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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Heichel
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und lächelte sanft. „Wie fühlst du dich?“
    „Keine Ahnung. Bin ich tot?“, flüsterte ich.
    Er schüttelte den Kopf, strich mir mit einer Hand über die Wange. „Aber ich hatte verdammt Angst um dich. Ich habe noch nie einen Menschen so sehr kotzen sehen.“
    Ich stöhnte und drehte mich auf die andere Seite, starrte die Wand an. Er legte sich neben und einen Arm um mich. „Ich habe zeitweise ernsthaft überlegt, einen Arzt zu rufen und das nicht nur, weil du danach gerufen hast, weil du mehrfach meintest, es könne nicht normal sein, dass du dich so schlecht fühlst.“ Er strich mir übers Haar, streichelte meine Wange.
    „Ehrlich?“
    Ich drehte mich wieder zu ihm, um ihn ansehen zu können.
    „Weißt du das nicht mehr?“
    „Was ist passiert?“
    „Das weißt du auch nicht mehr?“
    „Ich erinnere mich, dass wir im Bett lagen und es wunderschön und gemütlich war und dann kamen die Jungs. Alles, was danach passierte, ist entweder verschleiert oder ganz weg. Ich glaube, ich habe gesumpft. Aber das allein kann nicht für meinen Zustand verantwortlich sein.“
    „Ist es auch nicht. Du hast gekifft.“
    Ich starrte ihn schockiert an. „Was?“
    „Wie ein Industrieschlot.“
    „Oh Gott! Und ich wette, die Jungs hatten ihren Spaß. Ich habe mich bis auf die Knochen blamiert. Sie konnten mich noch nie leiden und jetzt brauche ich mich gar nicht mehr bei ihnen blicken lassen.“
    „Im Gegenteil. Sie fanden es sehr mutig von dir, dass du mitgemacht hast, waren aber alle der Meinung, du hättest es nicht machen müssen. Blamiert hat sich nur einer, aber das warst nicht du.“
    „Sondern?“
    Seine Züge wurden ernst, verhärteten sich geradezu. „Ist nicht so wichtig.“
    Stirnrunzelnd musterte ich ihn. „Scheint mir aber doch. Was ist denn passiert?“
    „Ramon … er hat sogar noch mehr getan, als sich zu blamieren.“
    „Und was?“
    „Vergiss es einfach. Du kannst dich nicht daran erinnern und das ist gut so. Es würde dich nur noch mehr schockieren … und dir unnötig Angst machen.“
    „Wenn ich nicht nachhaken soll, waren deine Worte eben der falsche Weg. Du machst mich nur noch neugieriger. Jetzt sag’ endlich, was los war!“
    Er seufzte tief. „Du bist eingeschlafen, wir sind nach unten gegangen. Wir wollten im Keller flippern und darten. Ich bin zwischendurch in regelmäßigen Abständen hochgekommen, um nach dir zu sehen. Ich hab’ mir halt Sorgen um dich gemacht. Einmal … habe ich Ramon hier erwischt.“ Er machte eine Pause, in der er fast vor Wut platzte. „Mit runtergelassener Hose. Er hat versucht, dich zu vergewaltigen.“
    Es ließ sich nicht beschreiben, was in dem Moment in mir vorging. Ich war erschrocken, ich war sprachlos, ich dachte, Leif veräppelt mich. Aber warum sollte er das mit einer solchen Geschichte tun?
    Ich erinnerte mich an den Lärm, den ich in meinem Delirium wahrgenommen hatte. Schwach konnte ich mich auch erinnern, Leif gesehen zu haben. Und Ramon. Leif hatte geschrien. Da musste es gewesen sein.
    Eiseskälte rieselte über meinen Rücken. Was, wenn Leif nicht rechtzeitig gekommen wäre oder …?
    „War es wirklich nur ein Versuch?“, fragte ich ängstlich.
    Leif nickte. „Keine Sorge. Er kam nicht mal so weit, dich auszuziehen.“
    „Du würdest es mir doch sagen, wenn es anders wäre, oder? Ich meine … wenn du es mir schon verheimlichen wolltest, um mir den Schock zu ersparen …“
    „Wenn Ramon das getan hätte, hätte ich ihn in der Luft zerrissen! Er konnte zwar nur noch auf allen Vieren das Haus verlassen, als ich mit ihm fertig war, aber er lebte noch. Bei so was kenne ich keinen Spaß. Selbst, wenn du nur eine Bekannte wärst.“
     
    Ich sah Ramon eine Woche später in der Schule. Wie er ausgesehen haben musste, als Leif ihn rausschmiss, ließ sich nur erahnen. Aber er sah auch nach dieser Woche noch lädiert aus. Blaue Flecken, blaues Auge und er ging seltsam gekrümmt. Wenn Leif damit gezeigt hatte, wie sehr er mich liebte, oh, dann musste er mich wirklich sehr lieben. Und wie ich dann auch erst erfuhr, hatte ihm nicht nur Leif, sondern der gesamte Cliquenverband geschlossen die Freundschaft gekündigt. Keiner redete noch mit Ramon, sie sahen ihn nicht einmal mehr an. Ich überlegte, ob es mehr aus Loyalität gegenüber Leif geschah, aber ihrem Verhalten nach zu urteilen, unterstützten sie damit auch mich. Egal, ob ich als geduldetes Anhängsel von Leif galt, Ramons Auftritt verurteilten sie alle.
    In den nächsten Wochen lernte

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