Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
dazu. Und am Sonntag habe ich mich doch bei dir gemeldet!“
„Und ich nehme an, es war auch nicht geplant, dass du mit Lara rummachst? Lara – diejenige, nach der du niemals deine Töchter benennen wolltest, weil sie ins Haus deiner Eltern gekotzt hat.“
Ich machte mich natürlich total lächerlich, aber in dem Augenblick ärgerte ich mich tierisch und schoss mich ins Aus. Leif grinste breit und der ernste Teil meines Anschisses ging unter. Er griff nach meiner Hand und zog mich an sich. Unsere Oberkörper berührten sich, ich konnte seinen nach frischem Kaugummi duftenden Atem riechen, und mein Ärger schmolz dahin.
„Du bist süß, wenn du eifersüchtig bist!“, stellte er fest.
„Oh, spar’ dir diese Sprüche!“
„Nina …“ Seine Hand schmiegte sich an mein Gesicht. Seine Lippen berührten meine. Er hatte mich.
Am Nachmittag nach Schulschluss fuhren wir zu ihm nachhause und versöhnten uns im Bett. Später lag ich an seiner Brust, er streichelte zärtlich meinen Arm und ich gestand ihm, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte: „Ich hatte das Gefühl, du bist gelangweilt von mir.“
„Blödsinn! Nina, alles, aber gelangweilt könnte ich von dir niemals sein!“
„Warum hast du dich nicht so sehr wie ich über unser Sechsmonatiges gefreut?“
„Hab’ ich! Aber weißt du … Jungs sehen das ein bisschen anders. Wir machen nicht so ein …“ Er brach ab, räusperte sich, weil er wohl merkte, dass er den falschen Weg eingeschlagen hatte und in einer Sackgasse gelandet war.
„Ihr macht nicht so ein Trara darum?“
„Das ist nicht böse gemeint … nur …“
„Schon gut!“
Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht habe ich mehr aus seinem Verhalten gemacht, als gewesen war. Männer und Frauen sind nun mal verschieden. Eine wirklich simple, logische Erklärung. Zwischen uns war wieder alles bestens. Ich hatte keinen Grund mehr zu zweifeln oder mir Sorgen zu machen. Außer … was war mit Lara?
„Ich hab’ zu viel getrunken und … da ist es einfach passiert. Es war nichts weiter. Wir haben nur ein bisschen geknutscht.“
Aha. So hat es mit uns auch angefangen.
Nur, dass wir völlig nüchtern gewesen waren und ich hörte ihn auch nicht versprechen, es würde nie wieder vorkommen. Wie auch immer, er war bei mir, er liebte mich. Oder? Gesagt hatte er es noch nie, aber es musste so sein. Warum blieb er sonst bei mir? Ich versuchte, keine allzu große Sache daraus zu machen. Vielleicht war das dumm.
Weihnachten kam und ging. Heiligabend feierten wir jeder für sich im Familienkreis. Unser beider Eltern hatten eine Kontaktsperre zur Außenwelt verhängt, damit wir wenigstens das Fest mit der Familie verbrachten, wenn wir schon sonst das ganze Jahr über von zuhause flüchteten , wie sie es nannten. Glücklicherweise wurde die Kontaktsperre am ersten Weihnachtstag nach dem Mittagessen aufgehoben und so konnten Leif und ich noch zu zweit Weihnachten in seinem Bett feiern. Wir amüsierten uns köstlich darüber, wie ähnlich sich unsere Eltern in mancher Hinsicht waren.
Ich schenkte ihm einen Kettenanhänger in Form eines Fußballs, weil er mal irgendwann erwähnt hatte, ihm gefiel so was. Da er aber seinen Engel ebenfalls weitertragen wollte, trug er fortan beide Anhänger an derselben Kette. Und was schenkte er mir? Ebenfalls einen Anhänger – ein mit Zirkoniasteinchen eingefasstes Herz an einer Kette. Wir lachten darüber, dass wir dieselbe Idee gehabt hatten.
Doch das schönste Geschenk, das er mir machte, waren drei Worte. Ich liebe dich. Es war das erste Mal, dass er sie zu mir sagte und er wiederholte sie sogar, weil ich glaubte, mich verhört zu haben. Und wenn es stimmte, was Tatjana erzählt hatte, sagte er sie das erste Mal zu einem Mädchen.
Ein halbes Jahr und ein Liebesgeständnis. Ich hatte es wirklich geschafft. Ich hatte keinen Grund, mir Sorgen zu machen. Oder?
Silvester kam und ging ebenfalls. Wir feierten bei einem von Leifs Kumpeln zuhause eine Riesenfete und begrüßten das neue Jahr mit einem Haufen Lärm. Wir hatten Knaller und Raketen, die für mehrere Jahre reichten. Natürlich waren auch ein paar über Achtzehnjährige anwesend, die das Feuerwerk besorgt hatten und abbrannten.
Es wurde Januar, der – wie ich fand – trostloseste Monat im Jahr. Es war noch Winter, alles kahl und grau und kalt, der Frühling noch in weiter Ferne. Alle Feiertage, auf die man sich Wochen vorher so sehr gefreut hatte, waren vorbei, inklusive des vorweihnachtlichen Stresses. Es
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