelernt habe, die mir guttut und die tatsächlich mit mir zusammen sein will, da beschließt du, dass es eine prima Idee wäre, die alten Wunden wieder aufzureißen!» Matt schüttelte den Kopf. «Dein Timing ist absolut perfekt, nicht wahr? Und hier stehe ich, wie ein dummer Schuljunge, denn selbst als ich dich gehasst habe, Fern – und glaub mir, es gab eine Zeit, da hab ich dich wirklich gehasst –, selbst da hab ich dich immer noch geliebt. Es mag vielleicht ein Klischee sein, aber weißt du was? Es ist seither kein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht und mich gefragt habe, was gewesen wäre, wenn du mich damals nicht verlassen hättest.»
Er hielt inne, und die Stille zwischen ihnen dehnte sich aus wie ein zäher Kuchenteig. Dann schien Matt alle Kampfeslust zu verlassen, und er ließ die Schultern hängen.
«Warum hast du mich auf diese Weise verlassen, Fern? Das habe ich mich immer gefragt. Habe ich irgendetwas falsch gemacht, oder hast du mich einfach nicht genug geliebt?»
«Ich hatte Angst», flüsterte Fern. «Dir war das alles so ernst, Matt, und ich fühlte mich einfach noch nicht so weit. Ich hatte Angst.»
«Angst?», wiederholte er ungläubig. «Wovor zum Teufel? Wir waren richtig gut zusammen.»
«Ich hatte Angst davor, wie ernst das mit uns wurde.» Fern schloss die Augen. Ihrer Erfahrung nach wurde meistens einer verletzt, wenn es bei Paaren ernst wurde. Und wenn einen jemand, den man wirklich liebte, verließ, dann brauchte man lange Zeit, um sich wieder zu erholen. Wenn überhaupt. Sie hatte ihren Vater geliebt, und ihn zu verlieren, war schlimm genug gewesen. Wie wäre es da, einen Seelenverwandten zu verlieren? Die Antwort darauf musste «unerträglich» sein. Ihre Mutter hatte den Tod ihres Mannes nie verwunden, und Fern war sich nicht sicher gewesen, ob sie diese Art von Schmerz noch einmal aushalten würde. Damals war es ihr nicht möglich gewesen, diese Gedanken zu formulieren, aber jetzt, hier in ihrem kleinen Flur an einem verregneten Abend, kapierte sie endlich, weshalb sie von Matt weggerannt war. Es war nicht so, dass sie ihn nicht geliebt hätte. Es lang daran, dass sie Angst hatte, verletzt zu werden.
Die Ironie des Schicksals war, dass sie damit lediglich erreicht hatte, dass beide verletzt wurden.
Matt, der an dieser plötzlichen Erleuchtung nicht teilhatte, war nach wie vor randvoll mit jahrelang gehegter Wut und fest entschlossen, sich Luft zu machen. «Die Menschen machen ernst, Fern, wenn sie sich richtig verlieben. Das passiert in Beziehungen zwischen Erwachsenen. Aber du», er zog die Stirn kraus, «du scheinst deine ganze Zeit damit zu verbringen, vor allem wegzurennen, was irgendwie nach Bindung aussieht.»
Darauf konnte Fern nicht viel entgegnen, denn Matt hatte im Grunde recht. Vielleicht hatte sie sich deshalb Seb ausgesucht, der nicht in seinen entferntesten Träumen auf die Idee kommen würde, sich fest zu binden.
«Ich hatte dir nicht weh tun wollen», sagte sie leise. «Und wenn es dich irgendwie tröstet, ich bereue heute sehr, wie ich dich behandelt habe. Darauf bin ich wahrlich nicht stolz.»
«Tja, du hast mich nun mal verletzt, und ich habe lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Aber das ist Schnee von vorgestern, richtig?» Matt klang wütend. «Ich bin jetzt mit jemand anderem zusammen, und mein Leben hat sich weiterentwickelt. Wir bedeuten uns jetzt nichts mehr, Fern, genau wie du es gewollt hast.»
Fern sagte nichts. Wenn er auf ihr herumhacken wollte, dann war das wohl das mindeste, was sie verdiente, nachdem sie ihn so feige verlassen hatte. Sie nagte an ihrer Unterlippe und bereitete sich innerlich auf die Standpauke vor.
Aber die kam nicht. Stattdessen seufzte Matt schwer. «Wem versuche ich da, was vorzumachen? Vermutlich bin ich nie darüber weggekommen und immer noch wütend auf dich für das, was du getan hast. Aber ich glaube, tief in meinem Innern hab ich immer gewusst, dass du nicht grausam sein wolltest.» Er trat einen Schritt vor und nahm ihre zitternden Hände in seine. «Aber du musst aufhören davonzulaufen, Fern, und immer zu denken, dass eine feste Beziehung dich anbindet. Denn in Wirklichkeit macht es dich frei, geliebt zu
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