Leider schon vergeben!
Darling. Und der liebe Matt war immer so nett zu Tieren.»
«Entschuldige bitte, wenn ich ein bisschen mehr erwarte von einem Mann als Tierliebe!»
Cybil schien gekränkt. «Das habe ich nicht gemeint. Ich dachte nur, dass nach Daddy …» Sie verstummte. «Also, es muss doch schön gewesen sein, dass sich jemand um dich gekümmert hat.»
Fern wurde rot. Sie hatte nicht vorgehabt, ihre Mutter zu kritisieren. Cybil hatte stets ihr Bestes gegeben. Es war nicht wirklich ihre Schuld, dass sie sich eben besser mit Hunden als mit Kindern auskannte.
«Mum, ich weiß, dass du es gut meinst, aber ich will wirklich nicht über Matt reden.»
«Nun, vielleicht täusche ich mich. Aber bitte betrachte nicht mich als ein Vorbild in Beziehungsdingen, Darling. Außerdem hatte Tamsin schon recht. Matt hat wirklich das Zeug zu einem guten Ehemann.»
«Dann hätte Tamsin ihn heiraten sollen, wenn sie ihn so toll findet!» Vor lauter Ärger verfehlte Fern die Tassen und verschüttete heißes Wasser über die ganze Arbeitsplatte. «Jetzt ist es sowieso zu spät. Matt ist mit einer anderen Tierärztin namens Amanda verlobt, die Tiere und Matsch genauso gerne mag wie er. Er interessiert sich wirklich nicht mehr für mich.» Sonst hätte er ja angerufen, fügte sie im Stillen hinzu.
Cybil spürte wohl, dass ihrer Tochter das Gespräch naheging – nervös beäugte sie den Wasserkocher –, denn sie wechselte das Thema.
«Wie geht es dir denn sonst so, Darling? Läuft die Arbeit?»
«Prima.» Fern trug die schweren Keramikbecher hinüber zum Tisch und setzte sich ihrer Mutter gegenüber. «Momentan arbeite ich an
Cymbeline
.»
Cybil seufzte. «Ein wunderbares Stück. Habe ich dir schon mal erzählt, dass ich einst die Imogen im Swan Theatre gespielt habe? So ein trauriges Stück, so viel Trauer und Verzweiflung.»
Fern kaute auf ihrem Daumennagel herum. Trauer und Verzweiflung, die beiden Begriffe fassten ihre derzeitige Befindlichkeit ganz gut zusammen. Offensichtlich war Cybil derselbe Gedanke gekommen, denn sie sagte sanft: «Tut mir leid, Fern. Das war taktlos von mir. Ich weiß, dass du die Trennung von Seb immer noch nicht verwunden hast.»
«Zum Teil ist es das.» Fern kaute ein weiteres Stückchen Nagel ab. Gott, wenn sie jetzt anfing, über Seb nachzudenken, dann wäre sie bis Mittag nagellos. Er musste inzwischen aufgewacht sein und gemerkt haben, dass sie abgehauen war. War er wütend? Oder traurig? Sie war sich nicht sicher, welches Szenario sie schlimmer fand. Sie hoffte nur, er hatte nicht vor, bei ihr aufzutauchen, um sie mit einem Strauß Allium zu ersticken.
«Nur teilweise? Was bedrückt dich denn sonst noch?» Cybil fasste über den Tisch hinweg nach Ferns Hand. Ihre eigene war so sonnengebräunt, dass sie aussah, als hätte Cybil sie in Melasse getaucht. «Du kannst es mir erzählen, das weißt du doch.»
Von Cybils Fürsorge gerührt, sprudelte sie plötzlich die ganze Geschichte von Zoes Junggesellinnenabschied und Angelas erschreckend zutreffender Weissagung hervor. Cybil hörte zu, ohne sie zu unterbrechen, und wurde lediglich ein bisschen blass unter ihrer Bräune, als Fern ihr berichtete, was die Hellseherin alles über Rogers Tod gewusst hatte.
«Also», schloss Fern, «ich schätze mal, dass mir das alles etwas zusetzt. Ich kann einfach nicht aufhören, über die Männer nachzudenken, mit denen ich mal zusammen war, und mich zu fragen, ob ich mit einem von ihnen hätte zusammenbleiben sollen. Deshalb bin ich mit Petra zu Matt gefahren. Ich musste herausfinden, ob er derjenige ist, den ich habe ziehen lassen.»
Und das ist auch der Grund, weshalb ich die Nacht mit Seb verbracht habe, fügte sie in Gedanken hinzu. Ich mag vielleicht betrunken gewesen sein, aber tief in meinem Innern wollte ich einfach sehen, ob ich Vanessa vergessen und mir eine Zukunft mit ihm vorstellen könnte.
Cybil runzelte die Stirn. «Wenn du mich fragst, dann solltest du das alles ignorieren, Süße. Prophezeiungen sollten sich auf die Zukunft beziehen, nicht auf die Vergangenheit. Es ist an der Zeit, dass du nach vorne schaust und dein Leben lebst, statt darüber nachzugrübeln, was hätte sein können.» Sie erschauderte theatralisch. «Es hat etwas Düsteres, Geistern nachzujagen.»
Fern war erstaunt. Sie hatte erwartet, dass Cybil sich für die Dramatik eines verlorenen Seelenverwandten begeistern würde. «Glaubst du wirklich, das ist alles Blödsinn?»
«Natürlich!», erklärte Cybil im Brustton der Überzeugung.
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