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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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gesprochen. Sie werden uns unterstützen, so gut sie können. Außerdem sollten wir einen weiteren Gesichtspunkt untersuchen: Wer hätte Interesse daran gehabt, den Krug zu erwerben, wenn der Diebstahl geglückt wäre?«
    »Dieser Typ, der Engländer, der bei der Eröffnung war, hat gesagt, er würde uns gerne helfen. Er kennt sich in der Kunstwelt aus, nicht wahr?«
    Quinn musste widerwillig zugeben, dass sie Recht hatte.
    »Hör zu«, sagte er dann. »Ich möchte, dass du mich zu Olga Levitchs Apartment begleitest. Danach kannst du ein paar Sachen in diesem anderen Fall - über das Mädchen Luz Ramirez - für mich recherchieren.« In der allgemeinen Aufregung, die durch den versuchten Diebstahl im Museum entstanden war, hatten sie die Tote fast vergessen. Sie mussten unbedingt weitere Spuren verfolgen, bevor die Zeit sie verwischte. Außerdem verspürte er das Bedürfnis, eine Weile alleine an dem Museumsfall zu arbeiten, um einmal seine Gedanken sammeln zu
können, ohne sich auf Ellie konzentrieren zu müssen - und auf ihre zweihundert Arten, ihn zu verwirren.
    Er konnte sehen, wie sie versuchte, ihre Enttäuschung runterzuschlucken. Der Museumsfall war der größere, der die Aufmerksamkeit von oben garantieren würde. Aber sie war eine getreue Soldatin und erwiderte brav: »In Ordnung.«
    »Lass mich wissen, wenn du etwas brauchst.«
    »Sicher.« Sie nickte und sah dann schnell wieder weg. Er befürchtete schon, sie würde anfangen zu weinen. Fast wäre er weich geworden, aber dann dachte er an all die miesen Fälle, mit denen er sich als junger Detective hatte herumschlagen müssen. So lief es nun einmal. Man musste Geduld haben.
    »Gut«, sagte er. »Lass uns sehen, was wir in ihrem Apartment finden.«

19
    Sie hatten Olga Levitchs Adresse von der Personalabteilung der Universität bekommen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Anschrift, die Keane ihnen genannt hatte, nicht mehr aktuell war. Schließlich standen sie vor einem hässlichen Backsteingebäude in einer heruntergekommenen Straße. Und Ellie, die das Haus nachdenklich betrachtete, sagte: »Ich frage mich, ob das hier ihrer Vorstellung von der Zukunft entsprochen hat, als sie nach Amerika kam.«
    »Na hör mal«, sagte Quinn, »es ist bei weitem nicht das Schlechteste.«
    Aber es war in der Tat ausnehmend hässlich. Vor dem Eingang hing eine Gruppe von Jugendlichen herum, und auf dem Gehsteig lagen gebrauchte Spritzen. Die Haustür war abgeschlossen, und als sie die Bande nach dem Pförtner fragten, zuckten die Jungs erst widerwillig mit den Schultern und deuteten dann hinter das Gebäude.
    Eine unterernährt wirkende junge Frau in der Pförtnerloge des Hauses saß vor einem kleinen tragbaren Fernseher. Zuerst verneinte sie die Frage, ob sie die Pförtnerin sei, aber als Quinn sich auswies und Zugang zu Olga Levitchs Apartment verlangte, erhob sie sich und reichte ihm einen Schlüssel vom Hakenbrett an der Wand - ohne dabei den Blick auch nur für eine Sekunde von der Seifenoper abzuwenden. »Bringen Sie ihn zurück, wenn Sie fertig sind«, sagte sie, wobei sie mit einer Hand hektisch
durch ihr dauergewelltes Haar fuhr. Offenbar war es gang und gäbe, dass die Polizei Zugang zum Gebäude forderte.
    »Hallo«, rief Quinn laut in dem Versuch, die Stimmen der Schauspieler zu übertönen, »haben Sie sie gekannt?«
    Die Frau sah ihn ausdruckslos an. »Sie hat mit niemandem gesprochen. Sie hatte Angst vor der Polizei. Einmal gab es Feueralarm, und alle mussten das Gebäude verlassen. Aber sie kam nicht heraus. Sie befürchtete, dass man ihr was antun würde.« Jemand im Fernsehen begann zu schluchzen, und sie drehte sich mechanisch wieder zum Bildschirm, besorgt, etwas verpasst zu haben. Quinn rollte mit den Augen in Richtung Ellie.
    Nummer sieben war ein winziges Studioapartment im ersten Stock. Als Quinn die Tür öffnete, schlug ihnen ein intensiver süßlicher Geruch nach Äpfeln und Zimt entgegen. Die Duftquelle, ein rosafarbener Korb mit einem Trockenblumenpotpourri, befand sich auf dem einzigen Tisch im Zimmer. Der runde Küchentisch hatte eine blaue Linoleumplatte. »Puh!«, rief Ellie, »das ist vielleicht penetrant. Bitte stell es in irgendeinen Schrank.«
    »Ich wette, in so einem Haus hängen sich üble Küchengerüche fest«, meinte Quinn, griff sich eine Handvoll der parfümierten Blüten und ließ sie zwischen seinen Fingern hindurchrieseln. Er sah sich im Zimmer um und nahm die Details auf: An der Wand stand ein ordentlich gemachtes

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