Leise Kommt Der Tod
Karen ebenfalls kannte. Und Jeanne wirkte sehr nervös, als ich sie danach gefragt habe.«
»Du denkst, dass sie etwas mit dem Tod von Karen Philips zu tun hat.« Er erzählte Sweeney, dass er sich die Akte angesehen hatte und der Meinung war, die Untersuchung sei gründlich durchgeführt worden.
»Ich weiß nicht. Ich versuche immer noch herauszufinden, in welcher Verbindung Karens Tod und das Kollier zueinander stehen. Vielleicht war sie in eine Vertuschungsaktion verwickelt. Etwas mit dem Kollier stimmte womöglich nicht, entweder war es gestohlen. Oder, habe ich mir überlegt, sie hat vielleicht herausgefunden, wie wertvoll es war, und es selbst entwendet.« Sie sah ihn triumphierend an, ihr Gesichtsausdruck erinnerte ihn an jenen von Megan, wenn sie eine tolle Leistung vollbracht hatte, wie zum Beispiel ihre Schuhe auszuziehen oder eine Schale Cornflakes auf den Boden zu schmeißen.
»Und dann fühlte sie sich so schuldig, dass sie sich umgebracht hat.«
»Ja«, grinste sie ihn an. »Du hast es erfasst.«
»Ich weiß nicht. Es scheint, als hätte die ganze Sache etwas mit dem Museum zu tun. Aber so ganz stimme ich dir noch nicht zu.«
Sie zuckte die Schultern. »Wo wir schon vom Museum sprechen, ich sollte mich mal auf den Weg dorthin machen. Ich habe eine Verabredung.«
Sie zog einen Geldschein aus der Tasche, aber er winkte ab.
»Immerhin versorgst du mich mit den ganzen Informationen«, erklärte er. »Das Mindeste, was ich tun kann, ist, dir eine Tasse kalten Kaffee zu spendieren.«
»Danke.« Sie standen beide auf, und sie zögerte für einen Moment, ehe sie sagte: »Begleitest du mich hin?«
Er nickte, und sie gingen los, zunächst schweigend. Schließlich ertrug er es nicht mehr, immer noch nicht Bescheid zu wissen. »Also, hast du dich inzwischen entschieden, wirst du nach London ziehen?«
Sie drehte sich nicht in seine Richtung, um ihn anzusehen, aber er konnte spüren, wie sie sich anspannte. »Nein. Ich meine, ich habe mich noch nicht entschieden.« Eine lange Pause entstand. Erst als sie bereits die Stufen des Museums erreicht hatten, drehte sie sich zu ihm um und fragte: »Was denkst du, dass ich tun soll?«
In ihrem Ton lag etwas Herausforderndes, als ob sie es darauf anlegen würde herauszufinden, was er wirklich dachte. Aber dann sah sie weg, und er war sich nicht mehr sicher, was sie gemeint hatte. Deshalb sagte er schlicht: »Ich hoffe einfach darauf, dass du das tun wirst, was dich glücklich macht.« Damit verabschiedete er sich und ließ sie auf der Treppe zurück.
Oh, Mist, sagte er dann zu sich selbst. Timmy, Junge, du hast es vermasselt. Du hast es echt vermasselt.
Er spazierte fast eine Stunde lang durch die Gegend in dem Versuch, sein melancholisches Gefühl loszuwerden. Gerade als er wieder in seinen Wagen gestiegen war, knatterte der Funk los. Es war nicht für ihn, deshalb schaltete er das Radio ein und hörte zu, wie Bruce Springsteen über die Liebe sang. Aber noch während er ausparkte, hörte er die Worte »Hapner Museum«, drehte die Musik sofort leiser und lauschte aufmerksam. Sie verlangten Verstärkung, und sein erster Gedanke war, dass es einen weiteren Mord gegeben hatte. Aber dann wurde
ihm bewusst, dass man nicht nach ihm verlangt hatte und es daher wohl kaum so sein konnte. Er rief mit dem Handy im Hauptquartier an und fragte nach Havrilek.
Dieser kam erst nach ein paar Minuten ans Telefon, sodass Quinn in der Zwischenzeit wendete, um schnell zum Museum zurückkehren zu können, falls er dazu aufgefordert werden sollte. »Gut, Quinny«, sagte Havrilek, als er am Apparat war. »Mach dich auf zum Museum. Wir wissen nicht genau, was dort vor sich geht. Vorhin kam ein Anruf rein, demzufolge ein Mann mit einem Gewehr Personen bedroht. Er hält ein paar Angestellte im Gebäude als Geiseln fest, der Typ scheint ziemlich durcheinander zu sein. Du kennst dort alle, also sieh zu, ob du ihnen helfen kannst. Es ist noch unklar, ob die Sache irgendetwas mit den Mordfällen zu tun hat, aber ich denke, dass es nicht unwahrscheinlich ist.«
Quinn machte sich in Richtung Museum auf. Er spürte ein dumpfes Gefühl im Magen. Falls sie sich nicht anders entschieden hatte und nach Hause gegangen war, befand Sweeney sich unter den Geiseln. Er hatte genug Geiselnahmen erlebt, um zu wissen, dass diese meist nicht ohne Gewalt abliefen. Und wenn etwas schiefging, endete es in einer Katastrophe.
Draußen hatten sich ganze Schwärme von Polizisten versammelt und so viele
Weitere Kostenlose Bücher