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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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»Sie kann mich nicht... kann mich nicht einfach so abservieren. Ich habe es ja nicht mal gewollt.«
    »Trevor«, sagte Jeanne, die mit vor der Brust gefalteten Händen dasaß, als würde sie beten. »Können wir nicht ganz normal darüber reden?«
    Aber Trevor wollte lieber mit Quinn sprechen. »Sie hat mich verführt, damit ich mit ihr schlafe, und dann sagt sie auf einmal, dass wir uns nicht mehr sehen können und dass sie nicht...« Jetzt weinte er. Quinn machte ein paar Schritte auf ihn zu. »Sie darf das nicht.« Er wandte sich an Jeanne Ortiz und sagte: »Du darfst das nicht.«
    Okay , dachte Quinn. Darum geht es hier also. Es war so, wie er erwartet hatte. Er suchte wieder Blickkontakt zu Sweeney.
    »Trevor, leg einfach das Ding weg, und wir werden darüber reden«, sagte Jeanne Ortiz. »Bitte, Trevor.« Neben der Angst in ihrem Gesicht bemerkte Quinn ein weiteres Gefühl: Sie schämte sich.
    »Was hast du vor, Jeanne?«, fragte er sie mit etwas lauterer, herausfordernder Stimme. Sein Ton ließ Quinn nach seiner Pistole greifen. »Wirst du jetzt allen erzählen, dass du mich betrunken gemacht hast, dass du einen Studenten betrunken gemacht hast und, und...« Er weinte jetzt bitterlich, sodass die Worte zwischen dem Schluchzen kaum zu verstehen waren. »Und ihn verführt und dann eiskalt abserviert hast? Als ob er... als ob er ein Nichts wäre?« Er schrie jetzt beinahe, und Quinn hatte das Gefühl, dass nun der Moment kam, in dem sich alles in die eine oder in die andere Richtung entwickeln würde. Er machte noch ein paar Schritte nach vorn, inzwischen stand er nahe genug, um die feuchten Ringe unter den Achseln auf dem T-Shirt des Jungen zu erkennen.

    »Trevor, wenn du das Ding weglegst, können wir über alles reden. Mir scheint, du hast einen ziemlich guten Grund, um verärgert zu sein.«
    »Ja, den habe ich. Den habe ich wirklich.« Er fuchtelte mit der Waffe herum, und in diesem Moment bemerkte Quinn etwas. Sein Blick fiel auf das kleine Plastikstück entlang der Naht des Pistolenlaufs, und ohne richtig darüber nachzudenken, preschte er vor.
    Der Junge war dünn, leichter als er aussah, und Quinn hatte überschätzt, wie viel Kraft er brauchen würde. Der Junge krachte mit voller Wucht auf den Boden, und Quinn hörte das pfeifende Geräusch, mit dem sämtliche Luft aus ihm herausgepresst wurde.
    »Es ist eine Spielzeugpistole«, rief er laut, damit niemand in Panik geriet.
    Er versicherte sich, dass Trevor Ferigni atmete, und verlangte dann nach Handschellen. Als er sich umdrehte, saß Jeanne Ortiz immer noch auf dem Boden. Sie weinte jetzt laut und stammelte dabei unaufhörlich: »Es tut mir leid, es tut mir so leid.«
    Sweeney trat zu ihr und kümmerte sich um sie. Sie beugte sich herunter und legte ihr einen Arm um die Schultern, dann half sie ihr hoch. Jeanne konnte nicht aufhören, immer wieder zu murmeln: »Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid.«
     
    »Also hat sie den Jungen verführt?«, kam die Gegenfrage von Havrilek im Hauptquartier.
    »Dito. Und dann hat sie beschlossen, dass es besser sei, damit aufzuhören. Aber der Junge wollte sich nicht so einfach abservieren lassen.«
    Havrilek zog die Augenbrauen hoch und betrachtete Quinn mit seinen blassen, blauen Huskyaugen. »Ist er in sie verliebt?«
    »Ich glaube, das weiß er selbst nicht so genau.« Quinn sah
auf die Bilder auf Havrileks Schreibtisch. Er hatte fünf hübsche Töchter. »Wenn es sich um ein neunzehnjähriges Mädchen handeln würde, das mit dem Professor geschlafen hat, dann wären wir uns wohl einig, dass sie dazu gezwungen wurde. Nicht mit körperlicher Gewalt, aber mit psychischen Druckmitteln. Ich verstehe das einfach nicht. Als sie die Sache beenden wollte, ist er ausgeflippt. Ich kann mir nicht vorstellen, was er mit der Spielzeugpistole erreichen wollte.«
    Quinn rieb sich die Augen und setzte sich Havrilek gegenüber an den Schreibtisch. »Ich sag’s dir, einen Moment lang war ich mir sicher, wir würden diesen Fall lösen. Es war perfekt. Dieser Student war bei der Eröffnung, als Olga Levitch getötet wurde, und er war auch im Museum, als Keane starb. Aber der Junge hatte keine Ahnung von den Morden. Er war nur dort, um Jeanne Ortiz dazu zu bringen, zu ihrer Beziehung zu stehen. Das scheint auch mir seine Motivation bei der Geiselnahme zu sein. Also sind wir wohl wieder bei null, was die Morde im Museum angeht. Nun ja, vielleicht nicht ganz bei null.« Quinn berichtete Havrilek davon, dass sich Cyrus

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