Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
nicht Eldon Tarver der Mörder ihrer Schwester war. Tarver war nur Erfüllungsgehilfe gewesen, die Waffe. Der eigentliche Mörder war Bill Fennell. Und jetzt plante er, genau wie Tarver, aus dem Land zu flüchten – mit Jamie im Gepäck. Damit blieb Alex keine Wahl; ihre nächsten Aktionen standen fest. Doch sie konnte Kaiser nicht sagen, warum sie aus dem Hubschrauber musste. Gut möglich, dass sie selbst innerhalb der nächsten dreißig Minuten gegen das Gesetz verstoßen würde. Ein Kind entführen. Und sie durfte Kaiser nicht hineinziehen.
    Sie drückte sich das Mobiltelefon ans Ohr und tat, als würde sie eine Unterhaltung mit den Krankenschwestern ihrer Mutter führen. »Was?«, rief sie ins Mikrofon. »Ich kann Sie nicht verstehen!«
    Kaiser drehte sich um und beobachtete sie aus dem Cockpit.
    »Wann?«, rief Alex. »Was bedeutet das …? Ihre Nieren? In den nächsten paar Stunden? O Gott. Also gut, ich bin unterwegs … Vielleicht zehn Minuten.«
    Kaiser kam zurück und kniete vor ihr nieder. »Was ist passiert?«
    »Meine Mutter. Organversagen … sämtliche Organe. Sie hat eine Patientenverfügung unterschrieben, was bedeutet, dass sie in den nächsten Minuten sterben wird.«
    Kaiser blickte auf die Uhr, starrte auf den Metallboden der Maschine und schaute dann Alex in die Augen. »Es ist Ihre Entscheidung. Wir können nicht auf Sie warten, falls Sie jetzt aussteigen. Ist sie denn bei Bewusstsein?«
    »Immer wieder ein paar Augenblicke. Meistens nicht. Trotzdem … sie ist meine Mutter, John.«
    »Ich weiß.« Wieder schaute er auf seine Uhr, während er lautlos rechnete. »Ich wünschte, Sie könnten dabei sein. Sie wissen, dass es auf ein Patt hinausläuft und dass Sie diejenige mit der Flüstertüte sein könnten.«
    »Machen Sie es nicht schlimmer, als es ist.« Alex zwang sich zu einem Lächeln. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir die Chance verschafft haben, John. Und jetzt fliegen Sie los. Nageln Sie den verdammten Bastard fest.«
    Alex löste ihren Sicherheitsgurt und stieg aus der Maschine. Kaiser kniete in der großen Schiebetür und blickte ihr voller Mitgefühl hinterher. »Es tut mir leid wegen Ihrer Mom!«, rief er ihr über die wummernden Schläge der Rotoren hinweg nach.
    Alex winkte und sprintete zum überdachten Weg am Rand des Landefelds.
    Der Bell 430 stieg in den sich verdunkelnden Himmel, ehe sie die Tür erreicht hatte; dann flog er in einem weiten Bogen nach Süden davon.
    Alex zog ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Will Kilmer.
    Der FBI-Helikopter befand sich dreißig Meilen südlich von Jackson, als die Zweifel, die seit dem Start an Kaiser genagt hatten, übermächtig wurden. Er nahm sein Handy hervor, wählte die Auskunft und ließ sich die Nummer der Universitätsklinik geben. Als die Telefonzentrale sich meldete, gab er sich als Agent des FBI zu erkennen und verlangte die Oberschwester der onkologischen Abteilung zu sprechen. Während er wartete, kam einer der Agenten nach vorn. »Was ist los, John?«, fragte er. »Irgendwelche Neuigkeiten?«
    Kaiser schüttelte den Kopf. »Ich kaufe Morse die Geschichte von ihrer Mutter nicht ab.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Morse unter gar keinen Umständen die Chance verpassen würde, den Kerl zur Strecke zu bringen, der ihre Schwester auf dem Gewissen hat. Es ist mir egal, ob ihre Mutter im Sterben liegt. Morse hätte beinahe ihre Karriere wegen dieser Sache ruiniert, und sie würde den letzten Akt um nichts in der Welt verpassen.«
    »Hallo?«, fragte eine verärgerte weibliche Stimme. »Wer ist am Apparat?«
    »Special Agent John Kaiser, FBI. Wir haben einen Notfall, bei dem es um Leben und Tod geht. Die Tochter Ihrer Patientin Margaret Morse ist darin verwickelt, Agentin Alex Morse.«
    »Ich … sie.«
    »Könnten Sie bitte lauter sprechen? Ich sitze in einem Hubschrauber.«
    »Ich kenne sie!«
    »Okay, Ma’am. Ist Agentin Morse jetzt bei Ihnen im Krankenhaus? Bei ihrer Mutter?«
    »Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit sie vor zwanzig Minuten nach draußen gerannt ist.«
    »Ich verstehe. Was können Sie mir über den Zustand der Mutter sagen? Hat er sich plötzlich verschlimmert?«
    »Viel schlimmer kann er nicht mehr werden.«
    »Haben ihre Organe versagt? Haben Sie oder das Krankenhaus in den letzten Minuten Agentin Morse angerufen und ihr gesagt, dass ihre Mutter stirbt?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Warten Sie, ich sehe nach.«
    Kaiser schaute seinen Piloten an, deutete auf den Geschwindigkeitsmesser und signalisierte

Weitere Kostenlose Bücher