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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Heichel
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auch, aber er war nicht annähernd so begeistert wie ich. Ich war enttäuscht darüber und mehr noch, weil er nicht einmal versuchte so zu tun, als fände er es toll. Vermutlich, weil er es alles andere als toll fand. Zwei Wochen vor Weihnachten, an einem Donnerstag, stellte ich ihm eine Frage, die ich ihm sonst nicht stellte. Weil es nicht nötig war, weil es sich automatisch ergab. Dieses Mal war’s anders. „Machen wir was am Wochenende?“
    „Klar, tun wir doch immer … ach, nee … geht nicht, wir fahren nach Hamburg. Verwandte besuchen. Meine Tante oder so hat Geburtstag.“
    Tante oder so? Er weiß es gar nicht so genau? Seltsam.
    „Was Rundes?“
    Geistesabwesend sah er mich an. „Hä?“
    „Der Geburtstag … nullt sie?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
    Wirklich seltsam.
    Immerhin, die Planung stimmte. Das erfuhr ich am selben Abend von seinen Eltern. Es beruhigte mich nur wenig, denn Leif war immer noch seltsam und mir wäre lieber gewesen, er wäre nicht gefahren. Ich wollte mit ihm reden. Doch mir blieb eine Gelegenheit verwehrt. Bis zum Schulschluss am Freitag machte Leif sich rar und unsichtbar, er war förmlich vom Erdboden verschluckt. Ein einziges Mal sah ich ihn in der Schule. Viel zu weit weg, um ihn zu rufen, und nur von hinten.
    „Ich glaube, Leif geht mir aus dem Weg“, sprach ich schließlich Tatjana gegenüber aus, was ich dachte.
    „Ach, Quatsch, bestimmt plant er ein ganz tolles Weihnachtsgeschenk für dich und hat nur Angst, sich zu verplappern, wenn er dich sieht.“
    Angesichts der Harmlosigkeit ihrer Vermutung merkte sie offensichtlich nicht, wie sie im selben Satz meine Aussage widerrief und bestätigte. Dafür merkte ich ganz deutlich, dass er sich noch nicht einmal von mir verabschiedete, bevor er nach Hamburg fuhr. Er meldete sich auch nicht telefonisch bei mir.
    Am Samstagabend war ich zu Tode frustriert. Ich hatte mich vor die Glotze setzen und heulen wollen, Popcorn, Chips und andere Dickmacher in mich hineinstopfend. Aber Tatjana hatte sich fest vorgenommen, mir diesen Abend zu versauen, damit ich ihr den Abend versaute. Nichts anderes war es letzten Endes. Sie schleifte mich ins Simrock’s, wo wir zwei Stunden lang bei Cola saßen, gelangweilt auf die Monitore an der Wand starrten, auf denen tonlose Musikvideos liefen, weil jemand vergessen hatte, die Fernseher abzustellen, obwohl der hauseigene DJ seine mitgebrachten CDs spielte. Toller Samstagabend.
    Um kurz nach zehn hatte sie ein Einsehen. Wir bezahlten und verließen unsere Stammkneipe. „Was machen wir jetzt?“, fragte Tatjana.
    Dachte ich, sie hätte ein Einsehen? Okay, wenn sie weiter ihre Schiene fuhr, fuhr ich eben meine. Sie würde schon noch einsehen, dass es besser gewesen wäre, mich auf der Couch meinem Schicksal ausgeliefert zu lassen.
    „Hm. Weiß nicht“, brummelte ich gelangweilt.
    Ich hatte mich Leif mit seinen kurzen, knappen Antworten angepasst. Ich hatte keine Lust zu reden und auch keine Lust, irgendwas zu machen. Ob es ihm genauso gegangen war? Aber, warum?
    „Es gibt ’ne Fete … Thea feiert ihren Achtzehnten. Fünf Mark Eintritt, Freisaufen. Sie feiert im Picasso .“
    „Sie hat ’ne Kneipe gemietet?“
    „Ihren Eltern gehört der Laden, sie haben ihn ihr zur Feier des Tages überlassen.“
    „Hm. Ich weiß nicht …“, brummelte ich nur wieder.
    „Was willst du denn machen? Mensch, Nina, was ist denn los mit dir heute?“
    „Ach, ich bin müde … und schlecht drauf.“
    „Tage?“
    „Kann sein.“
    „Willst du lieber nachhause?“
    Ja! Endlich!
    Ich nickte. „Ist wohl besser. Lass dich von mir nicht abhalten, dich zu amüsieren.“
    „Und was willst du machen?“
    „Sterben.“
    „Meine Güte! Du tust ja gerade so, als hätte Leif mit dir Schluss gemacht!“
    „Fühlt sich auch so an.“
    „Er hat bestimmt eine gute Erklärung für sein Verhalten.“
     
    Welche Erklärung hatte er wohl für dafür ? Am Montagmorgen begrüßte er mich, als wenn nichts gewesen wäre. Küsschen auf den Mund, ein süßes Lächeln, er griff nach meiner Hand, er umarmte mich. Kein Wort über das Wochenende. Dann kam Ramon den Flur runter, klopfte ihm im Vorbeigehen mit einer Hand auf den Rücken. „Na, Teichert, was ging denn mit Lara ab am Wochenende?“
    Ich gab noch nie besonders viel auf das Gelaber von Ramon, aber etwas an seiner Bemerkung machte mich stutzig. Leif antwortete nicht, er sah Ramon auch nicht nach, aber ich konnte sehen, wie er

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