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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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um Ihnen zu helfen? Das sage ich nicht einfach so dahin. Ich war früher Bezirksstaatsanwalt in Houston, und ich habe immer noch gute Verbindungen zu den Behörden des Bundes.«
    Mit einem Mal wurde Alex bewusst, dass Penn Cage der Staatsanwalt war, der einen ehemaligen Direktor des FBI vernichtet hatte, indem er ihn der Vertuschung eines rassistisch motivierten Mordes in den sechziger Jahren überführte. »Ich wünschte, Sie hätten mir dieses Angebot vor einer Woche gemacht«, sagte sie.
    Cages Augen brannten mit überraschender Intensität. »Ich mache es jetzt. Sagen Sie mir, was Dr. Shepard braucht, und ich tue, was in meiner Macht steht, um es zu besorgen.«
    Alex sah auf ihre Uhr. Sie war mit den Gedanken bereits bei Kaisers Hubschrauber. »Kennen Sie Chris gut?«
    »Nicht so gut, wie ich ihn gerne kennen würde. Aber mein Vater sagt, er sei der anständigste Mann, mit dem er je gearbeitet hat. Und das bedeutet eine Menge.«
    »Ich denke genauso«, sagte Alex zu ihrer eigenen Überraschung.
    »Lassen Sie sich nicht von mir aufhalten. Vergessen Sie nur nicht, was ich gesagt habe.«
    »Mach ich.«
    Alex wandte sich um und eilte zu den Aufzügen. Zehn Schritte weiter passierte sie die Tür zum Zimmer ihrer Mutter. Margaret Morse würde nie erfahren, ob ihre Tochter da gewesen war, und beinahe wäre Alex weitergelaufen. Doch auf halbem Weg zu den Lifts blieb sie abrupt stehen, machte kehrt und rannte zurück. Sie platzte ins Zimmer ihrer Mutter. Genau wie bei Chris drückte sie ihr die Hand und beugte sich zu ihr hinunter.
    »Mom?«, flüsterte sie. »Ich bin es, Alexandra. Jamie wird nichts geschehen. Ich sorge dafür. Du kannst jetzt loslassen.«
    Sie betete um ein Zeichen, ein blinzelndes Auge oder einen sich bewegenden Finger – doch da war nichts. Sie küsste ihre Mutter auf die Wange und rannte aus dem Zimmer.

52
    Ein stromlinienförmiger, weißer Bell 430 senkte sich auf das Landefeld auf dem Dach der Uniklinik. Die Maschine besaß ein Fassungsvermögen von acht Passagieren plus zwei Piloten und konnte bei einer Geschwindigkeit von 140 Knoten vier Stunden in der Luft bleiben. Der Bell 430 würde Alex auf direktem Weg bis hinunter zur Golfküste bringen. Sie rannte tief geduckt unter den Rotoren hindurch zum Einstieg. Das vertraute Wupp-wupp-wupp brachte ihr Blut in Wallung. Sie sprang durch die offene Luke, warf einen raschen Blick auf die sechs schwarz gekleideten SWAT-Agenten hinter Kaiser und schnallte sich neben ihm in den Sitz.
    »Fertig?«, brüllte Kaiser.
    Alex antwortete mit erhobenem Daumen.
    Kaiser grinste, als das Heulen der Turbine lauter wurde. »Diese Dinger erinnern mich immer an Vietnam.«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    »Gute Frage.« Er drückte beruhigend ihre Schulter. »Die Aufgabe besteht jetzt darin, Tarver lebendig zu schnappen.«
    Alex nickte.
    »Das ist der Punkt, an dem Sie ins Spiel kommen. Mit diesem Argument habe ich dem Direktor Ihre Anwesenheit an Bord verkauft.«
    »Dann bin ich also wieder Geisel-Unterhändlerin?«
    »Sozusagen. Sie werden verhandeln, nur dass es keine Geiseln gibt. Zumindest hoffen wir das.«
    »Amen.«
    »Ich muss kurz nach vorne und mit dem Piloten reden, bevor wir abheben.«
    Kaiser schnallte sich los und ging nach vorn. Er beugte sich zu dem Piloten hinunter und redete auf ihn ein. Alex blickte nach draußen. Der Himmel über ihnen war grau. Im Osten türmten sich schwarze Wolken. Als Alex eine Vibration am Oberschenkel spürte, griff sie in die Tasche und zog ihr Handy hervor. Sie sah auf das Display: 1 NEUE NACHRICHT. Sie klappte das Gerät auf und sah, dass die Nachricht von Jamie war. Endlich! Sie drückte auf LESEN. Die Nachricht lautete: Dad packt unsere Sachen. Sagt, wir ziehen um. Heute noch! Habe gehört, wie er mit ihr über Mexiko geredet hat. Kann er mich einfach mitnehmen nach Mexiko? Er scheint Angst zu haben. Ich habe auch Angst. Kannst du mich nicht holen? Rest am Computer. Dad lässt mich nicht telefonieren.
    Alex knallte das Handy auf ihren Oberschenkel. Bills Timing war wie üblich perfekt. Am liebsten hätte sie Kaiser gebeten, den Hubschrauber zum Ross Barnett Reservoir umzuleiten, um Jamie zu holen, aber das ging natürlich nicht. Andrew Rusks schriftliches Geständnis würde Bill Fennell bald genug an die Wand nageln, doch im Augenblick hatte Bill die gesetzliche Vormundschaft über den Jungen.
    Alex hatte geglaubt, der Hubschrauber würde sie zu dem Mann bringen, der Grace ermordet hatte, doch nun wurde ihr bewusst, dass

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