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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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spricht da?«, wollte Kaiser wissen.
    »Chris«, antwortete Alex. »Ich bin in seinem Zimmer. Können Sie seine Frage beantworten?«
    »Warten Sie.«
    Alex sah nach unten. Chris hatte ihren Ellbogen gepackt. »Die einzige Zahl, von der ich weiß, dass sie mit A abgekürzt wird, ist die Avogadrosche Zahl«, sagte er.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Eine chemische Konstante. Sie hat mit der molaren Konzentration zu tun. Jeder Schüler im Leistungskurs Chemie muss sie auswendig können.«
    »Was war das?«, fragte Kaiser.
    »Chris hat ein Passwort, das Sie ausprobieren können. Warten Sie.« Sie sah Chris fragend an. »Wie lautet die Zahl genau?«
    »Sechs Komma null zwo zwo mal zehn hoch dreiundzwanzig.«
    »Zehn hoch dreiundzwanzig?«, fragte Alex.
    Chris nickte.
    »Das ist also die dreiundzwanzig? A’s No. 23?«
    »Wie würden Sie das ausschreiben?«, fragte Kaiser.
    Chris sah zur Decke. »Sechs Komma null zwo zwo X eins null zwo drei.«
    »Habe ich gehört«, sagte Kaiser. »Neville tippt das Passwort soeben ein.«
    Alex Ohren rauschten, während sie wartete.
    »Fehlanzeige«, sagte Kaiser entmutigt. »Das ist es nicht.«
    Alex schloss die Augen.
    »Lassen Sie das Komma weg«, sagte Chris.
    »In Ordnung«, sagte Kaiser. »Byrd versucht es noch einmal …«
    Alex zuckte zusammen, als ein Triumphschrei durch den Hörer drang.
    »Das ist es!«, rief Kaiser. »Wir sind drin!«
    Alex drückte das Telefon so fest, dass ihre Hand schmerzte. »Was steht drin? John, was steht in der Datei?«
    »Warten Sie. Gütiger Himmel … es ist ein Geständnis, so viel ist klar. Seiten über Seiten.«
    Alex nahm Chris’ Hand in die ihre. »Sehen Sie den Namen von Grace? Sagen Sie mir, ob sie den Namen von Grace finden können!«
    »Ich suche … hier sind mehrere der Opfer aufgeführt, die Sie für mich aufgeschrieben haben.«
    Alex zitterte am ganzen Leib. Chris’ Kiefermuskeln arbeiteten unablässig.
    »Hier ist er«, murmelte Kaiser. »Grace Fennell. Ich habe den Namen vor mir, lese ihn direkt ab.«
    Alex spürte, wie die Tränen über ihre Wangen strömten. »Kopieren Sie diese Datei, John, auf der Stelle.«
    »Das hat Neville bereits getan«, versicherte er ihr. »Er druckt im Moment alles aus.«
    »Was ist mit Thora?«, fragte Chris unvermittelt. »Oder mit meinem Namen?«
    »Es dürfte wahrscheinlich der letzte Eintrag in der Datei sein«, mutmaßte Alex.
    »Nein. Der letzte Eintrag ist ein Mann namens Barnett. Ein Ölbaron. Rusk glaubt, dass Barnett sich mit ihm in Verbindung setzen wird, wegen einer Scheidung von seiner Frau.«
    »Suchen Sie weiter.«
    »Mach ich … warten Sie. Hier ist es. Dr. Christopher Shepard. Es steht alles Schwarz auf Weiß da, Alex. Alle Beweise der Welt.«
    Chris presste die Faust vor den Mund, als hätte er Angst, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Kaiser fasziniert. »Ich meine, ich habe die Trophäen von Serienmördern gesehen, von wahren Monstern, aber das hier … es ist reines, nacktes Geschäft. Nichts als beschissene, unverhohlene Gier. Geldgier von Leuten, die es eigentlich besser hätten wissen müssen.«
    Alex sah Tränen in Chris’ Augen.
    »Hören Sie sich das an«, fuhr Kaiser fort. »›Im November 1998 trat ein Studienkommilitone namens Michael Collins an mich heran, ein Strafverteidiger, der für Gage, Taft und LeBlanc arbeitet. Collins wollte meinen Rat in Bezug auf einen Mandanten, einen Arzt namens Eldon Tarver. Dr. Tarvers Frau war kürzlich an Krebs gestorben, doch die Familie der Toten war überzeugt, dass es sich um ein faules Ding handelte. Es war eine reiche Familie, und Tarver befürchtete, dass sie versuchen würden, die Polizei einzuschalten. Er hatte Collins engagiert, weil er glaubte, dass man ihn verhaften könnte. Ich war erstaunt, dass Collins ausgerechnet meine Hilfe suchte, weil ich mich auf Scheidung spezialisiert habe, doch Michael meinte, er wollte meinen psychologischen Rat, nicht meine anwaltliche Expertise.
    Im Verlauf zweier Besprechungen mit Dr. Tarver wurde mir die Natur von Michaels Problem bewusst: Sein Mandant war schuldig. Tarver besaß nicht die Unverfrorenheit, diese Tatsache einzuräumen, doch es war in meinen Augen offensichtlich. Ich bin in meinem ganzen Leben noch niemals einer so arroganten Selbstsicherheit begegnet, nicht einmal von Seiten meines Vaters, und das bedeutet eine Menge.
    Letztendlich wurde keine Anklage gegen Eldon Tarver erhoben – hauptsächlich, weil die Gegenseite

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