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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Heichel
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Verantwortung, aber traut mir nichts zu … oder sollte ich lieber sagen, er traut mir alles zu? Zumindest, wenn es um Negatives geht. Warum meint er eigentlich, ich wäre so verdorben und kriminell? Für ihn steht schon fest, dass ich den Laden abgefackelt habe.“
    „Hey … kannst du mal etwas langsamer gehen? Ich komme nicht mit.“
    Er blieb so schlagartig stehen, dass ich zusammenzuckte und ein ähnliches Donnerwetter erwartete, wie er es heute Morgen erlebt haben musste. Aber dann sah er mich nur an, schrecklich traurig und enttäuscht und voller Angst. „Mir geht der Arsch auf Grundeis, Nina.“
    „Du hast doch nichts gemacht!“
    „Eben. Aber du weißt doch, ich war vor einiger Zeit schon mal in so einer Lage.“
    „Die Mülltonnen vor der Schule …“
    „Genau. Und der Feuerlöscher. Es konnte nie geklärt werden. Weder dass ich es war noch dass ich es nicht war. Und jetzt kann ich schon wieder nichts beweisen.“
    „Was? Ich bin dein Alibi. Hast du der Polizei nichts gesagt?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Warum denn nicht?“
    „Weil ich dich nicht reinreiten wollte. Deine Eltern … wissen doch nichts von uns. Ich wollte nicht, dass du Ärger bekommst.“
    Ich fiel ihm um den Hals und merkte dabei, wie er zitterte. „Du bist wahnsinnig! Ich habe es der Polizei direkt heute Morgen gesagt, als meine Eltern dabei waren.“
    „Na prima, dann stehe ich jetzt als Lügner da.“
    Ich löste mich von ihm und sah ihn an. „Keine Sorge, es gibt Zeugen, die dich gestern mindestens gehört, wahrscheinlich sogar gesehen, haben.“
    Da wir ohnehin unsere Aussagen noch schriftlich zu Protokoll geben mussten, bestand ich darauf, sofort zur Polizei zu gehen. Ich vergaß nicht zu erwähnen, dass die Ermittler – sollten sie uns keinen Glauben schenken – in meinem Papierkorb ein paar eindeutige gebrauchte Beweise unserer Zusammenkunft fänden. Daraufhin wurde es im Polizeirevier einige Sekunden still. Besonders der junge Polizist, der das Protokoll aufnahm, errötete und starrte mich mit einer Mischung aus Überraschung und Schock an, während den anderen die Belustigung anzusehen war. Leif musste sich ein Grinsen verkneifen und gestand hinterher, mir so viel Mut gar nicht zugetraut zu haben.
    Die nächsten Tage machte Leif einen Riesenbogen um sein Elternhaus, schlief bei Freunden. Da Sommer war, bezog er sein Lager schon mal in einer Hängematte, einer Hollywoodschaukel oder in einem Zelt im Garten. Hin und wieder leistete ich ihm Gesellschaft, auf alle Fälle traf ich mich täglich mit ihm – bis meine Eltern einen Riegel davorschoben. Keine Ahnung, was sie sich gedacht hatten, mit wem ich meine Zeit verbrachte, aber plötzlich dämmerte ihnen, es konnte sich nur um Leif handeln. Und damit ich ihn auch nicht heimlich traf, verhängten sie für mich Hausarrest. Ich drehte fast durch!
    Unsere Beziehung wurde auf eine harte Belastungsprobe gestellt, zumal Leif nicht sofort erfuhr, warum ich ihn nicht mehr besuchte. Ich durfte nämlich auch nicht mit Tatjana telefonieren, um sämtlichen Kontakt – auch über Ecken – zu Leif zu unterbinden. Ich kam mir vor wie im Knast. Ich war stinkwütend auf meine Eltern. Irgendwann stiftete ich meinen Bruder Kevin dazu an, Tatjana Bescheid zu sagen, damit sie Leif Bescheid sagen konnte und schließlich pfiff ich auf Hausarrest und mögliche Konsequenzen und verdrückte mich, als meine Eltern zeitgleich arbeiten gingen.
    Leif und ich fielen einander in die Arme und zum ersten Mal, seit wir zusammen waren, war Sex nicht unsere Priorität. Die bloße Tatsache, den anderen zu sehen, ihn spüren und festhalten zu können, überwog alles.
    Es dauerte fast zwei Wochen – gefühlt noch wesentlich länger –, bis diese miese Phase unseres Lebens vorüber war. In der Zwischenzeit begann das neue Schuljahr. Leif hielt sich noch immer von zuhause fern. Stattdessen bat er mich, Kleidung und Schulsachen für ihn zu holen. In der Schule ging er seinem Vater weitestgehend aus dem Weg, aber immer klappte das nicht. Herr Teichert versuchte mehrfach, mit ihm und auch mir ins Gewissen zu reden. „Nina, sag’ ihm bitte, er soll nach Hause kommen. Wir werden ihm nicht den Kopf abreißen. Wir müssen mit ihm reden. Wir möchten das mit ihm klären.“
    Leif blieb hartnäckig. Er hoffte, ein Zeichen setzen zu können.
     
    Als Kommissar Hansen das nächste Mal an unserer Haustür klingelte, erwartete ich nichts Gutes. Ich versuchte, möglichst freundlich zu sein, aber sicher merkte er,

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