Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
siehst jetzt schon ganz grün aus. Bist du sicher, dass du das rauchen willst?“
Ich spürte Leifs Hand, die meinen Oberarm streichelte. „Du musst nicht, wenn du nicht willst.“
„Nicht, wenn du dir vor Angst in die Hose machst oder loskotzt“, bemerkte Ramon.
Ich hasste ihn und ich konnte das nicht auf mir sitzen lassen. Die meisten von Leifs Freunden hielten mich eh für ein Weichei und einen Versager. Von daher hätte ich es ihnen eigentlich nur mal wieder bestätigen können, oder? Aber genau das wollte ich nicht. Dieses eine Mal wollte ich dazugehören. Dieses eine Mal wollte ich Mut beweisen. Augen zu und durch . Ich war keine Raucherin, aber ich hatte wenigstens schon mal ein paar Züge geraucht und stellte mich beim Ziehen nicht gänzlich dumm an. Ich versuchte, den Zug so lange wie möglich innezubehalten, wie es mir die Jungs sagten.
Ramon lachte weiter dreckig. So dreckig, wie ich mich fühlte, weil ich mich selbst verriet. Ich tat es nur, um ihm und allen anderen etwas zu beweisen. Aus demselben Grund hielt ich mich nicht mit Alkohol zurück. Von dem Joint verspürte ich nicht die geringste Wirkung. Seltsam , dachte ich. Ich hatte nicht mitgezählt, aber ich zog noch ein paar Mal. Irgendwann entfaltete sich die Mischung wie ein Hammer.
Mir ging’s unheimlich gut! Ich fühlte mich gelöst und leicht. Beschwingt tanzte ich, lachte mich halb kaputt ohne Grund. Ich konnte nicht aufhören und die Jungs lachten darüber noch mehr. Ich war glücklich, ich war zufrieden und entspannt. Ich empfand alles intensiver. Gefühle, Geräusche, Farben. Es war total verrückt! Leifs rote Satinbettwäsche war noch roter als normalerweise, seine schwarzen Möbel sahen noch schwärzer aus. Ich fand Leifs Freunde plötzlich supernett. Sogar Ramon. Sein Lachen war so ansteckend!
Doch das Hochgefühl flaute recht schnell ab. Ich merkte es an der Entspannung, die mich heftig erfasste. Sämtliche Kraft wich aus meinen Muskeln, ich war schlapp und müde. Mir wurde schwindelig. Alles drehte sich. Ich stolperte zum Bett, sackte neben Leif darauf, plumpste in seine Arme und fühlte mich schlecht. Das Negative überwog. Die anderen lachten über mich, ich fühlte mich klein und dämlich. Ich ärgerte mich, weil ich nicht einfach nur mit Leif im Bett liegen konnte. Ich war froh, dass er da war. Ich kuschelte mich an ihn, suchte Sicherheit. Ich wusste, er würde auf mich aufpassen. Und dann sah ich seinen Teddybär. Der war eigentlich ganz süß und ich habe ihn immer gemocht. Auf einmal jagte er mir eine Heidenangst ein. Panik. Ich warf das Ding schreiend in eine Ecke. Leif schloss mich in seine Arme und tröstete mich, während ich Rotz und Wasser heulte.
Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, was ich erst merkte, als ich wegen Höllenlärms wach wurde. Wobei wach nicht wirklich wach bedeutete. Es war mehr so, wie ich mir einen Wachkomazustand vorstellte: Du liegst da, gefangen in deinem Körper, nicht in der Lage, dich mitzuteilen, geschweige denn dich zu bewegen. Genauso wenig war ich in der Lage, zu verstehen, was um mich herum geschah.
***
Mühsam öffnete ich die Augen und starrte an Leifs Zimmerdecke. Ich fühlte mich wie erschlagen. Ich hatte Kopfschmerzen … ach was, mir platzte fast der Schädel. Die Schmerzen waren von einem anderen Stern! Genauso wie die Übelkeit, die mich überfiel. Als ich mich auf die Seite drehte, um mich zu übergeben, hielt mir jemand einen Eimer unter den Kopf. Leif. Natürlich, er hatte gewusst, das würde passieren, und vorgesorgt. In dem Moment war mir alles egal, aber hinterher, als es mir besser ging, schämte ich mich in Grund und Boden. Wenigstens gestand er mir einen letzten Rest Würde zu, denn er sah mir nicht dabei zu, er drehte das Gesicht weg. Vielleicht tat er es auch nur, um nicht mitkotzen zu müssen. Als der Würgereiz abflaute, legte ich mich zurück ins Bett. Leif verließ das Zimmer mit dem Eimer. Mit einem Glas Wasser und Schmerztabletten kam er zurück. Er setzte sich auf die Bettkante und reichte mir beides. Ich setzte mich auf, nahm die Tabletten und schluckte sie mit reichlich Wasser. Ich legte mich wieder hin und schlief ein.
Das nächste Mal wurde ich am späten Nachmittag wach. Draußen dämmerte es. Ich hatte keinen Schimmer, welchen Wochentag wir hatten oder wie lange ich geschlafen hatte. Leif reagierte sofort auf meine Bewegung. Er hatte an seinem Schreibtisch gesessen, kam zu mir. Wie schon Stunden vorher setzte er sich auf die Bettkante
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