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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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FBI mehr bin, dachte sie. Und er steht nur ein paar Gehaltsstufen über mir. SAC Tyler kommt bestimmt nicht hier heraus – nicht in einer Million Jahren. Er ist genauso ein Bürokrat wie Dodson, und er liebt sein klimatisierte Büro in der Innenstadt.
    Alex passierte einen Kordon aus Sheriff’s Deputies. Zwei Agenten vom FBI musterten sie misstrauisch, doch niemand stellte sich ihr in den Weg. Nach weniger als einer Minute war sie im Büro, wo die Überreste von Andrew Rusk immer noch mit Klebeband an den Sessel hinter dem Schreibtisch gefesselt saßen. Hinter dem Toten kauerten zwei Männer, von denen Alex einen als Agent John Kaiser erkannte. Ein eigenartiges blaues Leuchten rahmte die Silhouetten der beiden Männer ein. Dann vernahm sie das Fauchen eines Schneidbrenners. Nach einer Minute hörte sie ein triumphierendes Grunzen, und Kaiser erhob sich und drehte sich um.
    »Verdammt, Alex!«, sagte er mit unüberhörbarer Verärgerung. »Hören Sie eigentlich nie, wenn man Ihnen etwas sagt?«
    »Das ist mein Fall«, sagte sie halsstarrig.
    »Sie haben keine Fälle! Kapieren Sie das nicht?«
    Alex schwieg.
    »Offensichtlich nicht. Es ist reines Glück, dass ich selbst vor Ort bin. Ich habe dem Sheriff gesagt, dass möglicherweise biologische Waffen im Haus versteckt sind und dass wir alles überprüfen müssten, bevor die normale Spurensicherung ihre Arbeit aufnehmen kann. SAC Tyler wird mir gewaltig in den Hintern treten. Vielleicht fordert er meinen Kopf!«
    »Was haben Sie da hinten?«, fragte Alex. »Einen Safe?«
    Kaiser nickte zögernd.
    »Was ist drin?«
    »Das werden wir bald herausfinden.«
    Der Mann mit dem Schneidbrenner hatte endlich die Tür auf. Er trat einen Schritt zurück, sodass Kaiser den Inhalt des Safes in Augenschein nehmen konnte.
    »Sie haben den Inhalt noch nicht gesehen, oder?«, fragte er an Alex gewandt.
    »Nein.« Aber nicht, weil ich es nicht versucht hätte. »Was sehen Sie?«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind. Sie sind heute nichts weiter als ein Beobachter!«
    »Ich kann aber nichts beobachten von hier, wo ich stehe!«
    »Werfen Sie einen Blick auf den Notizblock auf dem Schreibtisch.«
    Alex tat wie geheißen. Es war ein kleiner Block, und auf der obersten Seite stand in Bleistift etwas in einer männlichen Handschrift geschrieben – hauptsächlich Zahlen. »Was ist das?«, fragte sie. »Es sieht aus wie GPS-Koordinaten.«
    »Das sind sie auch, nehme ich an. Dazu eine Zeit und ein Datum.«
    Alex las die Zahlen erneut. »Jesses, das ist heute!«
    »Ja. Um vierzehn Uhr. Ich denke, Ihr spezieller Freund, der Anwalt, wollte gerade seine Koffer packen.«
    »Wo sind diese Koordinaten?«
    »Das weiß ich noch nicht genau. Hank Kelly denkt, dass sie irgendwo an der Golfküste sind, wenn nicht direkt im Golf von Mexiko. Das GPS ist Hanks Hobby. Er spielt diese Spiele, wo Leute versteckte Sachen finden müssen, so eine Art moderne Schnitzeljagd. In seiner Freizeit natürlich. Was für eine Welt!«
    »Hier steht ein Name«, sagte Alex. »Haben Sie das gesehen?«
    »Ich meine, es heißt ›Alejo Padilla‹«, sagte Kaiser, ohne den Blick zu heben.
    »Scheint zu stimmen.«
    »Hört sich kubanisch an.«
    »Ja. Und dieses Kürzel gleich dahinter?«
    »C-P-T? Könnte Captain bedeuten.« »Sie glauben, Rusk wollte das Land verlassen?«, fragte Alex.
    »Genau das.«
    »Mit dem Boot?«
    »Oder mit einem Wasserflugzeug.«
    »Warum sollte er in einem Boot oder Wasserflugzeug aus dem Land fliehen wollen?«
    »Wenn man Konterbande mit sich führt – beispielsweise einen großen Geldbetrag –, ist es der beste Weg.« Kaiser rutschte auf den Knien zur Seite und breitete ein paar Papiere auf dem Boden aus.
    »Irgendetwas von Interesse?«, fragte Alex.
    »Würden Sie zwei puertoricanische Pässe interessant nennen?«
    »Was?«
    »Sie sind noch nicht gültig, aber sie sehen echt aus.«
    »Costa Rica …«, sagte Alex nachdenklich. »Wir haben mittlerweile ein Auslieferungsabkommen mit Costa Rica.«
    »Ja. Aber diese Pässe sind nicht auf die Rusks ausgestellt, sondern auf ein anderes Paar.«
    »Aber es sind die Fotos der Rusks?«
    »Ja. Sehen Sie selbst.«
    Alex trat vor und beugte sich über seine Schulter. Kaiser hatte recht. Sie nahm einen der Pässe und verglich das lächelnde Porträt von Andrew Rusk mit dem blutigen Leichnam im Sessel zu ihrer Linken. Gütiger Gott, er hatte einen schlimmen Tod. Sie blickte Kaiser an, der die Papiere durchblätterte: Versicherungspolicen, Testamente,

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