Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
Vom Netzwerk:
gespickt mit zahlreichen Vorurteilen, darlegen. Er sah sich in dem Büro des Direktors um. Es war mit Antiquitäten dekoriert, vermutlich aussortierte Stücke aus dem Bestand des Museums. An einer Wand hingen ein paar kleinere Teppiche, an einer anderen ein mit Symbolen bedruckter Stoff und Zeichnungen, auf denen Frauenfiguren zu sehen waren. Auf dem Schreibtisch standen ägyptische Artefakte, ein goldener Frauenkopf und eine kleine sandfarbene Pyramide. Quinn vermutete, dass es sich um Nachbildungen handelte. »Haben Sie je Drohungen oder ungewöhnliche Mitteilungen erhalten?«
    Keane warf ihm einen boshaften Blick zu. »Meinen Sie damit, ob mir jemand eine Nachricht hat zukommen lassen, dass er demnächst mein Museum ausrauben wird? Nein, ich kann Ihnen versichern, dass das nicht vorgekommen ist.«
    »Okay. Und nun schildern Sie mir bitte, was Sie heute Abend gemacht haben. Alles schön der Reihe nach.«
    Keane blickte sich suchend im Raum um, als empfinde er diese Bitte als absolute Zumutung. Quinn warf ihm einen, so hoffte er zumindest, strengen Blick zu. »Selbstverständlich. Die meiste Zeit des Abends war ich oben und habe mich mit den Gästen unterhalten. Ungefähr um sechs habe ich Mr. Hutchinson im Keller den Kanopenkrug gezeigt.« Er sagte es in einem Tonfall, als habe er alles bereits ausführlich geschildert und sei genervt, es erneut wiederholen zu müssen.
    »Mr. Hutchinson?«
    Keane war kurz davor, mit den Augen zu rollen. »Das habe ich dem anderen Polizisten doch schon erklärt. Mr. Hutchinson ist der Stifter des Kanopenkruges, und ich habe ihn mit nach unten genommen, um ihm das gute Stück zu zeigen. Als wir fertig waren, habe ich ihn in die Halle begleitet und bin dann wieder zu den Galerien hochgegangen.«
    »Haben Sie gesehen, wie Mr. Hutchinson das Gebäude verlassen
hat?« Er hatte nicht auf der Liste mit den Namen der Leute gestanden, die zur Zeit des Leichenfundes im Museum gewesen waren.
    »Ja.«
    »Wir werden uns mit ihm unterhalten müssen.«
    Jetzt war Keane eindeutig verärgert. »Wir sprechen hier über einen neunundsiebzigjährigen Mann, ein Bankier und Absolvent dieser Universität, der eine Antiquität von unschätzbarem Wert gestiftet hat. Sie werden doch wohl nicht ernsthaft glauben, dass er ein Kunstdieb ist.«
    »Nein, aber vielleicht ein Zeuge«, sagte Quinn. »Also Sie haben sich dann von ihm verabschiedet und sind wieder nach oben gegangen? Ist Ihnen dabei irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Ich war im Stockwerk darunter auf der Toilette«, ergänzte Keane. »Aber ich habe nichts Außergewöhnliches bemerkt. Und auch nichts Gewöhnliches. Es war überhaupt niemand da unten.« Er hielt seinen Kopf ein kleines Stück höher, und Quinn musste unwillkürlich daran denken, dass der Ausdruck »auf jemanden herabsehen« wohl nicht treffender demonstriert werden konnte. Keanes Stimme war voller Arroganz, als könne er es nicht fassen, dass dieser Polizist mit einem Mal eine höhere Autorität darstellte als er selbst.
    Die beiden starrten sich eine Minute lang stumm an, ehe Quinn sagte: »Mr. Keane, ich versuche herauszufinden, wer eine Ihrer Angestellten umgebracht hat und ein offenbar sehr wertvolles Exponat stehlen wollte. Ich weiß nicht, warum Sie meine Fragen mit derartigem Widerwillen beantworten, aber wenn Sie sich weiterhin so verhalten, wird mich das mit Sicherheit nachdenklich machen.« Einen solchen Satz auszusprechen gehörte zu seinen liebsten Aufgaben als Polizist, obgleich er meist im passenden Moment nicht die richtigen Worte fand.
    Keane senkte den Kopf und sagte: »Sie haben Recht. Es tut mir leid. Natürlich möchte ich Ihnen helfen.«

    »Gut. Also wann genau sind Sie in den Keller gegangen, ohne dort unten jemandem zu begegnen?«
    »Ich würde sagen, es war kurz nach halb sieben.«
    Quinn sah zu Ellie. Das waren nur fünfundzwanzig Minuten, bevor Jeanne Ortiz die Leiche von Olga Levitch entdeckt hatte. Damit konnte der Zeitpunkt des Mordes auf eine Zeitspanne von einer knappen halben Stunde eingegrenzt werden. Angesichts dieser Tatsache wären die Videobänder mit Sicherheit von Nutzen. »Hol Jimmy und seine Mannschaft her. Sie sollen damit anfangen, die Aufzeichnungen anzusehen«, befahl er Ellie. Sie nickte und verließ den Raum.
    »Nachdem Sie Mr. Hutchinson den Krug gezeigt hatten, haben Sie den Schrank wieder abgeschlossen, nicht wahr?« Auf den ersten Blick hatte es so ausgesehen, als sei der Kasten aufgebrochen worden. Das Holz um das Schloss

Weitere Kostenlose Bücher