Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
stellen, ließ ich mir eine Rose knapp neben dem rechten Knöchel stechen. Eine winzige Rose, aber die Schmerzen empfand ich als höllisch und Leif konnte das gar nicht verstehen. Ihm hat’s kaum wehgetan – er hatte sich ja auch für eine weit weniger empfindliche Stelle entschieden.
Drei Dinge waren es gewesen, die er an seinem Achtzehnten machen wollte, um ihn unvergesslich werden zu lassen. Von der magischen Zahl erfuhr ich erst später. Dasselbe galt für Nummer drei.
Die ersten Partygäste kamen um acht. Ich hatte gute Laune, ich tanzte viel – sogar mit Leif. Bis er für längere Zeit verschwand. Ich dachte mir nichts dabei, bis er zurückkam und mir mitteilte, ich könnte die Nacht nicht bei ihm verbringen, wie es eigentlich geplant und üblich war.
„Warum?“
„Es geht einfach nicht.“
„Was soll das denn? Eine Menge Leute schlafen heute hier. Das war doch so abgemacht.“
Warum sollte ich nicht mehr dazu zählen?
„Ich weiß, aber es geht nicht. Akzeptier das!“
„Nein, nicht, wenn du mir keinen Grund nennen kannst. Wie stellst du dir vor, dass ich nachhause komme?“
„Es fährt bestimmt jemand in deine Richtung.“
Ich war völlig schockiert und stinkwütend. Ich konnte nicht einmal mehr einen klaren Gedanken fassen. Mir war heiß und mein Herz überschlug sich fast. Ohne ein weiteres Wort machte ich auf dem Absatz kehrt und suchte nach einer Mitfahrgelegenheit. Eine Schülerin aus der Parallelklasse war gerade auf dem Weg zur Tür, um sich von ihrem Freund abholen zu lassen. Sie erklärte sich sofort bereit, mich mitzunehmen.
Ich hatte nicht mehr vor, Leif etwas zu sagen. Ich wollte kein einziges Wort mehr mit ihm reden. Ich wollte ihn nicht einmal mehr sehen, aber ich wollte meine Sachen holen, die in seinem Zimmer lagen. Ich erwartete niemanden hinter der Tür, folglich stürmte ich in den Raum und erwischte ihn im Bett. Er war nicht allein. Das war der erste Schock. Sie waren auch nicht zu zweit. Das war der zweite Schock. Zu allen guten Dingen gehörten drei. Das hatte er sich wohl auch gedacht. Sein dritter Wunsch an seinem achtzehnten Geburtstag war ein Dreier! Sex mit zwei Mädels. Nun, immerhin hatte er nicht die Frechheit besessen, mich zu bitten, dabei mitzumachen. Wahrscheinlich, weil er wusste, ich hätte mich niemals darauf eingelassen. Und wahrscheinlich hatte er auch deshalb so sehr darauf gedrängt, mich aus dem Haus zu kriegen. Um mir diesen Anblick zu ersparen. Wahrscheinlich glaubte er noch, er hätte mir einen Gefallen getan.
Sprachlos starrte Leif mich an, noch schockierter als vorher starrte ich zurück.
„Das nächste Mal solltest du lieber abschließen, wenn du nicht erwischt werden willst.“
Damit schnappte ich mir meine Tasche und rannte aus dem Zimmer.
Keine Ahnung, wie ich die Nacht überstand. Ich heulte stundenlang, schlief so gut wie gar nicht. Erst gegen Morgen überkam mich die Erschöpfung und ich dämmerte weg. Für mich war es aus und vorbei. Ich hasste Leif aus tiefstem Herzen.
13. Kapitel
Völlig genervt und lustlos blickte ich aus dem Fenster unseres Klassenzimmers. Typisches Aprilwetter: In der einen Minute schien die Sonne, in der nächsten goss es wie aus Eimern. Genau das war jetzt der Fall. Zu meiner Stimmung passte das Wetter einerseits, andererseits frustrierte es mich noch mehr. Mir entfuhr ein tiefer Seufzer, dem eine forsche Ermahnung meines Deutschlehrers folgte. „Nina, wenn du dich genug über das Wetter geärgert hast, würdest du dich bitte wieder meinem Unterricht widmen?“
Ich zuckte zusammen und mein Kopf wirbelte in Richtung Herrn Teicherts. Aus dem Augenwinkel sah ich die belustigten Blicke meiner Klassenkameraden, weil ich bei meiner Unaufmerksamkeit erwischt worden war. Innerlich bedankte ich mich bei meinem Lehrer für diese Bloßstellung und zwang mich, die nächste halbe Stunde bis zum Pausenklingeln aufmerksam zu bleiben. Als es endlich gongte, strömten alle Schüler hinaus. Ich wollte mich ihnen anschließen, wurde aber von Herrn Teichert daran gehindert. „Nina? Würdest du bitte kurz hier bleiben?“
Ich nickte stumm. Nachdem alle anderen Schüler den Raum verlassen hatten, wandte er sich an mich. „Du solltest aufmerksamer sein und dich mehr am Unterricht beteiligen. Du stehst derzeit nicht gut in Deutsch. Wir beide wissen, du hast schon bessere Arbeiten abgegeben als in diesem Halbjahr. Wenn du dich wenigstens mündlich beteiligst, kann ich das berücksichtigen, aber wenn da auch nichts
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