Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
Vom Netzwerk:
fielen ihr die kleinen Feinheiten auf. Seine Augen waren nicht einfach nur blau, sondern besaßen die unterschiedlichsten Schattierungen, am dunkelsten waren sie um die Pupille herum. Über einem Wangenknochen hatte er eine kleine runde Narbe, vermutlich ein Überbleibsel einer früheren Windpockeninfektion. Sie hatte ihn nie danach gefragt. Wenn er lächelte, wurden seine Augen etwas schmäler, und die Blinzelfältchen verschwanden.
    »Ja, sie hat Megan gezeigt, wie man... wie heißt das gleich wieder?« Patience führte mit ihren Händen Bewegungen in der Luft vor. »Klatschreim?«
    »Oh, ich weiß auch nicht, wie man das genau nennt. Einfach nur …« Sie hob die Hände und klatschte sie noch einmal gegen die des kleinen Mädchens. »Pitsche Patsche Peter, hinterm Ofen steht er, flickt sein Schuh und schmiert sein Schuh, kommt die alte Katz dazu. Frisst den Schuh und frisst den Schmier, frisst mir alle Teller leer.« Megan jauchzte vor Freude auf.
    Quinn lachte. »Haben das nicht auch die Mädchen in der Grundschule gespielt?«

    Patience nahm einen hellblauen Baumwollpullover vom Sofa und lächelte die beiden an. »Also bis morgen, Tim.« Sie betonte seinen Namen auf eine bedeutungsvolle Art, als wolle sie etwas damit beweisen.
    »Es war nett, Sie kennen zu lernen«, sagte Sweeney.
    »Ja.« Patience lächelte schüchtern und zog die Augenbrauen leicht zusammen. »Mich hat es auch gefreut.«
    Nachdem sie gegangen war, blickte Sweeney ihn fragend an.
    »Es hat lange gedauert, bis ich ihr abgewöhnt hatte, mich Mr. Quinn zu nennen«, erklärte er. »Aber leider legt sie diesen Unterton in das ›Tim‹, dass ich es mittlerweile bereue, ihr den Vorschlag gemacht zu haben.«
    »Jedenfalls scheint sie ihren Job gut zu machen. Megan mag sie offenbar sehr.«
    »Oh ja. Ich könnte mir niemand Besseren wünschen.«
    Für einen Moment entstand eine beklemmende Stille. Megan unterbrach die Spannung, als sie Quinn darum bat, auf seinen Schoß zu dürfen. Er hob sie hoch und setzte sie auf seine Knie, wo er mit ihr Hoppe-hoppe-Reiter spielte.
    »Hattest du einen schönen Sommer?«, fragte Sweeney, weil sie sich noch nicht dazu bereit fühlte, den eigentlichen Grund ihres Besuches zur Sprache zu bringen.
    »Ja, er war stressig. Aber ich habe mir eine Woche freigenommen und bin mit Megan zur Küste gefahren. Es war nett, obwohl es ein bisschen komisch war, allein mit ihr unter den ganzen Familien zu sein. Megan liebt den Strand.«
    »Gut.« Sweeney sah sich im Zimmer um. Es hatte sich verändert, seit sie das letzte Mal hier gewesen war, aber sie konnte nicht sagen, was genau anders war. Es wirkte aufgeräumter und weniger unordentlich. Die Spielsachen und Bücher befanden sich in Körben neben dem Sofa. An einer Wand hing ein großes Foto von Megan, das sie lächelnd auf einer Blumenwiese zeigte. Offensichtlich handelte es sich dabei um den Hintergrund
in einem Fotostudio. »Du hast dich sicher schon gefragt, warum ich hier bin«, leitete Sweeney ihr Anliegen ein.
    Er wirkte verlegen, dann stand er abrupt auf und sagte: »Ein bisschen. Willst du einen Spaziergang machen? Es ist echt heiß hier drin.«
    »Draußen ist es noch heißer.« Sie blickte zu ihm auf und bemerkte seine Nervosität, deshalb erhob sie sich ebenfalls. »Na gut, lass uns gehen.«
    Er setzte Megan in ihren Buggy und schob sie in die feuchte Schwüle hinaus. In einem der winzigen Vorgärten entlang der Straße spielte eine Gruppe von Jungs Fußball. Als sie auf ihrer Höhe waren, sprang der Ball auf die Straße, und Sweeney hielt an, um ihn zurückzuspielen. Die Luft roch nach Sommer, überreifen Früchten, Grasschnitt und Eis am Stiel. Quinn trug Khakihosen und ein marineblaues Poloshirt. Seine festen Schuhe hatte er gegen Flipflops getauscht, und Sweeney konnte die hellen Linien auf seinen Füßen sehen, die nicht von der Sonne gebräunt worden waren. Als sie ihn von der Seite betrachtete, fiel ihr auf, dass er müde wirkte.
    »Okay«, begann Sweeney. »Ich würde dich gerne etwas fragen. Noch weiß ich nicht genau, ob es etwas zu bedeuten hat.« Dann erzählte sie ihm von ihrer Ausstellung, dem verschwundenen Kollier, Karen Philips und den Kunstdieben.
    Als sie zum Ende gekommen war, sah er sie irritiert an.
    »Also...?« Er zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe.
    »Also...?« Nachdem sie ihm die Fakten dargelegt hatte, fiel es ihr mit einem Mal schwer, ihre Vermutungen in Worte zu fassen. »Also kommt es dir nicht komisch vor, dass all das etwa zur

Weitere Kostenlose Bücher